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Proteste gegen Auslieferungsgesetz
Hongkongs Bedeutung als Handelsplatz wird schwinden

Nach den Protesten gegen das umstrittene Auslieferungsgesetz haben vermögende Bürger Hongkongs bereits begonnen, ihr Geld ins Ausland zu bringen. Noch ist Hongkong ein wichtiger Handels- und Finanzplatz. Aber diese Bedeutung könnte abnehmen, sagt Stefan Riße von der Fondsgesellschaft Acatis im Dlf.

Stefan Riße im Gespräch mit Claudia Wehrle |
In Hongkong halten Demonstranten bei einer Kundgebung gegen das von der Regierung geplante Auslieferungsgesetz Fahnen und Plakate hoch. Kritiker befürchten, dass Chinas Justiz damit die Auslieferung von Verdächtigten aus der früheren britischen Kronkolonie beantragen kann, ohne dass deren Rechte ausreichend geschützt werden.
Demonstrationen in der Wirtschaftsmetropole Hongkong gegen das Auslieferungsgesetz (picture alliance / Kin Cheung)
China habe durch Hongkong Vorteile, denn die Stadt ermögliche dem Land den Zugang zu den Finanzmärkten in der Welt. In Zukunft aber könne sich das ändern, erklärt Stefan Riße von der Fondsgesellschaft Acatis. Denn je mehr sich China wirtschaftlich der Welt öffnet und seine Währung konvertierbar macht, so Riße, desto weniger brauche das Land Hongkong als Finanz- und Handelsmetropole: eine Stadt, in der es Meinungs- und Pressefreiheit gebe, Rechte, die der chinesischen Führung ein Dorn im Auge seien. Insofern sei es wahrscheinlich, dass China die Rechte in Hongkong immer stärker einschränken werde.
Die Bedeutung der Metropole sei zwar heute noch groß – besonders für Aktienanleger, die dort Chinaaktien ohne Restriktionen kaufen können.
Langfristig aber sinke diese Bedeutung der Stadt für die Festland-Chinesen. Und deshalb werde es immer wahrscheinlicher, dass sich China der Stadt bemächtige und dabei auch keinen Protest aus dem Ausland fürchten müsse. Selbst ein Donald Trump werde sich für Hongkong sicher nicht verkämpfen.