Felix Lee, ehemaliger Peking-Korrespondent unter anderem der "taz", war zuletzt Anfang Juli in Hongkong. Den Zeitungen ginge es schon seit langem nicht gut und dass Kolleginnen und Kollegen dauerhaft aus aus der Stadt berichtet hätten, sei schon lange vorbei, sagte er im Dlf.
Die meisten deutschsprachigen Kollegen seien in Peking oder Shanghai ansässig. "Obwohl Hongkong eine so wichtige Finanzmetropole ist, ist dort schon seit Jahren eigentlich kein deutschsprachiger Korrespondent dauerhaft mehr vertreten", berichtete Lee. "Die Gründe sind einfach: Es wird gespart."
Viel mehr englischsprachige Korrespondenten
Die angelsächsischen Medien seien hingegen personell viel besser aufgestellt, hätten aber einen anderen Blickwinkel. "Wenn die deutschen Medien aber eins zu eins die Argumentation der Amerikaner übernehmen, dann ist das einfach nicht angemessen", warnte der Journalist.
Die journalistische Arbeit in Hongkong unterscheide sich von der in China, wo man inzwischen sehr lange auf eine Akkreditierung warten müsse. "Nach Hongkong kann man tatsächlich einfliegen und dann einfach von vor Ort berichten."
Berichterstattung von Peking aus schwierig
Inzwischen hätten einige deutsche Medienhäuser Verstärkung geschickt, um die Proteste vor Ort zu begleiten. Diese Berichterstattung sei aber nicht mit der von Journalistinnen und Journalisten zu vergleichen, die schon lange vorher vor Ort gewesen wären und die ganze Entwicklung mitbekommen hätten, betonte Lee.
Er habe von Peking aus auch nicht alle Geschehnisse in Hongkong sofort mitbekommen: "Das ist so ein Riesenland und in Hongkong ist die Mentalität auch eine völlig andere als in Peking. Die jungen Hongkonger sind eigentlich gefühlt wie im freien Westen aufgewachsen."