Manfred Sapper betonte, dass Nawalny die russische Jugend erreiche. Das gelinge ihm, weil er sich virtuos im Netz bewege. "Er hat eine Öffentlichkeit aufgebaut, die die von Twitter über Faceboook, VKontakte, Livejournal, Blogs alle Methoden vereint." Die von Nawalny angeführten Proteste - wie die am heutigen Nationalfeiertag in Russland - seien dezentraler als die von 2011 und 2012, so Sapper, und mit lokaleren Forderungen verbunden. Vor allem hätten sie das "schwerste Problem Russlands" im Blick, das über Parteigrenzen hinweg auf Verdruss stoße: die Korruption.
Eine Projektionsfigur
Nawalny sei eine Projektionsfigur, erläuterte der Chefredakteur der Zeitschrift Osteuropa: "Er ist jung, er ist unglaublich rhetorisch begabt. Er legt den Finger in die offene Wunde." Er sei der Einzige, der über die gesamte politische Bandbreite hinweg Menschen mobilisieren könne.
Der Putin-Kritiker sei jedoch keine Figur, die "wir als politcally correct begreifen würden", meint Sapper. Er habe in seiner Früphase mit der Organisation eines rechtsextremen Marsches Aufsehen erregt. Nawalny bringe mit seinen nationalistischen Tendenzen eine Haltung zum Ausdruck, die weit bis ins liberale Lager verbreitet sei. Aus Sappers Sicht sollte man Nawalny allerdings nicht daran messen. Verglichen mit dem, "was das Establishment an Nationalismus verbreitet (…), gehört Nawalny in den Mainstream." Er habe sich mit dem Fokus auf Korruptionsbekämpfung inzwischen ein anderes Profil verschafft.