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Proteste gegen Corona-Regeln
"Unplausible Verbote irritieren eine Gesellschaft"

Die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot sieht das Problem einer Stigmatisierung von Kritik in der Coronakrise. Wer Corona-Maßnahmen kritisiere, werde als unvernünftig hingestellt. Dabei sei etwa der Sinn der Maskenpflicht durchaus auch unter Fachleuten umstritten.

Ulrike Guérot im Gespräch mit Anja Reinhardt |
Ulrike Guérot im Porträt
Die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot bemängelt eine fehlende Ablauffrist für die Corona-Maßnahmen (Imago/ Metodi Popow)
Im Umgang mit dem Coronavirus sei ein gemeinsamer gesellschaftlicher Konsens nicht zu ermitteln, stellt Ulrike Guérot fest. Sie ist Professorin für Europapolitik und Demokratieforschung an der Donau-Universität Krems und Gründerin des "European Democracy Lab" in Berlin. Ohne einen solchen Konsens zerfalle eine Gesellschaft jedoch. "Und das erleben wir ja gerade", sagte Guérot im Dlf. Die Diskussion über die Corona-Maßnahmen scheine derzeit in eine Polarisierung zu führen.
Vor diesem Hintergrund sei auch die "Rückkehr des Denunziantentums" problematisch. Denn wenn Regeln umstritten seien, wie es beispielsweise bei der Maskenpflicht der Fall sei, dann werde auch deren gesellschaftliche Kontrolle schwierig, betonte Guérot.
Es fehle zudem eine Frist für den automatischen Ablauf der neuen Regeln. "Das Auf-Dauer-Schalten ist für mich ein problematischer und schleichender Tatbestand, weil sich dann in wenigen Wochen und Monaten niemand mehr daran erinnern kann, dass es mal anders war", so Guérot. Das Argument, die Regeln müssten Bestand haben, bis es einen Impfstoff gebe, halte sie deshalb für problematisch, weil unklar sei, ob es jemals einen Impfstoff geben werde.
Coronavirus
Übersicht zum Thema Coronavirus (imago / Rob Engelaar / Hollandse Hoogte)