Der Protest der Spieler, der sich gegen Rassismus in der Gesellschaft wende, habe durch Trumps Reaktion eine Verstärkung bekommen, sagte der Komparatistik-Professor Hans Ulrich Gumbrecht von der Universität Stanford, der auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft hat. Es sei skandalös, dass Trump die Spieler als "son of a bitch", zu deutsch "Hurensohn", bezeichnet habe.
Das Knien während der Hymne, das vom Quarterback Colin Kaepernick initiiert wurde, habe durch Trumps Eingreifen zwei Diskussionsebenen erhalten. Zum einen stelle sich die Frage, was es bedeutet, Amerikaner zu sein. Zum anderen gehe es um die Rolle des Präsidenten und die Ästhetik der Politik und das Ansehen des Weißen Hauses. "Mir ist die Meinung derjenigen, die protestieren sympathischer als die Meinung der anderen", meinte Gumbrecht. Aber alle Meinungen, auch die des US-Präsidenten, müssten geschützt werden durch das Gesetz.
Verschiedene Meinungen Ausdruck der Demokratie
Gumbrechts Ansicht nach gehe kein tiefer Graben durch die NFL. Verschiedene Trainer und Funktionäre seien unterschiedlicher Meinungen, was den Protest betreffe. Das sei aber nicht schlecht, solange man den wechselseitigen Respekt wahre. Dies sei demokratisch. Er sagte voraus, dass auch die bald beginnende Basketball-Saison von den Protesten nicht unbeeinflusst bleiben werde und man diesen Spielern ihre Meinungsäußerung nicht untersagen könne, wie die NBA das geplant hatte.
"Ein Präsident sollte kein Öl ins Feuer schütten und nicht reagieren wie ein Privatmann", das sei in 250 Jahren noch nie dagewesen. "Trump ist für das Amt des Präsidenten ungeeignet, auch wenn er demokratisch gewählt wurde", sagte Gumbrecht.
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