Er gehört zu den bekanntesten Gesichtern des radikalen Islam in Deutschland: Der 35-jährige Konvertit Sven Lau aus Mönchengladbach.
"Es gibt keine anbetungswürdige Gottheit außer Allah. Ihr könnt Kuffar bleiben oder Muslime werden – Ihr habt die Wahl."
Mit seinen Predigten in Fußgängerzonen und über das Internet soll er laut Verfassungsschutz zahlreiche junge Menschen für den radikalen Salafismus angeworben haben. Außerdem war er Mitinitiator der Scharia-Polizei, die 2014 vor allem in Nordrhein-Westfalen für Aufsehen sorgte. Die Salafisten zogen damals in Warnwesten durch die Partyzonen der Innenstädte und forderten muslimische Frauen auf, Kopftuch zu tragen und Männer, kein Alkohol zu trinken.
Doch für solche Aktionen oder seine Predigten steht Sven Lau heute nicht vor Gericht, sondern weil er eine ausländische terroristische Vereinigung unterstützt haben soll. Dabei geht es um die Gruppe Jamwa, die spätestens seit Mitte 2013 eng an die Terrormiliz IS angebunden war. Sie verfolgt laut Anklageschrift das Ziel, die syrische Regierung zu stürzen und einen islamischen Gottesstaat zu errichten. Die Bundesanwaltschaft wirft Lau vor, für Jamwa unter anderem Kämpfer nach Syrien vermittelt und Bargeld sowie Nachtsichtgeräte besorgt zu haben. Sven Lau sitzt deshalb seit vergangenen Dezember in Haft. Der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger sagte damals:
"Klar ist, dass Herr Lau ganz offensichtlich für eine extremistische, für eine terroristische Organisation in Syrien geworben hat. Dass er unter dem Deckmantel humanitärer Leistungen ganz offensichtlich auch zusätzlich versucht hat, zusätzliche Mittel für diese Organisation zu akquirieren."
Anklage auf wackeligen Beinen?
Lau selbst bestreitet die Vorwürfe. Ihm zufolge ging es bei seinen Aktionen immer nur um humanitäre Hilfe. Wiederholt hat der aus einem katholischen Elternhaus stammende Konvertit versucht, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass er zwar ein strenger Muslim, aber kein Terrorist sei:
"Vergessen Sie nicht, dass der, der gerade zu Ihnen spricht, ein Gladbacher Junge ist. Geboren im Stadtteil Neuwerk."
Sein Anwalt Mutlu Günal sieht die Anklage denn auch auf wackeligen Beinen stehen, denn sie stützt sich zu großen Teilen auf die Aussage eines ehemaligen Weggefährten. Dieser ist vor gut einem Jahr selbst verurteilt worden, zu einer relativ milden Haftstrafe von viereinhalb Jahren. Im Prozess wird deshalb zu klären sein, ob die Aussage dieses Zeugen glaubwürdig ist. Anwalt Günal bezweifelt das:
"Der Generalbundesanwalt möchte offensichtlich doch irgendwas im Leben des Herrn Lau unbedingt strafbar machen."
Es drohen bis zu 15 Jahre Haft
Denn Lau war schon einmal Anfang 2015 verhaftet worden, kam aber nach einigen Wochen wieder frei – weil die Beweislage zu dünn war. Inzwischen sieht sich die Bundesanwaltschaft allerdings ausreichend gewappnet. Neben der Zeugenaussage des ehemaligen Weggefährten hat sie Videobotschaften, Chat-Dateien und Fotos als Beweise gesammelt.
Sollte Sven Lau verurteilt werden, drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft.