Hongkongs Flughafen ist der entscheidende Verkehrsknotenpunkt der autonom regierten Stadt. Ihn teilweise lahmzulegen oder zumindest die Abläufe zu stören, das ist auch heute eines der Ziele der Anti-Regierungs-Demonstranten. Sie wollen unter anderem Zufahrtswege blockieren.
Die Flughafen-Gebäude besetzen, so wie vor knapp 14 Tagen, dürfen die Protestierer allerdings nicht. Ein Hongkonger Gericht hat das den Demonstranten gestern ausdrücklich verboten.
40 Kilometer lange Menschenkette
Am Abend hatten die Anti-Regierungs-Demonstranten eine rund 40 Kilometer lange Menschenkette quer durch Hongkong gebildet: vom mit Hochhäusern gesäumten Zentrum Hongkongs über Einkaufsstraßen und Wohngebiete bis auf den knapp 500 Meter hohen Berg "Lion Rock" zog sich die Menschenkette.
"Statt mit der Polizei aneinanderzugeraten halten wir uns einfach an den Händen," sagt dieser Teilnehmer "Das ist unser etwas anderes Zeichen des Protests gegenüber der Regierung und dem Rest der Welt."
Nach Angaben der Organisatoren haben 135.000 Hongkonger mitgemacht. Vorbild für die Aktion war eine als "Baltischer Weg" bekannt gewordene Menschenkette, mit der die Bürger Litauens, Lettlands und Estlands vor 30 Jahren gegen die kommunistische Führung der Sowjetunion protestierten.
"Wir machen weiter"
Die Massendemonstrationen in Hongkong dauern nun seit rund zweieinhalb Monaten. Die Proteste haben inzwischen weite Teile der Bevölkerung erfasst. Die Demonstranten sind frustriert über den stetig wachsenden Einfluss von Chinas Staats- und Parteiführung auf die autonom regierte Stadt.
"Ich bin überzeugt, dass in den nächsten Jahren viele Hongkonger auswandern werden. Hongkong ist nicht mehr das, was es mal war. Die Stadt ist gestorben," sagt dieser Teilnehmer der Menschenkette gestern. Trotzdem will er nicht aufgeben: "Wir zeigen, dass wir Kraft haben und zusammenstehen. Wir sind Hongkonger. Wir machen weiter."
Die Demonstranten fordern demokratische Reformen in Hongkong, die verbindliche und formelle Rücknahme des umstrittenen China-Auslieferungsgesetzes und eine Kommission, die das umstrittene Vorgehen der Hongkonger Polizei der vergangenen Wochen aufklärt.
Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam lehnt Zugeständnisse weiter ab. Chinas Staats- und Parteiführung in Peking bezeichnet die Hongkonger Proteste pauschal als Unruhen. Die Demonstranten stellt sie als Gewalttäter, Randalierer und Terroristen dar, die die Einheit des chinesischen Staates zerstören wollten. Sie hat inzwischen eine weltweite Medien- und Propaganda-Kampagne gegen die Hongkonger Massenproteste gestartet.