"Ein Mann sollte seinen PSA-Wert besser kennen, als die PS-Zahl seines Autos" - diese offensive Werbung für den PSA-Test ist vorbei. Die Urologen sind vorsichtiger geworden.
"Da ist auch eine Menge Unsinn gequatscht worden und es lassen sich immer Einzelfälle rausziehen, wo Urologen viel zu aggressiv mit diesem PSA-Test umgehen."
Räumt der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Urologie, Professor Michael Stöckle auf einer Pressekonferenz ein. Die extreme Gegenposition dazu nehmen die Amerikaner ein, wo nach den neuesten Leitlinien die Bestimmung des PSA-Wertes überhaupt nicht mehr empfohlen wird. So weit gehen auf dem Kongress in Dresden nicht mal die Kritiker der Vorsorgeuntersuchung, wie Dr. Klaus Koch vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Er gibt zu:
"Diese Studien sagen ja, der PSA-Test bietet eine gewisse Möglichkeit, sein Risiko zu verringern, an Prostatakrebs zu sterben."
Im Zentrum der Diskussion steht die europäische PSA-Screening-Studie, nach Meinung von Michael Stöckle die weltweit einzige aussagekräftige Studie, von der jetzt die 11-Jahres-Ergebnisse vorliegen.
"Da zeigt sich, dass die beiden Länder, wo die Männer relativ konsequent an diesem Studienprotokoll mitgemacht haben, inzwischen eine etwa 40-prozentige Reduktion der Sterblichkeit an Prostatakarzinom nachweisen können. Also, dass PSA die Sterblichkeit an diesem Tumor reduzieren kann, daran kann sicherlich kein Zweifel mehr bestehen."
Klingt eindrucksvoll. PSA-Kritiker Klaus Koch rechnete die Zahlen auf 1000 Männer herunter. Nach 11 Jahren regelmäßiger PSA-Tests sterben nicht mehr fünf von 1000 an Prostatakrebs, sondern nur vier. Dagegen steht allerdings die Schadensbilanz der Früherkennung.
"Und aus denselben Ergebnissen hat man im Moment das Ergebnis, dass nach elf Jahren ungefähr 36 Männer eine Prostatakrebsdiagnose wegen des PSA-Tests bekommen, die sie ohne den Test nicht bekommen hätten."
Krebsdiagnose heißt meist Operation. Über 30 Männer von 1000 werden also wegen des PSA-Tests zu Krebspatienten. Und das heißt bei Prostatakrebs meist Operation. Aber nur bei einem wird das eigentliche Ziel erreicht: Ihm rettet der Test das Leben. Bei der Mehrheit schlägt der Test fälschlicherweise Alarm oder es werden Krebsformen entdeckt, die gar keine Beschwerden verursachen, mit denen man also hätte alt werden können. Ob es sich um einen aggressiv oder nur ganz langsam wachsenden Tumor handelt, verrät weder der PSA-Test noch eine Biopsie.
Auch PSA-Befürworter Michael Stöckle bestreitet diese Zahlen nicht. Sie geben aber nur eine vorläufige Auswertung der Studie wieder. Da das Prostatakarzinom zu den langsam wachsenden Tumoren gehört, steht die Mehrzahl der Todesfälle noch aus. Er ist optimistisch: Die Relation zwischen Todesfällen und Operationen wird sich dadurch deutlich verändern.
"Sie werden sehen, wenn im nächsten Jahr die 13-Jahres-Ergebnisse kommen, immer noch eine relativ große Zahl da stehen wird. Aber das werden dann vielleicht nur noch 20 statt 35 sein, die man operieren muss, um einen zu retten. Bei der ersten Publikation der europäischen Screeningstudie 2009 musste man noch 49 operieren, um einen zu retten. Das heißt, diese Zahl reflektiert nicht die Effektivität des Tests."
Eines wird auch die große europäische Studie mit immerhin 160.000 Männern nicht erreichen: endgültige Klarheit über den Nutzen von PSA-Tests. Um den Effekt von Früherkennung sauber zu messen, hätten es Männer eines Jahrgangs sein müssen. In der Studie zusammengefasst sind aber Männer zwischen 55 und 69 Jahren, um eine ausreichend große Fallzahl zu bekommen. Darunter sind aber auch etliche, die schon einen fortgeschrittenen Tumor hatten.
"Das heißt diese Studie hat zahlreiche Schwächen, die sich allesamt in die gleiche Richtung auswirken, nämlich den Effekt - den es fraglos gibt - kleiner erscheinen zu lassen, als er in Wirklichkeit ist."
Frei nach Churchill ist man geneigt, zu sagen: Glaube keiner Statistik, die du nicht selber interpretiert hast. Eine verlässliche Antwort, ob der PSA-Test nützt oder überflüssig ist, steht also weiter aus.
"Da ist auch eine Menge Unsinn gequatscht worden und es lassen sich immer Einzelfälle rausziehen, wo Urologen viel zu aggressiv mit diesem PSA-Test umgehen."
Räumt der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Urologie, Professor Michael Stöckle auf einer Pressekonferenz ein. Die extreme Gegenposition dazu nehmen die Amerikaner ein, wo nach den neuesten Leitlinien die Bestimmung des PSA-Wertes überhaupt nicht mehr empfohlen wird. So weit gehen auf dem Kongress in Dresden nicht mal die Kritiker der Vorsorgeuntersuchung, wie Dr. Klaus Koch vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Er gibt zu:
"Diese Studien sagen ja, der PSA-Test bietet eine gewisse Möglichkeit, sein Risiko zu verringern, an Prostatakrebs zu sterben."
Im Zentrum der Diskussion steht die europäische PSA-Screening-Studie, nach Meinung von Michael Stöckle die weltweit einzige aussagekräftige Studie, von der jetzt die 11-Jahres-Ergebnisse vorliegen.
"Da zeigt sich, dass die beiden Länder, wo die Männer relativ konsequent an diesem Studienprotokoll mitgemacht haben, inzwischen eine etwa 40-prozentige Reduktion der Sterblichkeit an Prostatakarzinom nachweisen können. Also, dass PSA die Sterblichkeit an diesem Tumor reduzieren kann, daran kann sicherlich kein Zweifel mehr bestehen."
Klingt eindrucksvoll. PSA-Kritiker Klaus Koch rechnete die Zahlen auf 1000 Männer herunter. Nach 11 Jahren regelmäßiger PSA-Tests sterben nicht mehr fünf von 1000 an Prostatakrebs, sondern nur vier. Dagegen steht allerdings die Schadensbilanz der Früherkennung.
"Und aus denselben Ergebnissen hat man im Moment das Ergebnis, dass nach elf Jahren ungefähr 36 Männer eine Prostatakrebsdiagnose wegen des PSA-Tests bekommen, die sie ohne den Test nicht bekommen hätten."
Krebsdiagnose heißt meist Operation. Über 30 Männer von 1000 werden also wegen des PSA-Tests zu Krebspatienten. Und das heißt bei Prostatakrebs meist Operation. Aber nur bei einem wird das eigentliche Ziel erreicht: Ihm rettet der Test das Leben. Bei der Mehrheit schlägt der Test fälschlicherweise Alarm oder es werden Krebsformen entdeckt, die gar keine Beschwerden verursachen, mit denen man also hätte alt werden können. Ob es sich um einen aggressiv oder nur ganz langsam wachsenden Tumor handelt, verrät weder der PSA-Test noch eine Biopsie.
Auch PSA-Befürworter Michael Stöckle bestreitet diese Zahlen nicht. Sie geben aber nur eine vorläufige Auswertung der Studie wieder. Da das Prostatakarzinom zu den langsam wachsenden Tumoren gehört, steht die Mehrzahl der Todesfälle noch aus. Er ist optimistisch: Die Relation zwischen Todesfällen und Operationen wird sich dadurch deutlich verändern.
"Sie werden sehen, wenn im nächsten Jahr die 13-Jahres-Ergebnisse kommen, immer noch eine relativ große Zahl da stehen wird. Aber das werden dann vielleicht nur noch 20 statt 35 sein, die man operieren muss, um einen zu retten. Bei der ersten Publikation der europäischen Screeningstudie 2009 musste man noch 49 operieren, um einen zu retten. Das heißt, diese Zahl reflektiert nicht die Effektivität des Tests."
Eines wird auch die große europäische Studie mit immerhin 160.000 Männern nicht erreichen: endgültige Klarheit über den Nutzen von PSA-Tests. Um den Effekt von Früherkennung sauber zu messen, hätten es Männer eines Jahrgangs sein müssen. In der Studie zusammengefasst sind aber Männer zwischen 55 und 69 Jahren, um eine ausreichend große Fallzahl zu bekommen. Darunter sind aber auch etliche, die schon einen fortgeschrittenen Tumor hatten.
"Das heißt diese Studie hat zahlreiche Schwächen, die sich allesamt in die gleiche Richtung auswirken, nämlich den Effekt - den es fraglos gibt - kleiner erscheinen zu lassen, als er in Wirklichkeit ist."
Frei nach Churchill ist man geneigt, zu sagen: Glaube keiner Statistik, die du nicht selber interpretiert hast. Eine verlässliche Antwort, ob der PSA-Test nützt oder überflüssig ist, steht also weiter aus.