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Proteste in Hongkong
"Die Situation verschärft sich zusehends"

Die chinesische Dominanz im Buch- und Zeitschriftenmarkt Hongkongs nehme stetig zu. Kritischen Künstlern und Schriftstellern werde so angedroht, dass sie keinen Auftrag mehr bekommen würden, sagt der Journalist Shi Ming. Offen chinakritische Literatur sei so aus den Regalen verschwunden.

Shi Ming im Gespräch mit Änne Seidel |
Journalisten in Hongkong halten bei einem Schweigemarsch ein Banner mit der Aufschrift "Stoppt Polizeigewalt, verteidigt Pressefreiheit" hoch.
Etwa 1.000 Medienvertreter beteiligten sich an einem Schweigemarsch für Pressefreiheit in Hongkong. (dpa / AP / Kin Cheung)
In Hongkong hält das Ringen um die Zukunft der Sonderverwaltungszone an. Seit Wochen gehen die Menschen auf die Straße, um gegen die chinafreundliche Regierung und Einschränkungen der Meinungsfreiheit zu demonstrieren. Jüngst eskalierte eine Konfrontation zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. Bei einer zuvor verbotenen Demonstration setzte die Polizei Tränengas ein. Der Unmut der Bevölkerung hatte sich an einem inzwischen auf Eis gelegten Auslieferungsgesetz entzündet, das erstmals Überstellungen an Festland-China ermöglicht hätte.
Betont werden patriotische Narrative
Die chinesische Regierung versucht auf vielen Ebenen, Hongkong stärker an den Rest des Landes zu binden. Die gemeinsamen Traditionen werden betont und patriotische Gesinnungen befördert. Der Journalist und Grimme-Preisträger Shi Ming berichtet, dass offen chinakritische Literatur aus den Regalen verschwunden ist. "Zum Beispiel wird das Narrativ stark betont, dass Hongkong seine Wurzeln in China hat, das Hongkong-Chinesen Chinesen sind. Und Chinesen halten zusammen."
Chinesische Unternehmen kaufen Verlage auf
"Die Situation verschäft sich zusehends. Künstlern und Schriftstellern wird indirekt nahegelegt, wenn sie so weiter machen, dann bekommen sie zum Beispiel von Filmstudios keinen Auftrag mehr. Die meisten Filmstudios in Hongkong sind quasi schon in chinesischer Hand, ähnlich die Verlage für Bücher und Medien, zum Beispiel Zeitungen und Zeitschriften, die werden mehr und mehr von chinesischen Konzernen aufgekauft."