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Proteste im Iran
"Das ist eine Revolution"

Die Angriffe des iranischen Regimes auf Studierende seien einmalig, sagt die Journalistin Gilda Sahebi. Deutsche Medien müssten darüber besser berichten: „Sonst bleibt es im Dunkeln, was dort passiert.“

Text: Annika Schneider | Gilda Sahebi im Gespräch mit Sebastian Wellendorf |
 Eine Demonstrantin in Teheran am 28. September 2022. Wie viele andere Frauen hat sie ihr Kopftuch abgenommen.
Proteste in Teheran am 28. September 2022 (Imago/ZUMA Wire/Social Media)
Seit mehreren Wochen ist der Iran im Ausnahmezustand: Tausende Frauen demonstrieren gegen das Regime, über 130 Menschen sollen dabei bereits getötet worden sein. Es sei angemessen, von einer „Revolution“ zu sprechen, sagt die Journalistin Gilda Sahebi, die unter anderen für die taz und die FAZ schreibt.
Sie kritisierte im Dlf, wie deutsche Medien über die Proteste berichten. Als am 2. Oktober an der Scharif-Universität in der Hauptstadt Teheran Studierende eingeschlossen, angegriffen und willkürlich inhaftiert worden seien, habe es bis zum „heute journal“ im ZDF am späten Abend keine Berichte darüber gegeben.

Fragwürde Bildauswahl

„Das war schon sehr erstaunlich, dass bei so etwas Großem und Besonderem, was da passiert ist, es die gezielte Verbreitung durch einzelne Menschen braucht, damit überhaupt jemand hinguckt“, sagte Sahebi im Dlf. Es sei einmalig, dass die Elite und Zukunft des Landes so angegriffen, getötet und inhaftiert werde.
Auch die Bildauswahl kritisierte sie: In Berlin hätten am 1. Oktober zwei Demos stattgefunden, um Solidarität mit den Protesten im Iran auszudrücken. Die dpa habe anschließend ein Foto von der sehr kleinen Demo einer militanten Oppositionsgruppe verbreitet, die von vielen Iranerinnen und Iranern nicht unterstützt werde. Viele Medien hätten das Bild übernommen. Dabei sei die andere Demo mit über 6.000 Teilnehmenden viel größer gewesen.

Exiljournalistinnen helfen bei Einordnung

Natürlich sei in der Welt gerade mit dem Ukraine-Krieg und der Energiekrise viel los. „Die Herausforderung für Medienschaffende ist, diese Sachen zu verbinden“, forderte die Journalistin. Sowohl in der Ukraine als auch im Iran gehe es um Expansionismus, Imperialismus, Diktaturen und die Tötung von Menschen. „Ich glaube, dass man Aufmerksamkeit nicht teilen muss, sondern man kann sie vergrößern, wenn man auf eine bestimmte Art und Weise berichtet“, sagte Sahebi.
Weil im Iran kaum noch Auslandskorrespondentinnen und -korrespondenten vor Ort seien, sei es für Redaktionen in Deutschland schwierig, an Informationen zu kommen. Exiljournalisten, die aus dem Iran kämen und Farsi sprächen, spielten deswegen eine wichtige Rolle. Man müsse sich dem, was im Iran passiere, so gut wie möglich annähern: „Sonst bleibt es im Dunkeln, was dort passiert.“