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Provinzler und Weltreisender

Jannis Georgiadis, Sohn eines Bauern aus Griechenland, reist in die 60er-Jahre seiner Jugendliebe nach Schweden nach. Er hat Pläne, denn er will studieren. Doch dann ändert sich alles, denn er verliebt sich in ein Kindermädchen.

Von Ursula März |
    Ein Blick in die Klappentexte der Bücher von Aris Fioretos genügt, um den Romanstoff zu erahnen, der sich aus seiner Biografie ergibt. Fioretos, von dem Durs Grünbein einmal sagte, er habe den Habitus des geschliffenen Akademikers und die guten Manieren der Stewards an Deck alter Ozeandampfer, wurde 1960 als Sohn einer Österreicherin und eines Griechen in Göteborg geboren, er wuchs in Schweden auf, wohin sein Vater in den 50er-Jahren aus politischen Gründen geflohen war. Kurz nach dem Abitur ging Aris Fioretos nach Athen, von da aus zum Studium nach Paris, dann für einige Zeit in die USA, inzwischen lebt der schwedische Halbgrieche, beziehungsweise Halbösterreicher seit fast einem Jahrzehnt in Berlin. Anders gesagt: In der Identität dieses Schriftstellers, der neben der Schriftstellerei das Amt des Kulturattaches an der schwedischen Botschaft in Berlin bekleidet, laufen überdurchschnittlich viele nationale und sprachliche Fäden zusammen. Fioretos ist ein kosmopolitischer Europäer und er ist ein Kind der Emigrationsgeschichte des 20. Jahrhunderts. Von eben dieser handelt auch sein neuer Roman mit dem Titel "Der letzte Grieche" .

    In manchen Nachschlagewerken wird behauptet, das 20. Jahrhundert sei das goldene Zeitalter der Migration gewesen. Mag sein. Aber viel eher müssten die Chronisten von Blei sprechen - diesem kaum weniger fatalen, aber alltäglicheren Material, das in Röntgenschutzwesten, Autobatterien und manchen Arten von Kristallglas enthalten ist. In Rohren und Abgasen. Und in Gewehrkugeln. Das bleierne Zeitalter der Migration: So erscheint das Jahrhundert in UNSEREM Rückspiegel. Dementsprechend wurden die Walachen umstandslos zu Rumänen oder Jugoslawen, von denen sich später einige, allerdings nicht grundlos, in Makedonier verwandelten. Auch in tote Makedonier. Eine Menge Bleikugeln. Oder nehmen Sie die Levantiner. Die meisten begannen als West- oder Südeuropäer, jedenfalls väterlicherseits, , endeten jedoch in den Augen fast aller, inklusive ihrer Mütter, als Araber. Ganz zu schweigen von dem, was den Galiziern und Zigeunern widerfuhr. Als das Jahrhundert mit diesen Völkern fertig war, blieben nicht einmal mehr ihre Namen. Auch dort jede Menge Bleikugeln. Und Abgase. Die Griechen blieben im Allgemeinen jedoch Griechen. Übrigens wird sich die Verwirrung mit der Zeit legen. Die Erinnerungen und die Erinnerungen an Erinnerungen werden weiter Unordnung zwischen den Zeitformen schaffen, aber in welcher Biografie geschieht das nicht? Alle müssen damit leben, dass sich erzählte Geschichte von erlebter Geschichte unterscheidet. Das Wort "Biografie" kommt übrigens aus dem Griechischen und bedeutet "Lebensbeschreibung". Jetzt sind wir gleich fertig mit unserem Prolog. Auch dieses Wort stammt aus dem Griechischen, es bedeutet "Vorwort". So manches in diesem Buch mag einem in diesem Stile ungewohnt erscheinen.

    Ungewohnt ist weniger der Stil, als die Dramaturgie dieses Romans. Es handelt sich um eine, genealogisch bis ins 19. Jahrhundert zurück reichende Geschichte, über deren Verwandtschafts-, Abstammungs- und Eheverhältnisse ein Stammbaum Auskunft gibt, den der Leser auf den ersten beiden Buchseiten vorfindet. Die meisten der Namen, die er aufführt, sind griechisch, einige schwedisch, was auf den ersten Blick vermuten lässt, wir hätten es hier mit einer jener autobiografischen Familienchroniken zu tun, wie sie in den vergangenen Jahren zu Dutzenden, ja zu Hunderten auf dem deutschen Buchmarkt erschienen. Aber so ist es gerade nicht und darin liegt eine leise Ironie des neuesten Werkes von Aris Fioretos. Denn nicht der Nachname Fioretos zieht sich durch die Stammbaumgrafik, sondern der Nachname Georgiadis. Großvater, Sohn und Enkel sind namensidentisch: Jannis Georgiadis. Der erste Grieche dieses Namens wurde 1844 geboren, der zweite 1895, der dritte 1943.

    Das ist unser Mann. Das ist Jannis Georgiadis, auch Supergrieche, Himmelsstürmer und schwedischer Herkules genannt. Sehen Sie ihn sich an, wie er uns zum ersten Mal in den Annalen entgegentritt: lächelnd, plattfüßig und muskulös. Obwohl er in der sterilen Umgebung ein wenig gestutzt wirkt, hat er die unbekümmerten Bewegungen eines Helden, den belastbaren Rücken eines Bauern. Spüren Sie die Ruhe seiner Hände. Spüren Sie den Hunger in seinem Blick. Das ist ein Vierundzwanzigjähriger mit einer Stimme wie aus Hufschlägen und Rauch.

    Der Mann, der dies sagt, heißt Kostas Kezdoglou. Er, ein Freund von Jannis Georgiadis, fungiert als fiktiver Erzähler. Er hinterließ bei seinem Tod im Jahr 2009 einen Kasten mit beschriebenen Karteikarten, die im Wesentlichen den Text des Romans enthalten. Dieser wiederum wurde von einem gewissen Aris Fioretos bearbeitet und herausgegeben, da Kostas Kezdoglou, so berichtet Fioretos in einem Vorwort, ihm den Kasten samt Inhalt vermachte. Die Raffinesse dieser nicht ganz neuen postmodernen Rahmenkonstruktion wird nun durch eine weitere Volte gesteigert: Bei dem Karteikarten-Opus handelt es sich nämlich um das Supplement einer "Enzyklopädie der Auslandsgriechen", welche eine Gruppe kluger und vorausschauender Griechinnen nach der Vertreibung und Ermordung der griechischen Minderheit in Smyrna durch Atatürk im Jahr 1922 anlegten. Sie schufen ein kollektives Gedächtnis in schriftlicher Form, ein Sammelwerk, das an all jene erinnert, die im Lauf des 20. Jahrhunderts, aus welchen Gründen auch immer, die griechische Heimat verließen und verlassen mussten.

    Wenn ich nun ... ..

    ... schreibt der Herausgeber..

    ... ein letztes Mal die Finger über die Karteikarten wandern lasse, vom 19. Jahrhundert der Vorgeschichte mit seinen verrußten Nischen bis zum hellen Wohnzimmer von heute, sticht mir die Unzuverlässigkeit des Berichtenden ins Auge.

    Was dem Leser des "Letzten Griechen" ins Auge sticht, ist zunächst die Abweichung vom konventionellen Modell der Chronik, das heißt, vom Erzählprinzip des Nacheinander. In diesem Roman sorgt das Prinzip des Nebeneinander für erhebliche narrative Munterkeit. Die Erzählung springt durch die Zeiten, surft zwischen Episoden und Figuren hin und her und bevor man erfährt, weshalb Jannis Georgiadis im Jahr 1967 seine griechische Heimat denn nun verlassen und sich gen Norden bewegt hat, sieht man ihn bereits an einem Freitagnachmittag in der Chirurgischen Praxis des Krankenhauses von Kristianstadt stehen, mit einem Pappkoffer in der Hand und einem Streichholz im Mund. Eine Schwester nimmt die Daten des unbekannten Patienten auf.

    Alter: 24.
    Größe: 1.78 Meter
    Gewicht: 67 Kilo
    Frühere Erkrankungen: Lungenentzündung


    In der Rubrik "Beruf" schreibt die Schwester: Gastarbeiter und setzt ein Fragezeichen dahinter. Das war in den 60er Jahren die übliche Bezeichnung für jene dunkelhaarigen, südländischen Menschen, die in Mittel- und Nordeuropa auftauchten und Arbeit suchten. Gegenüber dem Arzt, der sich mit Jannis befasst, gibt dieser sich allerdings als Student der Universität Bromölla aus. Der Arzt spricht griechisch. Denn ein glücklicher Zufall will, dass es sich bei Dr. Manolis um einen Landsmann von Jannis handelt, um einen ebenfalls in Schweden gelandeten griechischen Emigranten. Kurzentschlossen packt er Jannis ins Auto packt und nimmt ihn mit zu sich nach Hause, in das Dorf Balslöv, wo Dr. Manolis mit Familie lebt. Er hat zwei Söhne und eine Ehefrau namens Lily, bei der es sich offensichtlich um eine Österreicherin handelt. Eine solche ist nun aber auch die Mutter des Schriftsteller Aris Fioretos. Und dies beantwortet die Frage nach dem autobiografischen Zusammenhang zwischen Romanstoff und Romanautor. Der Herausgeber ist niemand anders als einer der beiden Söhne von Dr. Manolis. Er erzählt nicht seine eigene Familiengeschichte, sondern die Geschichte eines Mannes und einer griechischen Sippe, die der seinen in einem entscheidenden Punkt gleicht: Dem Emigrantenschicksal. Im Schachspiel würde man dies als Rochade bezeichnen. Das Spielerische ist seit je ein Merkmal der Literatur von Aris Fioretos und darüber hinaus ein Charakterzug des Helden seines neuesten Romans. Denn Jannis Georgiadis verlässt seine Heimat nicht aus politischen, sondern aus persönlichen Gründen. Beim Pokern hat der abenteuerliche Jannis Georgiadis Haus, Hof und Felder verzockt. In Schweden sucht der Habenichts nun sein Glück.

    Vor seinem Abschied von Ano Potamia hatte nichts Jannis daran glauben lassen, dass das Leben aus entscheidenden Ereignissen bestand. Ehe der Zug Thessaloniki verließ, war jeder Augenblick den anderen zum Verwechseln ähnlich und es wert gewesen, gefeiert zu werden - flaumige Feigen, die zwischen den Zähnen klebten, Walnüsse in einem Kissenbezug, Dinge dieser Art. Er schätzte das Leben, weil so viel darin geschah, aber fast nichts passierte. Während der Jahre, die ein Mensch atmete, aß und seinen Körper in verschiedenen Funktionen benutzte, wechselten die Dekorationen, Menschen betraten die Bühne und gingen von ihr ab. Aber die großen Erlebnisse, von denen es hieß, sie veränderten das Leben, waren so selten, dass er sie an den Fingern einer Hand abzählen konnte. Das Geheimnis des Lebens war im Gegenteil, dass es andauerte. Wer wusste schon, wann es wirklich begann? Oder endete? So hatte Jannis´ Leben beispielsweise im Januar 1943 begonnen. Als er Vassos` mit Flüssigkeit gefüllten Bauch verließ, als Frau Poulias die Nabelschnur abband, während sie rußige Reime murmelte, und Despina das Bündel aus Fleisch und Panik hochhielt, fing es mit ihm an. Obwohl es mittlerweile genauso zutreffend war, dass es am 6. Februar 1967 auf einer Hafenbank in der Provinzhauptstadt mit ihm angefangen hatte, als er einen Stein auf das Zifferblatt der Uhr seines Vaters presste, während Möwen krakeelten und seine Lunge sich mit Salz und Diesel füllte.

    Der Abschied des Emigranten Jannis Georgiadis aus seiner Heimat ist, wie die Begegnung mit Dr. Manolis, eine der Kernepisoden des Romans, um die herum eine Fülle an Figuren und Episoden, an Abenteuern und Ereignissen, Tragödien und Komödien in gleichsam konzentrischen Kreisen gruppiert ist. In dieser erzählerischen Organisation steckt eine Botschaft, die - und das ist der Geniestreich des Romans - den Sinn des genealogischen Stammbaums abbildet. Diese Botschaft lautet ganz einfach: Alles hängt mit allem zusammen. Jeder Mensch steckt in einem Verwandtschaftsgewebe, wie jede Romanepisode mit anderen Episoden verknüpft ist, nichts und niemand geht spurlos verloren. Was am Anfang der Erzählung erwähnt wurde, kann in der Mitte oder am Ende des Romans noch einmal erwähnt und ausgeführt werden.

    Nach diesem Augenblick wusste er, das Leben schritt nicht nur voran, einem unbekannten Tag nach dem anderen entgegen, denn ebenso richtig war, dass es rückwärts weiterging - trotz der Jahre, die vergangen, und der Handlungen, die abgeschlossen waren. Es setzte sich zum Beispiel bis zu jenem Abend fort, an dem sein Vater von der Posttasche aufgeblickt hatte und seinen Blick so lange festhielt, dass der Abstand zwischen ihnen größer wurde als alles, was bis dahin in de Welt Platz gefunden hatte. Und es setzte sich weiter fort bis zu einem heißen Sommernachmittag im durchgelegenen Bett der Eltern, bis zu einem Austausch von Flüssigkeiten zwischen Laken, die nach Seife und Erde rochen. Es setzte sich fort bis zu jenem Morgen, an dem Vasso den schnurrbärtigen Flüchtling auf einem der Felder gesehen, sich bekreuzigt und gedacht hatte, panaia mou, egal wer, bloß nicht der, aber in einem Teil ihrer selbst, an dem sie nichts ändern konnte, wusste sie, er würde es sein, nur die Hasenscharte würde mit ihr um den Altar laufen, während die Trauzeugen Kränze über ihre Köpfe zu halten versuchten.

    Fließende, flexible Identität ist ein Hauptthema des fünfzigjährigen Aris Fioretos, der griechisch-österreichischer Abstammung ist, in Schweden sozialisiert wurde und Berlin eine Wahlheimat gefunden hat. In dem vor sieben Jahren erschienenen Roman "Die Wahrheit über Sascha Knisch" befasste sich Fioretos mit den Abgründen und Wundern geschlechtlicher und sexueller Identitätsübergänge. In einer Szene sitzt der Held Sascha Knisch in einem Hotelzimmerschrank und verkleidet sich zeremoniös in eine weibliche Gestalt. Wie diese Szene haben die Romane von Aris Fioretos generell einen Zug ins Komödiantische einerseits, ins Intellektuelle andererseits. Dies gilt auch für den "letzten Griechen", ein Buch, das sich als Schelmenroman, als modernes Emigrationsepos, als Heldenlied und als philosophischer Bewusstseinsroman interpretieren lässt.

    Die meisten Menschen glaubten, dass sie sich ausschließlich vorwärts weiterbewegten und dass von dem, was sie erlebten, nicht mehr hängen blieb, als der Sand in den Augen beim Erwachen. Doch all diese normalen, begehrenswerten Augenblicke, die dahin gingen, lebten weiter. Dank des Gedächtnisses erwachten sie zu neuem Leben und verwandelten sich fortwährend und in tausend Richtungen wie ein riesiges Koordinatensystem, und aus diesem ganzen See von Möglichkeiten bestand ein Mensch. Dachte Jannis. Denken wir uns. Sicher, gelegentlich kam es vor, dass ein Mensch ein entscheidendes Ereignis oder eine Einsicht hinzu gewann, das wollte er nicht leugnen. So mochte er beispielsweise sagen: "Ich habe eine Dummheit begangen, die ich besser nicht begangen hätte". Oder: "Ich habe in den letzten Jahren in Schweden gelebt". Oder: "Ich habe beim Krocket verloren". Aber nicht einmal diese abgeschlossenen Handlungen hörten von eine Sekunde zur nächsten auf. Niemand ließ einen Freund oder ein Dorf ohne Ankündigung zurück. Niemand trat eine Reise an, ohne sie vorzubereiten. Nein. Das Wunderbare am Leben war, dass es weiterging - jetzt, bald und vor vielen Jahren.

    Als Romanfigur ist Jannis Georgiadis die reinste Wundertüte an Eigenschaften, Fähigkeiten, Rollen und Identitäten, er ist zu sehen als griechischer Provinzler und als Weltreisender, als Hirte und Kartenspieler, als Wasserexperte und Crockettspieler, als Gastarbeiter und rasanter Autofahrer, nicht zu vergessen als Ehemann und Vater mit einer Tragödie, die zum Romanende hin ans Herz geht.

    Unser Jannis, der immer noch in Familie Florinos´ Keller schläft, war überzeugt, dass ein Mensch nicht nur durch die Gefühle und Ereignisse beschrieben werden sollte, die er erlebt, sondern auch durch die Personen, aus denen er besteht - ganz oder teilweise, manchmal ode stets. Sonst treten Phantomschmerzen auf. Er war nicht der erste, dem dieser Gedanke gekommen war. Aber seit er seinen Vater verloren und die Großmutter ihn zu trösten versucht hatte, indem sie ihm erzählte, was vorgefallen war, als ihr eigener Vater starb, stellte er sich vor, dass ein lebendiger Mensch nicht bei Nagelrändern oder Haarspitzen aufhörte. Mal endete er bei der Ader, die sich über den zwiebelförmigen Fußknöchel eines anderen Menschen schlängelte, mal in der klebrigen Falte hinter den Ohren eines weiteren. "Sieh mal", hatte Despina zu dem Siebenjährigen gesagt und die Kiefer aufgesperrt. "Ich dachte, der Mund wäre da, um mir zu ermöglichen, von meinem Vater Abschied zu nehmen. Aber es stellte sich heraus, dass er wie dafür geschaffen war, deinen Vater an der Hand zu halten". Daraufhin erzählte sie, als die Hasenscharte noch ein Kind gewesen sei, habe seine ganze Faust Platz in ihrem Mund gefunden. Die Großmutter meinte, es gäbe Teile von Jannis, die in ähnlicher Weise mit Personen zusammengehörten, die geboren worden waren, bevor er selbst an einem Vormittag während der Besatzungszeit um ein Haar in einer Mülltonne ertrunken wäre, aber sie bezweifelte nicht eine Sekunde, dass er auch Organe in sich trug, die ihren rechtmäßigen Besitzer erst in ein oder zwei Generationen finden würden. Vielleicht sogar noch später. "Bis dahin kümmerst du dich um sie. Wie ich meinen Mund für deinen Vater aufhob. Vergiss das nicht. Menschen bestehen aus anderen Menschen.

    Eben dies, diese Aufforderung an das genealogische Erinnern und das genealogische Vorwärtsdenken, ist im neuen Roman von Aris Fioretos "Der letzte Grieche" nicht nur theoretische Behauptung, sondern die konkrete Gestalt einer synthetisierenden Erzählweise. Darin liegen die Intelligenz und der, bei aller literarischen Unterhaltsamkeit spürbar große Ernst dieses Buches. Die "Enzyklopädie der Auslandsgriechen", die von den griechischen Frauen 1922 laut Aussage des Herausgebers erfunden wurde, um die Namen, Schicksale, Biografien derer zu bewahren, die ihre Heimat verließen oder aus ihr vertrieben wurden, diese Enzyklopädie ist das sinnstiftende Vorbild des Romans; ein Emigrationsroman im reinsten Sinn des Genres.

    Aris Fioretos: "Der letzte Grieche", Roman, aus dem Schwedischen von Paul Berf, Hanser Verlag München 2011, 415 Seiten, 24,90 Euro