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Prozessauftakt zum Terroranschlag
"Charlie Hebdo" druckt Mohammed-Karikaturen erneut

Die Satirezeitschrift veröffentlicht zum Prozessbeginn noch einmal die umstrittenen Zeichnungen, derentwegen sie in den Fokus der Attentäter geriet. Während viele Franzosen das positiv kommentieren, äußern sich andere kritisch. Vor allem Muslime sind gegen die erneute Veröffentlichung.

Jürgen König im Gespräch mit Antje Allroggen |
Zum Prozessauftakt um die Anschläge auf „Charlie Hebdo“ veröffentlicht das Satiremagazin erneut die umstrittenen Mohammed-Karikaturen.
"Tout ça pour ça" (All das nur dafür) betitelte "Charlie Hebdo" die heutige Ausgabe mit den umstrittenen Mohammed-Karikaturen (picture alliance/dpa/Jean-François Frey/MAXPPP)
Die zwölf Zeichnungen waren ursprünglich in der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" erschienen und ein Jahr später auch von "Charlie Hebdo" veröffentlicht worden. Viele Musliminnen und Muslime hatten darauf empört reagiert. Gleichzeitig geriet das Blatt ins Visier von Islamisten – bis hin zu dem Anschlag im Januar 2015, bei dem zahlreiche Mitglieder der Redaktion getötet wurden.
"Charlie Hebdo" sei davon natürlich schwer getroffen worden, habe aber seine Spottlust bewahrt, beobachtet Paris-Korrespondent Jürgen König.
Eine Rose und Kerzen stehen auf der Straße, darunter der Schriftzug "Je suis Charlie".
"Charlie Hebdo" und die nationale Traumabewältigung
Das Attentat 2015 war in Frankreich zuletzt in den Hintergrund gerückt. Doch mit dem Prozessauftakt zum Anschlag auf "Charlie Hebdo" muss sich das Land erneut fragen, wie es zur freien Meinungsäußerung und zum Islamismus steht.
Zum Prozessauftakt gegen die Unterstützer der Attentäter druckte die Redaktion dieselben Karikaturen heute ein weiteres Mal. In den französischen Kommentaren werde die Veröffentlichung überwiegend begrüßt und als Ausdruck von Unerschrockenheit und Meinungsfreiheit gewertet, sagte König im Dlf. Eine von dem Magazin selbst in Auftrag gegebene Umfrage zeige außerdem, dass auch 59 Prozent der Bevölkerung den erneuten Abdruck befürworten.
Kritiker sagten hingegen, die Karikaturen seien antimuslimisch und rassistisch. Sie verwendeten in den sozialen Netzwerken den Hashtag #JeNeSuisPasCharlie – als Umkehrung des Solidaritätsslogans "Je suis Charlie", also "Ich bin Charlie".
Wenig Zustimmung gab es auch in der Gruppe der französischen Muslime. Der Umfrage zufolge waren 69 Prozent von ihnen gegen die zweite Veröffentlichung. Für heftige Diskussionen habe auch gesorgt, dass rund 20 Prozent der befragten Muslime zwischen 15 und 25 angegeben hatten, den Anschlag gegen "Charlie Hebdo" nicht zu verurteilen, so König.