Vom ersten Honorar nach dem Krieg kauft sich Arno Schmidt eine einfache Kamera. Anfang der Sechziger ersetzt er sie durch eine moderne Großbildkamera für Rollfilm. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit widmet er sich auch intensiv der Lichtschrift der Natur, der Fotografie. Die größte Gruppe innerhalb seines umfangreichen Fotonachlasses nehmen die Landschafts- und Naturfotografien ein. Er nimmt Waldboden, Wiesen, Bäche, Felder, den eigenen Garten und die Umgebung auf. Er bevorzugt ein quadratisches Format. Kurator Janos Fercot
"Seine Themen sind fotografisch in den Farbfotografien, die Landschaften um Bargfeld, im Wesentlichen. In den früheren Fotografien, den Schwarzweiß-Fotografien, von denen hier eine etwas kleinere Auswahl ist, sieht man auch das ganz normale Dokumentieren der Ortschaften, der Häuser, in den man gelebt hat."
Und das waren immer Nester. Nester im Sinne von winzigen Ortschaften, aber auch Nester im Sinne von versteckten Vogelbauten. Arno Schmidt war als Literat ein Zivilisationsflüchtling und kein einfacher Mensch. Er fotografierte menschenleere und tierleere Landschaften mit harten Kontrasten, mit langen Schatten und tiefen Fluchten.
Er ist, sagt Ausstellungsmacher Fercot, ebenso wie Gottfried Benn und Ernst Jünger, das große "Zeitablehnungsgenie". So liegt die Vermutung nahe: Seine Literatur sei fotografisch inspiriert, wie umgekehrt seine Fotografie literarisch - lyrisch ist.
"Aber die Kamera war ihm offenbar genau so wichtig wie ne Schreibmaschine."
In seinem Text "Gadir: Erkenne dich selbst" heißt es: "Himmel glüht blau und scheußlich wolkenlos (ieber ein Himmel ohne Götter als ohne Wolken)
"Es geht ihm eher darum, die Sachen genau, präzise mit einer gewissen Kühle auch abzuzeichnen, aber in dieser Kühle spürt man auch eine starke Emotionalität."
Man sollte sich als Betrachter keinen sentimentalen Hoffungen hingeben. Die Wiese, das Feld, der Acker, die Birkenrinde, die Blume, das Wasser sind keine sanften Versprechungen auf eine heile Welt, kein Gegenentwurf eines glücklichen Eden zur feindlichen Welt. Es ist fotografische Beobachtung und Beschreibung, nicht mehr und nicht weniger.
"Es ist eher dieses ständige Bewusstsein der Gefährdung. Die Natur ist immer gefährdet, und zwar nicht nur durch den Menschen, sondern auch durch sich selbst, wenn man so will. Also es gibt ganz viele Stellen, wo er sagt, "diese Perversitäten, die dieser Schöpfer sich da ausgedacht hat, Pilze, die auf Raupen wachsen", auf lebenden Tieren, das will ihm nicht in den Kopf, dass diese ganze Zerstörung, des sich gegenseitig Fressen, irgendwie in der Schöpfung intendiert ist. Und was ihn auch erbittert hat, waren zum Beispiel die Bauern, die waren für ihn geradezu ein Feindbild."
Der Bauer pflegt und kultiviert nicht den Acker, sondern zerstört das Gewachsene, meinte Arno Schmidt. Der Atheist Schmidt schreibt in "Schwarze Spiegel":
"Das ist das Schönste im Leben: Nachttief und Mond, Waldsäum, ein still glänzendes Gewässer fern in bescheidener Wieseneinsamkeit.
Die Gefahr ist groß einer unreflektierten Schönheit der Fotos zu erliegen. Die ereignislose, karge Heide - Landschaft ist eher der Bühnenraum für die literarischen Figuren und ihren Autor.
So wie seine Literatur, Buchstaben und Worte unserer Alltagssprache benutzt und sie zu teils surrealen und ungekannten, ungrammatischen Kombinationen vereint, setzen sich auch die Landschaften aus Bekanntem zusammen, und werden wieder fremd.
In seinem bekanntesten und größten Werk, "Zettels Traum", spricht Arno Schmidt vom Fotografieren als "Protest gegen die Vergänglichkeit".
Am romantischen Rhein, im Arp-Museum, mit Blick auf das Siebengebirge hat die Ausstellung einen wunderbaren Platz, ein museales Nest, gefunden..
"Viele Pilzruinen noch vom vorigen Jahr her. Weit drinnen dahlte ein Wässerlein durch stark grün verbrämte Reiser, sickerte aus einer großen Wiese zusammen, gesetzlos und schön."
Die Zumutung dieser Fotos liegt in der gottlosen Schönheit, die Arno Schmidt in Farbe gemacht hat. Es heißt an einer Stelle "Aus dem Leben eines Fauns" nüchtern:
"Am Ende bleibt nur: Kunstwerke; Naturschönheit; reine Wissenschaften. In dieser heiligen Trinität."
"Seine Themen sind fotografisch in den Farbfotografien, die Landschaften um Bargfeld, im Wesentlichen. In den früheren Fotografien, den Schwarzweiß-Fotografien, von denen hier eine etwas kleinere Auswahl ist, sieht man auch das ganz normale Dokumentieren der Ortschaften, der Häuser, in den man gelebt hat."
Und das waren immer Nester. Nester im Sinne von winzigen Ortschaften, aber auch Nester im Sinne von versteckten Vogelbauten. Arno Schmidt war als Literat ein Zivilisationsflüchtling und kein einfacher Mensch. Er fotografierte menschenleere und tierleere Landschaften mit harten Kontrasten, mit langen Schatten und tiefen Fluchten.
Er ist, sagt Ausstellungsmacher Fercot, ebenso wie Gottfried Benn und Ernst Jünger, das große "Zeitablehnungsgenie". So liegt die Vermutung nahe: Seine Literatur sei fotografisch inspiriert, wie umgekehrt seine Fotografie literarisch - lyrisch ist.
"Aber die Kamera war ihm offenbar genau so wichtig wie ne Schreibmaschine."
In seinem Text "Gadir: Erkenne dich selbst" heißt es: "Himmel glüht blau und scheußlich wolkenlos (ieber ein Himmel ohne Götter als ohne Wolken)
"Es geht ihm eher darum, die Sachen genau, präzise mit einer gewissen Kühle auch abzuzeichnen, aber in dieser Kühle spürt man auch eine starke Emotionalität."
Man sollte sich als Betrachter keinen sentimentalen Hoffungen hingeben. Die Wiese, das Feld, der Acker, die Birkenrinde, die Blume, das Wasser sind keine sanften Versprechungen auf eine heile Welt, kein Gegenentwurf eines glücklichen Eden zur feindlichen Welt. Es ist fotografische Beobachtung und Beschreibung, nicht mehr und nicht weniger.
"Es ist eher dieses ständige Bewusstsein der Gefährdung. Die Natur ist immer gefährdet, und zwar nicht nur durch den Menschen, sondern auch durch sich selbst, wenn man so will. Also es gibt ganz viele Stellen, wo er sagt, "diese Perversitäten, die dieser Schöpfer sich da ausgedacht hat, Pilze, die auf Raupen wachsen", auf lebenden Tieren, das will ihm nicht in den Kopf, dass diese ganze Zerstörung, des sich gegenseitig Fressen, irgendwie in der Schöpfung intendiert ist. Und was ihn auch erbittert hat, waren zum Beispiel die Bauern, die waren für ihn geradezu ein Feindbild."
Der Bauer pflegt und kultiviert nicht den Acker, sondern zerstört das Gewachsene, meinte Arno Schmidt. Der Atheist Schmidt schreibt in "Schwarze Spiegel":
"Das ist das Schönste im Leben: Nachttief und Mond, Waldsäum, ein still glänzendes Gewässer fern in bescheidener Wieseneinsamkeit.
Die Gefahr ist groß einer unreflektierten Schönheit der Fotos zu erliegen. Die ereignislose, karge Heide - Landschaft ist eher der Bühnenraum für die literarischen Figuren und ihren Autor.
So wie seine Literatur, Buchstaben und Worte unserer Alltagssprache benutzt und sie zu teils surrealen und ungekannten, ungrammatischen Kombinationen vereint, setzen sich auch die Landschaften aus Bekanntem zusammen, und werden wieder fremd.
In seinem bekanntesten und größten Werk, "Zettels Traum", spricht Arno Schmidt vom Fotografieren als "Protest gegen die Vergänglichkeit".
Am romantischen Rhein, im Arp-Museum, mit Blick auf das Siebengebirge hat die Ausstellung einen wunderbaren Platz, ein museales Nest, gefunden..
"Viele Pilzruinen noch vom vorigen Jahr her. Weit drinnen dahlte ein Wässerlein durch stark grün verbrämte Reiser, sickerte aus einer großen Wiese zusammen, gesetzlos und schön."
Die Zumutung dieser Fotos liegt in der gottlosen Schönheit, die Arno Schmidt in Farbe gemacht hat. Es heißt an einer Stelle "Aus dem Leben eines Fauns" nüchtern:
"Am Ende bleibt nur: Kunstwerke; Naturschönheit; reine Wissenschaften. In dieser heiligen Trinität."