Für Clemens Tönnies könnte es auch auf Schalke eng werden. Der Aufsichtsratschef, der gerade privat ums Überleben seines Fleischimperiums kämpft, ist ins Fadenkreuz der Fans gerückt. Die Ultras haben ihr langes Schweigen gebrochen und geben dem Unternehmer eine Mitschuld an der Krise.
"Schalke ist kein Schlachthof! Gegen die Zerlegung unseres Vereins", lautet das markige Motto mehrerer Fanorganisationen, die für Samstag eine Demonstration ankündigt haben. Um 15.30 Uhr, wenn der Bundesligist zum letzten Saisonspiel beim SC Freiburg antritt, wollen die S04-Fans eine Menschenkette rund ums Vereinsgelände bilden - natürlich unter Einhaltung der Hygienebestimmungen.
Kritik an der kompletten Vereinsführung
Zuvor hatten sich die Ultras nach vielen Wochen zu Wort gemeldet und die Gremien und Führungspersonen für das Chaos verantwortlich gemacht. "Die gesamte Saison ist eine moralische Bankrotterklärung", heißt es in einer Erklärung.
Für die desaströse sportliche Entwicklung mit 15 Spielen ohne Sieg in der Bundesliga wird nicht plump Trainer David Wagner verantwortlich gemacht. "Die elementaren Problemen unseres Vereins liegen nicht auf dem Platz", heißt es: "Sowohl Vorstand als auch Aufsichts- und Ehrenrat haben sich in jüngster Vergangenheit mehr als einen Fehltritt geleistet."
"Wir wollen ein Zeichen der Solidarität setzen. Einmal für die entlassenen Mitarbeiter und wir wollen ein Zeichen setzen gegen Rassismus und Ausgrenzung. Das war ja auch in der Vergangenheit Thema", sagte Stefan Barta im Deutschlandfunk. Auch gegen die geplante Ausgliederung des Vereins wolle man protestieren, sagte der Schalke-Fan, der die Demonstration mit seiner Freundin Katharina Strohmeyer organisiert.
"Tönnies können wir uns mit seinen Ausfällen nicht mehr leisten"
Schalke war im Juni in die Kritik gekommen, als man 24 altgedienten Fahrern des Nachwuchszentrums gekündigt hatte. Der Fahrdienst soll ausgegliedert werden. Kurz zuvor war der Verein in die Schlagzeilen geraten, weil er ihnen nur in Ausnahmefälle eine Rückerstattung für die entgangenen restlichen Bundesliga-Spiele auszahlen wolle. Aufgrund der Geisterspiele in der Bundesliga, können die Dauerkarteninhaber aktuell nicht ins Stadion und entsprechend keine Gegenleistung für die bezahlten Eintrittskarten bekommen.
Weiter wird Tönnies vorgeworfen, dass er sich in der Krise nur einmal geäußert habe - und das auch noch zu den Ausgliederungsplänen der Lizenzspielerabteilung. Die Pläne sind für die Fans ein rotes Tuch. Sie befürchten, dass der Klub seine Seele verkauft, wenn die Profiabteilung in Form einer Kapitalgesellschaft organisiert wird.
"Clemens Tönnies ist so nicht mehr tragbar, den Mann können wir uns mit seinen Ausfällen nicht mehr leisten", sagte Barta und forderte den Rücktritt des Schalke-Aufsichtsratschef. Diese Meinung herrsche auch im Schalker Fanlager vor, vermutet der Schalke-Buchautor.