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Protest gegen Islamismus
Muslime setzen Zeichen gegen Terror

Beim Friedensmarsch in Köln haben Muslime aus ganz Deutschland Stellung gegen Gewalt und Terror von Islamisten bezogen. Die muslimische Zivilgesellschaft dürfe nicht die Extremisten sprechen lassen, so die Organisatoren. Doch es sind viel weniger Menschen zu der Kundgebung gekommen als die Veranstalter gehofft hatten.

    Unter dem Motto "Nicht mit uns - Muslime und Freunde gegen Gewalt und Terror" haben am Samstag (17.06.17) in der Kölner Innenstadt nach Polizeiangaben einige Hundert Menschen gegen Terrorismus, Krieg, Diktatur und Extremismus demonstriert.
    Unter dem Motto "Nicht mit uns - Muslime und Freunde gegen Gewalt und Terror" haben in der Kölner Innenstadt nach Polizeiangaben einige Hundert Menschen gegen Terrorismus, Krieg, Diktatur und Extremismus demonstriert. (imago/epd - Meike Böschemeyer)
    Nach Angaben der Veranstalter waren es 3.000 bis 3.500 Menschen, die sich zum "Marsch von Muslimen und Freunden gegen Gewalt und Terror" in Köln versammelten - Medien hingegen berichten von rund 1.000 Teilnehmern. Die Veranstalter hatten mit bis zu 10.000 Menschen gerechnet, die zur Kundgebung kommen.
    Der Marsch im islamischen Fastenmonat Ramadan soll ein Zeichen für eine solidarische und friedliche Welt setzen. Initiatoren sind die Islamwissenschaftlerin Kaddor und der muslimische Friedensaktivist Mohamad.
    "Fehler, nicht bei einem solchen Marsch dabei zu sein"
    Kaddor sagte: "Wir wollen niemanden in unseren Reihen wissen, der im Namen des Islam unschuldige Menschen tötet." Es sei Zeit, gegen den islamistischen Terror auf die Straßen zu gehen und ein deutliches Zeichen zu setzen. Die friedliebenden Muslime und die muslimische Zivilgesellschaft dürften nicht die Extremisten sprechen lassen. Zur mäßigen Beteiligung sagte sie, es sei ein Fehler, bei einem solchen Friedensmarsch nicht dabei zu sein.
    Auf Transparenten war "Muslime sind nicht schuld" zu lesen oder "Hass macht die Erde zur Hölle".
    Mohamad sagte, er wolle nicht nach Gesetzen leben, die nicht mit dem Grundgesetz zu vereinbaren seien. Er verurteilte Terrorismus, Nationalsozialismus und Homophobie. Er sagte: "Wir brauchen ein gesellschaftliches Klima, das den Dialog fördert und den Hass bekämpft." Und erinnerte an den im Islam verankerten Satz: "Tötest Du einen Menschen, tötest Du die ganze Menschheit."
    Teilnehmerin Beyza Gürlevik aus Herne sagte, die Muslime seien zweifach betroffen: "Von den Anschlägen selbst und weil die Schuld auf uns geschoben wird. Es ist wichtig, zu zeigen, dass wir gegen islamistischen Terror sind." Auch Abdallah Sars und Reham Alzubi nehmen an dem Marsch teil. Sie seien im Dezember vor dem IS aus der syrischen Stadt Homs geflohen, erzählen sie und sagen: "Es ist für uns sehr ermutigend, dass die muslimische Community in Deutschland gegen den islamistischen Terror protestiert."
    Auch viele Nicht-Muslime und Politiker hatten zur Teilnahme aufgerufen. Der größte Islam-Dachverband in Deutschland, Ditib, hatte sich dagegen von der Veranstaltung distanziert. Er hatte die Absage unter anderem damit begründet, dass muslimische Anti-Terror-Demos die Muslime stigmatisierten. Außerdem sei eine solche Aktion jetzt im Ramadan unzumutbar für die fastenden Muslime.
    Politiker kritisieren Ditib für Absage
    Dies stieß in der deutschen Politik auf deutliche Kritik. Der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Kauder, sagte der "Welt am Sonntag", Ditib fördere mit der Argumentation nicht die Verständigung. "Dass Ditib nicht an der Demonstration teilnimmt, ist kein gutes Signal." Bundesinnenminister de Maizière (CDU) sagte der "Rheinischen Post": "Teilnehmen wäre besser gewesen als abseits stehen." Es sei bedauerlich, dass nicht alle islamischen Dachverbände die Initiative unterstützten. Justizminister Maas (SPD) schrieb in einem Gastbeitrag im "Kölner Stadt-Anzeiger", die muslimischen Verbände seien in einer "besonderen Verantwortung, extremistische Strömungen in den Moscheen bereits im Keim zu ersticken". Das scheine Ditib nicht verstanden zu haben.
    Unterstützt wurde die Demonstration in Köln unter anderem vom Zentralrat der Muslime in Deutschland und der Türkischen Gemeinde, aber auch von christlichen Gruppen und deutschen Parteien. Zu den zahlreichen Einzelunterzeichnern des Aufrufs zählen zudem führende Politiker von CDU, SPD, Grünen, Linken und FDP ebenso wie der Schriftsteller Navid Kermani und die Fernsehmoderatorin Nazan Eckes.
    Orientalist Mustafa: Friedensmarsch sei kontraproduktiv
    Der Orientalist Imad Mustafa hatte den Friedensmarsch im Vorfeld als kontraproduktiv bezeichnet. Er sagte im DLF, der Islam werde dadurch mit Gewaltformen in Verbindung gebracht. Er gehe davon aus, dass Muslime ganz natürlicherweise Terrorismus ablehnten und sich gar nicht erst dazu äußern müssten.
    (vic/ach)