Thilo Sarrazin ist für seine provokanten Thesen bekannt. Vor acht Jahren landete er mit seinem Buch: "Deutschland schafft sich ab" einen Bestseller. Sein neues Buch verrät schon im Titel die Hauptthese: "Feindliche Übernahme – wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht". Sarrazin hatte im November 2016 mit dem Verlag Random House auf Grundlage eines Exposés einen Vertrag geschlossen, die Lieferung des Manuskripts war für April diesen Jahres vereinbart worden. Das Buch sollte, so stand es im Vertrag: "voraussichtlich" im Herbst erscheinen. Dr. Andreas Köhler, Rechtsanwalt des Klägers Thilo Sarrazin erklärte heute in München:
"Pacta sunt servanda, aber an dieser Stelle sagt der Verlag einfach nach Gutsherrenart: "Ach nein, das interessiert mich nicht mehr, wir geben dem Autor die Rechte zurück. Das ist ein Rechtsverständnis, ein Rechtsdenken, was nicht mit meinem demokratischen Grundverständnis in Verbindung zu bringen ist, aber auch nicht eine Grundlage hat im BGB oder anderswo."
Pacta sunt servanda
Doch offenbar wünschte sich Thilo Sarrazin eine frühere Veröffentlichung. Rainer Dresen, der Leiter der Rechtsabteilung von Random House brachte die Position des Verlags vor:
"Wir hatten uns geeinigt auf eine Veröffentlichung Ende Oktober, entweder am 22. oder am 29. Dann fuhr dem Herrn Rechtsanwalt Köhler sein Mandant in die Parade und sagte, ich möchte dieses Buch früher im Markt wissen, warum wohl? Zum einen ist es dieser romantisierende Aspekt, er möchte gerne zehn Jahre nach seinem ersten Buch, dieses fünfte Buch veröffentlicht sehen und er sagt, es sind zwei Landtagswahlen im Oktober in Hessen und Bayern und er will punktgenau zu diesem Zeitpunkt veröffentlichen. Will er jetzt die Gelegenheit nutzen um möglichst viele Bücher zu veröffentlichen oder hat er ein politisches Interesse und will vielleicht die Wahlen irgendwie … kann auch sein."
Zuviele Fussnoten noch zu prüfen
Random House hat jedenfalls einen Rückzug gemacht. Es habe noch zu viele inhaltliche Fragen gegeben, die zu klären gewesen seien. Eine Veröffentlichung des Buchs im Sommer scheint demnach für den Verlag deutlich zu früh.
Ob der Verlag diese Entscheidung getroffen hat weil er sich einen weiteren Sarrazin-Skandal ersparen will, wurde bisher nicht bekannt. Denn so umstritten die Bücher des Ex-Bankers sind, gut verkaufen ließen sie sich in jedem Fall. Heute haben sich beide Parteien vor dem Münchener Landgericht getroffen. Der Streitwert wird auf 800.000 Euro beziffert, da Sarrazin nicht nur Entschädigung für den nicht eingelösten Vertrag, sondern auch für den möglichen Rufschaden wegen der nicht erfolgten Publikation fordert. Der Ableger "FinanzBuch Verlag" wird Sarrazins Buch Ende August veröffentlichen.