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Proteste in Hongkong
Kampf für freie Wahlen

In Hongkong weiten sich die Demonstrationen für freie Wahlen aus. Überraschend begannen Aktivisten heute mit der Besetzung des Finanzbezirks. Bereits am Samstag gab es große Demonstrationen. Mehrere Menschen wurden festgenommen.

    Demonstranten in Hongkong schützen sich mit Regenschirmen vor dem Pfefferspray der Polizei.
    Demonstranten in Hongkong schützen sich mit Regenschirmen vor dem Pfefferspray der Polizei. (Alex Ogle/AFP)
    Tausende Demonstranten belagerten den Regierungssitz und blockierten Straßen im Geschäftsbezirk "Central". Mehrere Hauptverkehrsadern Hongkongs wurden lahmgelegt. Die Aktivisten wollen Druck auf die Regierung und die kommunistische Führung in Peking ausüben, freie Wahlen in Hongkong zu erlauben. Die Sicherheitskräfte versuchten mit Sperren und einem Polizeiring um die zentrale Demonstration vor dem Regierungssitz zu verhindern, dass sich noch mehr Hongkonger den Protesten anschließen können. Teilnehmer wurden aufgefordert, die "illegale Versammlung" zu verlassen. Die Polizei setzte teilweise auch Pfefferspray gegen Demonstranten ein.
    Aufruf zur "Ära des zivilen Ungehorsams"
    Die Lage hatte sich in der Nacht zugespitzt, als der Führer der Occupy-Central-Bewegung, Benny Tai, ankündigte, schneller als geplant mit der "Ära des zivilen Ungehorsams" und der Besetzung des Finanzbezirks zu beginnen. Es sei Zeit, "sich zu erheben und zu handeln'". Eigentlich sollte die Besetzung des Finanzbezirks erst am Mittwoch mit ersten Aktionen wie einem "Bankett" zum Nationalfeiertag eingeläutet werden. Angesichts der Zwischenfälle bei den Studentenprotesten zum Ende eines einwöchigen Unterrichtsboykotts entschied sich die Occupy-Bewegung aber, ihre Drohung schneller umzusetzen. Ein Demonstrant sagte: Protestieren ist das einzige, was wir tun können. Wir haben keine Macht.", wie ARD-Korrespondentin Ruth Kirchner im DLf berichtete. Inzwischen geht die Polizei wieder mit Tränengas gegen die Aktivsten vor. Viele Demonstranten schützen sich mit Schirmen und Schwimmbrillen gegen die Attacken.
    Festnahmen und Verletzte
    Bis Sonntagmittag waren bei den dreitägigen Demonstrationen 78 Teilnehmer festgenommen worden, wie die Polizei berichtete. Am Vortag waren 29 Studenten und Polizisten verletzt worden, als die Proteste der Studenten eskalierten. Es waren die ersten schweren Zwischenfälle seit Beginn der jüngsten Protestwelle. Aus Ärger über die Festnahmen demonstrierten am Samstag Zehntausende spontan vor dem Regierungssitz. Unter den Festgenommenen waren die drei Studentenführer Joshua Wong, Alex Chow und Lester Shum. Dem 17-jährigen Wong wurden Tätlichkeiten gegen Polizisten vorgeworfen.
    Direkte Wahlen, aber keine freie Kandidatur
    Die Proteste entzündeten sich an einer Wahlreform, mit der Peking für 2017 zwar direkte Wahlen, aber keine freie Nominierung der Kandidaten erlaubt. Seit der Rückgabe 1997 an China wird die frühere britische Kronkolonie Hongkong nach dem Grundsatz "ein Land, zwei Systeme" als eigenständiges Territorium Chinas autonom regiert.
    (cc/cvo)