Bei 12 Grad und zum Teil strömendem Regen waren wieder tausende Menschen zum "Waldspaziergang", einem mittlerweile jeden Sonntag stattfindenden Protestmarsch, an den Hambacher Forst gekommen. Sie wollten zeigen, dass sie weiter dagegen sind, dieses kleine Stück Rest-Wald für den Braunkohletagebau abzuholzen.
"Seit wie vielen Jahren ist klar, dass Braunkohle keine Zukunft hat und es wird immer weitergebaggert. Und Sie sehen ja das große Loch, also das kann sich keiner vorstellen, der das nicht mal gesehen hat."
"Ich finde, Klimaschutz steht an erster Stelle und jetzt hier gegen den Protest der ganzen Bürger weiter abzuscheffeln, nur weil das ein bisschen Geld bringt, ist absolut krass."
"Sorgen über das, was in diesem Land abgeht"
Etliche Familien mit Kindern, aber auch ältere Menschen spazierten dick eingepackt die Landstraße am Wald entlang – viele waren zum ersten Mal in der Region und hatten zum Teil stundenlange Anfahrten auf sich genommen, um ihren Protest zu zeigen.
"Also vor ein paar Wochen, als ich die ersten Berichte gehört habe, hätte ich mir nicht vorstellen können, hier zu stehen. Aber meine Tochter hat erzählt, warum das hier abgeht, weil irgendwelche alten Säcke über 50 unsere Umwelt kaputt machen, da habe ich gesagt: Moment mal, ich bin auch über 50, also bin ich hier, um, zu zeigen, dass es nicht überall so ist."
Immer wieder gingen die Diskussionen unter den Demonstranten weg vom Hambacher Forst und zum Teil machte sich allgemeine Politikverdrossenheit Luft, wie bei Waldpädagoge Michael Zobel, dem Veranstalter des "Waldspaziergangs": "Inzwischen steht der Wald für viel viel mehr. Ich mache mir gerade konkrete Sorgen über das, was hier in diesem Lande abgeht und dann fallen mir diese ganzen Namen ein von Seehofer und Söder und Maaßen und Reul und …"
Dieser Mann aus Karlsruhe kann Michael Zobel hier nur zustimmen: "Das hängt alles miteinander zusammen. Auf der einen Seite lassen wir zu, dass es Hetzjagden gibt und auf der anderen Seite setzen wir die ganze Staatsgewalt ein, um einen Wald abzuholzen."
"Ich verstehe mittlerweile nicht, warum nicht alle Menschen auf der Straße sind. Ich finde, da muss man sich eher rechtfertigen, als dass man hier ist."
Spenden für die Waldbesetzer
Anders als in der Woche zuvor durften an diesem Sonntag die Waldspaziergänger auch tatsächlich in den Wald. Etliche nutzten die Chance. Nach Zahlen des Veranstalters liefen zum Teil tausende Menschen durch die noch verbliebenen Baumhaus-Dörfer, einige brachten Essens- und Getränkespenden für die Waldbesetzer mit, andere pflanzten junge Bäume. Mit dabei: Anwohnerin und Umweltschützerin Antje Grothus: "Der Wald war von Menschen und Leben und positiver Energie geflutet, was uns vor Ort Kraft gibt. Ich hoffe, dass dieses Zeichen auch bei der Landesregierung ankommt und sie endlich Vernunft annimmt und dieser Zerstörung im Wald ein Ende bereitet."
Der Wald sei weiterhin ein öffentlicher Ort, erklärte später der Aachener Polizeipräsident Dirk Weinspach: "Wer dorthin friedlich geht, um sich ein Bild zu machen, um zu trauern, um Abschied von dem Wald zu nehmen, um Abschied von dem dort gestorbenen Menschen zu nehmen, um zu trauern, dann ist das ein sehr legitimes Anliegen und das erlauben wir auch."
Allerdings bauten einige Demonstranten im Wald wieder Barrikaden auf, was von den im Wald patrouillierenden Polizisten sofort unterbunden wurde. Größtenteils blieb die Lage aber bis zum Abend friedlich.