Archiv

Prozess um WM 2006-Affäre
Niersbach erscheint überraschend vor Gericht

Im Südschweizer Bellinzona wurde am Mittwoch der sogenannte Sommermärchen-Prozess fortgesetzt. Überraschend nahm dabei Ex-DFB-Präsident Wolfgang Niersbach auf der Anklagebank Platz. Er wolle sich endlich von seinem Albtraum befreien.

Von Dietrich Karl Mäurer | 11.03.2020
Wolfgang Niersbach während der Präsidiumssitzung in Frankfurt am Main am 09.11.2015.
Ex-DFB-Präsident Wolfgang Niersbach (picture alliance / dpa / Arne Dedert)
Er sei angereist gegen den eindringlichen Rat seines Arztes, dies ließ der frühere DFB-Präsident Wolfgang Niersbach über seine Anwälte mitteilen. Und weiter: er müsse dieses gesundheitliche Risiko in Kauf nehmen, weil er sich endlich vom Albtraum dieses über vier Jahre dauernden Verfahrens befreien will.
Noch zum Prozessauftakt am Montag war Niersbach nicht vor dem Schweizer Bundestrafgericht in Bellinzona erschienen - ebenso wie die ebenfalls angeklagten Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger und der ehemalige DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt. Sie hatten gesundheitliche Gründe angegeben und auf mit Blick auf die Nähe von Bellinzona zur italienischen Grenze auf eine mögliche Ansteckung mit dem Coronavirus hingewiesen.
Haftstrafen bis zu fünf Jahren drohen
Die Richterin hatte das Fehlen der drei als unentschuldigt gewertet. Ein heute erneut gestellter Antrag, den Prozess wegen der Corona-Gefahr zu verschieben, wurde abgelehnt. Der vierte Angeklagte, der ehemalige FIFA-Generalsekretär Urs Linsi, war am Montag und ist auch heute vor Gericht erschienen.
In dem Prozess geht es um eine dubiose Zahlung von 6,7 Millionen Euro vom DFB an die FIFA im Vorfeld der Fußball-WM 2006. Den Angeklagten wird vorgeworfen, die Summe wissentlich falsch deklariert zu haben. Es drohen bis zu fünf Jahre Haft.
Eckert: Der DFB "hätte besser reinen Tisch gemacht"
Es sei eigentümlich, dass die Schweizer Justiz so lange für die Anklage im Sommermärchen-Prozess gebraucht habe, sagte Hans-Joachim Eckert im Dlf. Der ehemalige Richter kritisierte vor allem die fehlende Vernehmung von Mohammed Bin Hammam.