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Protest gegen neue Vattenfall-Tagebaupläne

In der Lausitz in Brandenburg plant der Energiekonzern Vattenfall neue Tagebaue zu erschließen, um Braunkohle abzubauen. Das gefällt den Umweltverbänden nicht. Deshalb haben mehrere im Klimaschutz aktive Verbände und Vereine ein Volksbegehren ins Leben gerufen, um Vattenfall zu stoppen. Unsere Korrespondentin für das Bundesland Brandenburg, Claudia van Laak, informiert über die Pläne des Energiekonzerns und erste Reaktionen aus der Region.

Von Claudia van Laak |
    Jänschwalde-Nord - so heißt der geplante Tagebau, der eine Fläche von etwa 4.500 Fußballfeldern umfasst. 250 Millionen Tonnen Rohbraunkohle will der Energiekonzern Vattenfall hier fördern. Das Feld liegt im Südosten Brandenburgs - östlich schließt mit der Neiße das Nachbarland Polen an, im Süden der Freistaat Sachsen. Für den neuen Tagebau müssen eine Bahnstrecke und eine Bundesstraße verlegt werden. Drei Dörfer mit insgesamt 900 Einwohnern sowie geschützte Naturräume würden dem Kohlebagger zum Opfer fallen. Die Pläne werden von Brandenburgs SPD-CDU-Landesregierung mit Wohlwollen begleitet - ein Grund für den Optimismus von Vattenfall-Sprecher Markus Füller.

    "Wir sind uns insofern relativ sicher, dass wir in dem Gefühl leben, dass wir für das Geschäft, das wir betreiben, gute Argumente haben. Und dass diese guten Argumente auch in der Bevölkerung um uns herum greifen. Da haben wir schon das Gefühl, dass diese Akzeptanz in der Region für unser Geschäft auch existiert."

    Die guten Argumente für Vattenfall sind 5.000 Arbeitsplätze in Brandenburg und ein Beitrag zur Energiesicherheit des Landes. Dazu kommt: Der Energiekonzern verspricht, die im neuen Tagebau Jänschwalde Nord zu fördernde Braunkohle klimafreundlich zu verstromen. Die CCS-Technologie - also die Abscheidung und anschließende Verpressung des CO2 - soll hier in einem großen Kraftwerk zur Anwendung kommen. Reinhard Hassa - Vorstandschef der Vattenfall-Sparte Bergbau und Energieerzeugung:

    "Erklärtes Ziel ist, dass wir die neuen Tagebaufelder für neue Kraftwerke aufschließen und alte Standorte sichern, das ist ganz klar. Aber dann als Folge unserer Demonstrationsanlage, die wir im nächsten Jahrzehnt in Jänschwalde in Betrieb nahmen, auch neue Anlagen in Jänschwalde mit CCS-Technologie bauen."

    Mit diesem Klimaversprechen erhofft sich der Energiekonzern mehr Zustimmung für den Aufschluss neuer Tagebaue - läuft doch derzeit in Brandenburg ein Volksbegehren gegen die Vattenfall-Pläne. Die 900 Einwohner der von der Abbaggerung betroffenen Dörfer Atterwasch, Kerkwitz und Grabko sind in der letzten Woche über ihre drohende Umsiedlung informiert worden. Wir leisten Widerstand, sagt Monika Schulz, CDU-Landtagsabgeordnete aus Atterwasch.

    "Wir haben uns an und für sich verschworen in den Dörfern, wir werden kämpfen, wir werden alle Mittel nutzen, die uns zur Verfügung stehen, aber wenn das nicht der Fall ist, dann gibt es natürlich mittlerweile auch Leute, die sagen, lieber heute als morgen, ich kann das auch verstehen."

    Die CDU-Politikerin Monika Schulz kämpft gegen die Abbaggerung ihres Dorfes, gegen neue Braunkohletagebaue in der Lausitz. Mit dieser Meinung steht sie ziemlich allein da in der Brandenburger CDU. Doch sie lässt sich den Mund nicht verbieten, genauso wenig wie der evangelische Pfarrer aus Atterwasch. Leider haben viele im Dorf bereits jetzt resigniert, sagt Mathias Berndt.

    "Und viele Leute sind auch der Meinung, dass es keinen Sinn hat, etwas dagegen zu machen. So nach dem Motto, die machen sowieso mit uns was sie wollen, und wir können uns dem nur fügen, wir sind die armen kleinen Opfer. Die haben natürlich noch nicht begriffen, dass wir nicht mehr in der DDR sind und dass wir gar nicht so klein sind. Denn viele Kleine übereinandergeschichtet werden auch groß."

    Doch die Erfahrung sagt vielen Lausitzern, dass es müßig ist, gegen die Zerstörung von Natur, Landschaft und Heimat zu kämpfen - nach 20 Jahren Widerstand gegen die Braunkohlenbagger und mehreren verlorenen Gerichtsprozessen haben auch die letzten Bewohner des Dorfes Horno vor einigen Jahren aufgegeben und sind umgezogen.