Seit Wochen demonstrieren Menschen gegen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung - ein vielfältiges Bündnis aus Impfgegnern, selbst ernannten Bürgerrechtsgruppen, aber auch Rechtspopulisten. Immer wieder sind bei diesen Demonstrationen, etwa in Berlin oder Stuttgart, Journalisten angefeindet oder auch körperlich bedrängt worden.
Bei den kommenden Demonstrationen versprechen die Veranstalter nun einen besseren Schutz und wollen den Journalistinnen und Journalisten sogenannte Deeskalationsteams zur Seite stellen. In diesem Zusammenhang sollten sich die Berichterstatter auch akkreditieren. Journalistenorganisationen allerdings kritisieren den Vorschlag und verweisen darauf, dass bei Demonstrationen im öffentlichen Raum grundsätzlich keine Akkreditierungen notwendig sei.
"Wir sind nicht im Irak"
Aus Sicht des Deutschen Journalisten Verbandes (DJV) erinnert die Begleitung von Deeskalationsteams an "Embedded Journalism" etwa in Kriegsgebieten. "Wir sind aber nicht im Irak, wo die Kriegsberichterstattung lebensgefährlich war, sondern in Berlin", so der DJV in einer Stellungnahme.
Jörg Reichel, der Landesgeschäftsführer der Deutschen Journalistinnen und Journalisten Union (dju) Berlin-Brandenburg erklärte im Deutschlandfunk, dass Journalistinnen und Journalisten grundsätzlich unabhängig und frei berichten möchten. Es sei daher nicht erstrebenswert, embedded - also integriert oder eingebettet in die Strukturen des Anmelders - zu arbeiten. "Wir raten davon ab, diese Art von Deeskalationsteam wahrzunehmen", so Reichel.
Zweifel an den Motiven
Darüber hinaus äußerte er grundsätzliche Zweifel an den Motiven der Veranstalter. "Wir glauben ihnen diese Sorgen nicht", so Jörg Reichel, "es gibt seit einiger Zeit vordergründig von ihnen das Bekenntnis zur Abgrenzung in Sachen Rechtsextremismus. Es ist aber so, dass aktuell für genau die Kundgebung, die die Anmelder angemeldet haben, Rechtsextreme bundesweit aufrufen und genau für diese Veranstaltung gibt es dann keine Distanzierung."
Kollegen, die über die Demonstration berichten, rät Reichel, sich im Zweifelsfall zurückzuziehen: "Wenn die Polizei die Journalistinnen und Journalisten nicht unterstützt in ihrer Arbeit und nicht für einen aktiven Schutz sorgt, wird nur eine Berichterstattung aus der Distanz möglich sein."