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Proteste gegen Akademikerball
In Wien bittet Europas Rechtsaußen zum Tanz

Der Akademikerball in Wien gilt als Vernetzungstreffen der Rechtsextremen. Jedes Jahr gibt es deshalb Proteste von Gegnern gegen die von der rechtspopulistischen FPÖ veranstaltete Ballnacht. Dieses Jahr hat die Polizei Demonstrationen nahe der Wiener Hofburg verboten und einen Bannkreis gezogen.

Von Stephan Ozsváth | 24.01.2014
    Es ist wieder soweit. Die Ballsaison in Wien hat begonnen. Und alljährlich treffen sich auch dieses Jahr wieder Europas Rechtsaußen zur rauschenden Ballnacht in der Wiener Hofburg. Etwa Heinz-Christian Strache, der Chef der rechtspopulistischen FPÖ.
    Das Glamour-Treffen der Burschenschaftler und Rechts-Politiker hat Tradition - Akademikerball nennt sich das Tänzchen im Dreiviertel-Takt. Ein harmloser Name, der eines verschleiert, so Nikolaus Kunrath von den Wiener Grünen:
    "Es sind sehr viele Menschen, die aus dem Ausland kommen, die diesen Ball besuchen. Die wegen Holocaust-Verleugnung zum Teil verurteilt oder zumindest vorbestraft sind."
    Marine Le Pen aus Frankreich und der Niederländer Geert Wilders etwa sind gern gesehene Gäste in der Wiener Hofburg. Gemeinsam mit der rechtspopulistischen FPÖ, die den Ball veranstaltet, wollen sie bei der Europa-Wahl gemeinsam antreten. Über FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sagt der Wiener Rechtsextremismusexperte Bernhard Weidinger:
    "Strache hat eine Jugend im Neonazismus verbracht. In der heutigen FPÖ steht Strache eher für einen ressentimentgeladenen populistischen Kurs. Eindeutig auf dem Boden rechter bis rechtsextremer Weltanschauungen."
    Wie jedes Jahr gibt es auch diesmal Gegendemonstrationen. Holocaust-Überlebende fordern in einem offenen Brief: Keine rechtsextremen Vernetzungstreffen in der Wiener Hofburg mehr. Parlamentspräsidentin Barbara Prammer von den Sozialdemokraten gibt zu bedenken:
    "Ich glaube, dass es schon wichtig ist, immer wieder auf Überlebende zu hören. Und auf deren Empfindungen zu hören. Und daher sind derartige Bälle schon ein Anlass der Provokation."
    Doch die Veranstaltung findet statt. Und die Gegner des Balls machen ebenfalls mobil. Die Antifa in Österreich und Deutschland wirbt für Bustouren nach Wien – "unseren Hass könnt Ihr haben", heißt es da. In Internet-Foren kursieren Demonstrationsaufrufe. In den letzten Jahren hatte es auch Übergriffe auf die Rechts-Vor-Tänzer gegeben. Veranstalter Udo Guggenbichler von der FPÖ malt deshalb ein Gewaltszenario an die Wand:
    "Wir haben Molotowcocktails in den letzten Jahren erlebt. Es wurden Polizeiwagen angezündet. Es hat einen Demonstranten gegeben, der festgenommen wurde. Da habe ich schon Befürchtungen, dass es in Wien zu einer gewissen Eskalation kommt."
    Das will die Polizei nicht mehr dulden. Um die Hofburg zieht sie diesmal eine Bannmeile. Demonstrationen sind nur weit entfernt erlaubt – soweit reicht kein Farbbeutel. Nikolaus Kunrath von den Grünen sagt:
    "Ich kann genauso wenig ausschließen, dass Menschen hier herfahren, um Gewalt auszuüben, wie ich ausschließen kann, dass rechtsextreme Deutsche hierherfahren und das Horst-Wessel-Lied singen und ihre rechtsextremen Runenzeichen gegenseitig zeigen. Wien soll nicht der Platz sein, wo sich die europäische Rechte vernetzt. Mir wäre es am liebsten, er würde gar nicht stattfinden."