"Das erste Mal, da war ich vielleicht fünf. Das waren Schläge, die ich absolut als ungerechtfertigt angesehen habe. Mit irgendwelchen Rutenzweigen wurde der Hintern dann versohlt."
"Bei mir wurde es quasi ernst mit der Prügelei, wenn er meinte, ich hätte also irgendwelchen Jungs schöne Augen gemacht oder rumgeschäkert, das ging also gar nicht, da musste er dringend meine Keuschheit irgendwie beschützen. Ich kann mich an seine Ohrfeigen entsinnen. Da bin ich also wirklich teilweise quer durch unser Schlafzimmer, was nicht klein war, geflogen. Das war schon heftig."
"Dann erinnere ich mich an Werkunterricht. Da flog schon mal, wenn der Lehrer sich geärgert hatte, so ein Hobel oder so was durch die Klasse, da wurde ich beworfen vom Lehrer mit einem Hobel, da habe ich mich geduckt, und der ging dann in die Türe hinein, nä. Und ich bin dann aus der Klasse abgehauen, nä."
"Die Lehrer kamen ja auch aus dem Krieg"
Die Nachkriegsgeneration hat Erziehungsmethoden erlebt, die sich viele Deutschen heutzutage kaum vorstellen können. Doch solche Züchtigungen waren Alltag.
"Es gab also dieses Pfötchen, da musste man nach vorne kommen, die Hand ausstrecken, dann wurden mit dem Stock so und so viel Schläge auf die flache Hand... Es gab auch Ohrfeigen und an den Ohren ziehen, wobei das im Religionsunterricht besonders war. Der Pfarrer und auch der Kaplan, der dann den Religionsunterricht hielt, der war sehr dabei, die Kinder an den Ohren zu ziehen und also bis auf die Bank, also teilweise schrien die dann auch", erzählt der 79-jährige Mann aus Meckenheim bei Bonn – nennen wir ihn Fritz. Sein richtiger Name ist der Redaktion bekannt, er möchte ihn öffentlich aber nicht nennen. Ab 1946 besuchte Fritz die Schule. Wer da nicht parierte, bekam Dresche.
"Die Lehrer kamen ja auch aus dem Krieg, einer hatte nur einen Arm und die waren auch sehr belastet, auch der Pfarrer, da kann ich mich erinnern, der hat sogar die Kinder in der Kirche geohrfeigt, zum Beispiel im Kommunionsunterricht bin ich auch mal geohrfeigt worden, weil ich kein Gebetbuch dabei hatte. Dieser Pfarrer war aber hirnverletzt, also der hatte ne Kopfverletzung aus dem Krieg, und der war auch sehr nervös."
Mit der schlechten Note lieber nicht heim
Detlef aus Bonn, auch seinen wirklichen Namen hat die Redaktion geändert, verheimlichte eine schlechte Note. Er wusste, wenn sein Vater nach Hause kommt, würde es schlimm.
"Ich bin dann erst mal abgehauen ein, zwei Stunden Richtung Wald, als ich dann zurückkam, hatte sich die Wut offenbar gesteigert, lacht, und dann wurde wirklich losgeschlagen. Wirst du das niemals tun, wirst du das niemals tun, und mit einer Schnur vom Bügeleisen, so dass der Hintern dann wirklich blutig war. Absurd, man hat wirklich gespürt, hallo, das ist jemand, der sich überhaupt nicht mehr unter Kontrolle hat."
Detlef, heute Anfang 70, weiß es noch genau: Er empfand große Wut, aber auch Verzweiflung, wie er sagt.
"Ich bin dann ins Schlafzimmer gegangen, und es war eine verrückte Situation, ich bin auf die Fensterbank gestiegen und habe überlegt, komm, wenn jetzt mein Vater reinkommt, ich springe runter, damit meine Geschwister vor so etwas bewahrt werden. Ja, zum Glück kam er nicht rein. Diese ganze Geschichte hat mich sehr lange begleitet."
"Prügeln ist ja eine besondere Form der Demütigung"
Die Kölner Autorin Ingrid Müller-Münch hat das Buch geschrieben: "Die geprügelte Generation" und zeigt auf, wie sehr die Opfer deutscher Nachkriegs-Pädagogik gelitten haben.
"Dieses Prügeln ist ja eine besondere Form der Demütigung. Man fühlt sich, wenn man geprügelt wird, klein, unbedeutend, nicht geliebt, verstoßen. Die Auswirkungen für diese Menschen, und das sind ja wirklich unendlich viele in diesem Land in allen Positionen, waren teilweise wirklich verheerend und haben auch Leben zerstört."
Ein Unrechtsbewusstsein hätten die wenigsten Eltern und Lehrer gehabt. Schließlich folgten sie, so Ingrid Müller-Münch, dem bekannten Vorbild:
"Martin Luther bezog sich immer darauf, dass es ganz wichtig wäre, ein Kind zu schlagen, sonst würde es mit Eigensinn völlig ausarten. Diese sogenannte schwarze Pädagogik kam eben dadurch, dass seit Jahrhunderten immer wieder propagiert wurde, ein Kind wird sündig geboren, und man muss ihm diese Sünden austreiben, und zwar mit Gewalt."
Mit Prügeln "auf den rechten Weg geführt"
Aus diesem biblischen Verständnis heraus prügelte auch der Vater von Detlef.
"Mein Vater selber hat das so erlebt. Er hat für sich gemeint, dass es ihm wirklich geholfen hat. Meine Reaktion auf seine Strafe, das hat ihn schon irgendwo bewegt, aber erst x, x Jahre später. Er war überzeugt davon, dass ich damit auf den rechten Weg geführt werde (lacht). Ja nu, gut, das äußerte sich, in dem er dann eben gottmäßig strafte." (lacht)
Ähnliches berichtet Annette, heute 60 Jahre alt, ebenfalls aus Bonn. Auch ihren Namen haben wir geändert.
"Obwohl ich reichlich Prügel bezogen habe, denke ich, dass mein Vater mich geliebt hat und es deswegen getan hat. Klingt absurd, aber ich denke, da ist was Wahres dran. Aber zumindest haben diese Prügel, die ich bezogen habe, bewirkt, dass mein Verhältnis zu meinem Vater vollkommen kaputt gegangen ist. Ich hatte keinen Hass auf meinen Vater, aber er hat mich gewissermaßen angewidert. Ich empfand seine Gegenwart als unangenehm."
"Man hat das über sich ergehen lassen ohne irgendwelche Gefühle dieser Art, Wut oder Scham oder Schmerz, nichts. Man hat da nie was von Beschwerden der Eltern oder so gehört, da wurde auch zu Hause nicht drüber gesprochen, sonst bekam man's nochmal. Man war ja etwas abgehärtet. Das Wort Psychologie oder so hatte ja niemand jemand gehört damals auf dem Lande, nä, in der Eifel."
Ein dickes Fell und darunter große seelische Belastungen
Ein dickes Fell, wie Fritz es hatte, war für Kinder früher überlebenswichtig. Heutige Untersuchungen zeigen, Kinder, die regelmäßig geschlagen werden, sind gewalttätiger als die, die dies nicht erfahren. Viele leiden später unter Mangel an Selbstvertrauen, Depressionen, Angststörungen oder Drogenabhängigkeit.
Doch derlei Einsicht in die kindliche Psyche existierte früher nicht. Schon gar nicht in der Zeit des Nationalsozialismus, in der das Prinzip von Zucht und Ordnung seinen Höhepunkt fand. Buchautorin Ingrid Müller-Münch:
"Da gab es eine Frau, die Johanna Haarer, die ein Buch veröffentlicht hatte, 'Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind'. Das, was da den Müttern geraten wurde, war so lieblos, es war von einer unglaublichen Brutalität dem kleinsten Kind gegenüber geprägt, dass man sich wirklich wundert. Dieses Buch ist auch bis Anfang der 70er-Jahre bei uns noch erschienen, und wenn Sie diese Generation der 60- und 70-Jährigen mal fragen, die haben oft dieses Buch dann zur Hochzeit geschenkt gekriegt. Es hieß dann ein bisschen anders, es hieß nicht mehr 'Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind', sondern es hieß 'Die Mutter und ihr erstes Kind'."
Ab 1958 durften auch Mütter Schläge austeilen
"Kinder, die was wollen, kriegen was auf die Bollen."
"Wer nicht hören will, muss fühlen."
"Jetzt ist genug, sonst hat der Hintern Kirmes."
Welche Auswüchse diese Kinderfeindlichkeit auch nach dem Krieg noch hervorbrachte, zeigten die unhaltbaren Zustände in vielen Kinderheimen bis Mitte der 1970er-Jahre. Das Unrecht wurde erst 2006 durch das Buch "Schläge im Namen des Herrn" in seinem ganzen Ausmaß publik. Mehr als eine halbe Million Kinder in kirchlichen und staatlichen Heimen wurden allein in Westdeutschland körperlich und seelisch schwer misshandelt. Aber auch in anderen europäischen Ländern.
In Deutschland sprach der Bundesgerichtshof Lehrern noch 1957 ein "generelles Gewohnheitsrecht" zum Prügeln zu. Ein Jahr später wurden Männer und Frauen gleichgestellt. Nun durften auch Mütter Schläge austeilen, vorher war das Züchtigungsrecht den Vätern vorbehalten.
Nur langsam setzten sich liberalere Erziehungsansichten durch. Dabei spielte die 68er-Bewegung eine große Rolle. Traditionelle Erziehungsmodelle wurden in Frage gestellt.
Recht auf gewaltfreie Erziehung erst seit 2000
Es dauerte bis 1973, dann wurde die Prügelstrafe in Schulen abgeschafft, auch wenn sich nicht alle Lehrer gleich streng daran hielten. In der DDR war Prügeln in Schulen seit 1949 verboten. Körperliche Gewalt widerspreche der sozialistischen Erziehung, so das Ministerium für Volksbildung. Doch auch dort nahmen es einige Lehrer die ersten Jahre nicht so genau.
Eltern durften allerdings ihren Nachwuchs weiter schlagen. Organisationen wie der Kinderschutzbund forderten immer wieder: "Kinder brauchen Liebe, keine Hiebe".
Erst 1998 wurden im Bürgerlichen Gesetzbuch körperliche und seelische Misshandlungen für unzulässig erklärt. Und im Jahr 2000 verankerte der Deutsche Bundestag mit großer Mehrheit ausdrücklich das Recht auf Gewaltfreiheit. In Paragraf 1631 des Bürgerlichen Gesetzbuchs heißt es:
"Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig."
Für das Gewaltverbot haben viele lange gekämpft. Auch die Vertreter der Kinderkommission des Deutschen Bundestages. Seit 1988 setzt sich dieser Unterausschuss des Familienausschusses für die Belange der Kinder ein.
"Nicht genug, an den Einzelnen zu appellieren"
Zurzeit ist Susann Rüthrich die Vorsitzende. Es bleibt noch viel zu tun, meint die Sozialdemokratin.
"Wir reden von Prügelstrafe und Züchtigungsverbot, aber es geht ja um grundsätzliche Gewaltfreiheit in der Erziehung, und auch diejenigen, die hier tatsächlich ihrem Kind Prügel antun, die wissen doch im Grunde, dass das nicht geht. Wie es aber bei der Ohrfeige, beim Schütteln, bei gewaltvoller Sprache, bei herabwürdigendem Verhalten ist, da wäre ich mir da nicht sicher. Ich glaube, da wird das Dunkelfeld dann schon ein bisschen größer sein."
Im vergangenen Jahr gab es laut Statistischem Bundesamt über 6.150 registrierte Fälle von misshandelten Kindern. Die Jugendämter mussten über 1.200 Inobhutnahmen mehr durchführen als im Vorjahr. Ein Plus von 25 Prozent.
Eltern, die ihre Kinder misshandeln, können das Sorgerecht verlieren und wegen vorsätzlicher Körperverletzung zu einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren verurteilt werden, in besonders schweren Fällen sogar bis zu 15 Jahren. Wer zusieht und nicht eingreift, macht sich ebenfalls strafbar. Susann Rüthrich von der Kinderkommission:
"Wir haben es damit zu tun, dass die Hilfesysteme vielleicht nicht genügend ausgestattet sind, dass es schwerfällt, die Beteiligten dann an einen Tisch zu bringen, um den Fall zu besprechen, vielleicht können sich auch Menschen, die was mitbekommen, die Nachbarin, die Nachbarn, gar nicht vorstellen, dass es in ihrer Gegend möglich ist, dass so was passiert. Das ist dann weiter traurige Realität, 150 Kinder, das sind zwei bis drei die Woche. Zum Glück steigt da die Sensibilität und die Fachkenntnis auch, aber es ist einfach nicht genug, zu appellieren an den Einzelnen."
150 tote Kinder durch Misshandlung in 2018
150 Kinder sind im letzten Jahr an den Folgen von Misshandlung gestorben. Der Kinderschutzbund versucht, in seinen Beratungsstellen dagegen zu wirken. Martina Huxoll-von Ahn, stellvertretende Geschäftsführerin des Bundesverbandes:
"Da können sich natürlich Kinder selbst hinwenden, tun sie aber meistens nicht so häufig, sondern es sind dann eher andere Bezugspersonen, also andere Familienangehörige, vielleicht auch die Lehrer, Lehrerinnen, die dann sich Rat suchen und an solche Beratungsstellen wenden, und dann muss man gucken, inwieweit man mit den Kindern arbeiten kann und inwieweit man auch einen Zugang zu den Eltern bekommt. Und das Ziel ist natürlich, dass der Schutz des Kindes sichergestellt wird, und dass die Eltern ihr Verhalten abstellen."
"Kinder sollen eigene Rechte haben, die dafür sorgen, dass sie gut gefördert werden, dass sie geschützt sind vor Gewalt zum Beispiel."
SPD-Familienministerin Franziska Giffey wirbt dafür, die Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern. Das hatten SPD und Union in ihrem Koalitionsvertrag so vereinbart. Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe soll bis Ende des Jahres einen Gesetzentwurf ausarbeiten. Grüne und Linke haben kürzlich eigene Vorschläge vorgelegt. Im Bundestag ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig, um das Grundgesetz zu ändern. Gegner sagen, dass die bisherige Regelung Kinder bereits gut genug schütze.
Mitspracherecht der Kinder bei staatlichen Entscheidungen
Kinderschutzorganisationen fordern eine Grundgesetzänderung schon seit Jahrzehnten. Zwei Aspekte stehen generell im Vordergrund: Kinder besser zu schützen und ihnen ein Recht auf mehr Mitsprache bei staatlichen Entscheidungen zu geben. Martina Huxoll-von Ahn vom Kinderschutzbund hofft auf eine baldige Einigung.
"Wir stehen sehr dahinter, dass die Kinderrechte ins Grundgesetz aufgenommen werden, weil damit doch noch mal das Kindeswohl sehr viel mehr im Vordergrund steht als jetzt, und auch in der Gesetzgebung das Kindeswohl noch einmal ganz anders berücksichtigt werden müsste, und dann zum Beispiel auch vor Familiengerichten, wo dann ja solche Fälle möglicherweise auch verhandelt werden."
Der Verfassungsrang würde nicht nur den Kindern den Rücken stärken, sondern auch denen, die die Rechte der Kinder umsetzen, also letztlich auch den Eltern selbst. Deutschland würde auch im Sinne der UN-Kinderrechtskonvention handeln, die im kommenden November 30 Jahre alt wird. Denn bisher sind die Kinderrechte hier noch nicht so umfassend umgesetzt, wie in der Konvention vorgesehen - Stichworte Kindeswohl und Mitwirkungsrecht.
Viele Länder wollen noch immer kein Prügelverbot
Obwohl über 190 Staaten die Konvention ratifiziert haben und sich damit verpflichten, Gewalt in der Erziehung zu verbieten, haben das nur 59 Länder gesetzlich fixiert. Seit diesem Jahr auch Frankreich, das sich bei diesem Thema lange schwer getan hat. Viele Länder wollen kein Verbot der Prügelstrafe, weil das vermeintlich das Elternrecht beschneiden würde. Unicef versucht weltweit, der Gewalt durch Bildungsprojekte und frühkindliche Entwicklungsprogramme entgegenzuwirken. Rudi Tarneden, Sprecher von Unicef Deutschland:
"Gewalt ist in Ländern sehr stark verbreitet, in denen ein hohes Konfliktpotential da ist, in denen die sozialen Gegensätze groß sind. Aber es gibt natürlich auch kulturelle Traditionen. Wir wissen aus Untersuchungen, dass etwa ein Drittel der Erwachsenen körperliche Züchtigungen weltweit als ganz normales Erziehungsmittel ansieht, auch harte Schläge, zum Beispiel ins Gesicht oder auf den Kopf. Und dazu gehören eben so Länder wie zum Beispiel der Jemen, aber auch einige Staaten des Nahen Ostens."
Dirk Enzmann vom Institut für Kriminalwissenschaften der Universität Hamburg hat festgestellt, dass in Staaten, die die Prügelstrafe verboten haben, die Zahl der Misshandlungen geringer ist als in Ländern, in denen Schläge erlaubt sind. Am stärksten sei dieser Effekt, wenn das Verbot schon lange bestehe, wie seit 1979 im vorbildlichen Schweden. Deutschland liege im Mittelfeld, Schlusslicht in Europa sei Tschechien.
Problematisch findet der Kriminologe "aber auch so Länder wie Großbritannien, Italien oder Belgien und die Schweiz, wo immer noch elterliche Gewalt nicht verboten ist. Außerhalb Europas finden wir auch drastische Beispiele, zum Beispiel die USA, wo wir sehr hohe Raten finden von Misshandlungen oder auch von einfacher Gewalt, doppelt so hohe wie bei uns in Deutschland oder in Europa. Aber auch so Länder wie Australien oder Japan, Kanada, Südkorea oder Russland sind Länder, in denen elterliche Gewalt immer noch als selbstverständlich angesehen wird oder auch dafür gestritten wird regelrecht."
Gesetze allein reichten nicht aus, um Gewalt einzudämmen. Das zeige sich in Österreich, meint Enzmann. Dort sei die elterliche Prügelstrafe zwar seit 1989 verboten, aber es gebe dort mehr Misshandlungen als in Dänemark, wo das Verbot erst zehn Jahre später in Kraft trat. Man brauche parallel dauerhafte Informationskampagnen, so wie in Schweden.
"Alle Eltern bekommen dort seit 1983 ein Buch mit dem Titel 'Leben mit Kindern', da geht es um die Pflege von Kindern, Gesundheit, Entwicklung, aber eben auch ein eigenes Kapitel mit dem Titel: 'Niemals Gewalt', in dem die Gesetzgebung vorgestellt wird, in dem die historische Entwicklung von Gewalt in der Erziehung behandelt wird und wo es um alternative Strategien im Umgang mit Konflikt und Ärger geht."
"Niemals Gewalt" nach Astrid Lindgren
In Anlehnung an die schwedische Kinderbuchautorin Astrid Lindgren. Sie erhielt 1978 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. In ihrer Rede in der Frankfurter Paulskirche richtete sie ihren berühmten Appell an die Welt, der auch 40 Jahre danach noch aktuell ist.
"Jenen aber, die jetzt noch vernehmlich nach härterer Zucht und strafferen Regeln rufen, möchte ich das erzählen, was mir einmal eine alte Dame berichtet hat."
Die Geschichte einer Frau, die sich über ihren Sohn ärgert, ihn bestrafen will und ihn losschickt, um einen Stock zu holen. Der Junge findet aber keinen und bringt seiner Mutter stattdessen einen Stein mit. Den könne sie ja nach ihm werfen. Die Frau ist bestürzt über das, was sie tun wollte.
"Sie nahm ihren kleinen Sohn in die Arme und beide weinten eine Weile gemeinsam. Dann legte sie den Stein auf ein Bord in der Küche, und dort blieb er liegen als ständige Mahnung an das Versprechen, das sie sich in dieser Stunde selber gegeben hatte: Niemals Gewalt."