Uschi Ritzinger fand ihren Job beim Halbleiterdistributor EBV Elektronik großartig. Bis zu vier Tage die Woche war sie unterwegs, reiste durch ganz Europa, um Kunden zu beraten. Sie war Mitglied der Geschäftsleitung, hatte keinen Budgetdruck. Alles gut. Bis auf einmal diese Symptome auftraten.
"Ich hatte dann eines Tages plötzlich auf der Autobahn, das Gefühl ich hätte einen Herzinfarkt. Und ich hab zu der Zeit viel geraucht, wenig geschlafen, viel gegessen, viel Party gemacht und mir war klar ich sterbe jetzt hier auf der Autobahn. Bin ich aber offensichtlich nicht. Sondern bin sofort ins Krankenhaus und mir wurde körperliche Gesundheit attestiert. Aber die Anfälle kamen immer öfter."
Manchmal bis zu 50 Mal am Tag. Irgendwann traute sich die damals 36-Jährige nicht mehr Auto zu fahren, sie ging nicht mehr aus dem Haus. Nach zwei Wochen permanenter Todesangst suchte sie dann die neurologische Abteilung der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Technischen Universität München auf. Die Empfehlung der dort arbeitenden Ärzten: eine Verhaltenstherapie.
"Was ich anfangs ganz schrecklich fand, weil ich für mich kein psychisches Problem hatte, sondern das war rein organisch, hab aber dann in der Behandlung innerhalb kürzester Zeit eigentlich die Augen geöffnet bekommen, dass ich über Jahre hinweg meinen Körper und mich völlig überfordert hatte und sich daraus diese Panik ergab."
Uschi Ritzinger ging daraufhin sehr offensiv mit ihrer Erkenntnis um. Die engagierte Mitarbeiterin, die bei ihrer Arbeit noch nie so viele Tage wegen Krankheit gefehlt hatte, erklärte der Unternehmensleitung ganz offen, was ihr passiert war und stieß überraschenderweise auf viel Verständnis:
"Ich hab da sehr unterschiedliche Reaktionen erfahren, nämlich solche, die wissend genickt haben und gesagt haben, ich kenn das. Und solche, die sehr betroffen waren, und mir alle mögliche Hilfe angeboten haben, um das zu überwinden."
Aber wie hilft ein Unternehmen, wenn die Mitarbeiter psychisch erkranken? Immer mehr Unternehmen fragen sich das. Schon heute ist ein Viertel der Arbeitsausfälle psychisch begründet. Geht man davon aus, dass ein psychisch erkrankter Mitarbeiter im Schnitt 33 Tage am Arbeitsplatz fehlt, kommt man zu einem geschätzten Produktivitätsverlust von 8 bis 20 Millionen Euro. Zahlen, die für Werner Kissling sprechen, den Leiter des Centrums für Disease Management an der TU München. Ein Arbeitsschwerpunkt des Centrums besteht aus der Schulung von Managern zur Prävention psychischer Erkrankungen:
"Führungskräfte zu trainieren, wie sie gesund führen also rechtzeitig beloben, die Mitarbeiter nicht überlasten, gerechtes Belohnungssystem haben, auch Eigenverantwortung den Mitarbeitern lassen das ist ein ganz wichtiges prophylaktischen Instrument um den Krankenstand relativ niedrig zu halten."
Zwar schätzt man, dass der Stress am Arbeitsplatz letztendlich nur zu 25 Prozent die psychischen Erkrankungen hervorruft, unter denen Mitarbeiter leiden - die viel gewichtigeren Ursachen sind genetische Prädispositionen und private Umstände. Aber letztendlich sind die Unternehmen bei allen Fällen gut beraten schnell zu reagieren, meint Kissling
"Wir wollen die Führungskräfte in die Lage versetzen psychische Erkrankungen bei den Mitarbeitern früher zu erkennen - das dauert oft jahrelang bei einer Sucht zu Beispiel. Und wenn sie es erkannt haben, wollen wir sie in die Lage versetzen das heikle Thema in der richtigen Weise anzusprechen und eine Lösung zu finden."
In eintägigen Schulungsseminaren lernen Führungskräfte in Rollenspielen, den Gegenüber auch mal reden zu lassen und zuzuhören. Kissling ist froh, dass das Thema kein Tabu mehr ist in Deutschland. Seit der Selbstmordserie bei France Telecom habe sich auch hierzulande viel bewegt. Unternehmen solcher Größenordnung empfiehlt er zum Beispiel fest mit einem Netz von Psychotherapeuten zusammenzuarbeiten, damit eine Behandlung schnell erfolgen kann. Auch EBV Elektronik macht das mittlerweile. Eineinhalb Jahre nachdem die Mitarbeiterin Uschi Ritzinger an den Panikattacken erkrankte, wechselte sie innerhalb des Betriebes auf die Personalentwicklerseite. Schon aus eigener Erfahrung legt sie hier großen Wert auf die enge Zusammenarbeit mit der Klinik für Psychotherapie der TU München.
"Ich hatte dann eines Tages plötzlich auf der Autobahn, das Gefühl ich hätte einen Herzinfarkt. Und ich hab zu der Zeit viel geraucht, wenig geschlafen, viel gegessen, viel Party gemacht und mir war klar ich sterbe jetzt hier auf der Autobahn. Bin ich aber offensichtlich nicht. Sondern bin sofort ins Krankenhaus und mir wurde körperliche Gesundheit attestiert. Aber die Anfälle kamen immer öfter."
Manchmal bis zu 50 Mal am Tag. Irgendwann traute sich die damals 36-Jährige nicht mehr Auto zu fahren, sie ging nicht mehr aus dem Haus. Nach zwei Wochen permanenter Todesangst suchte sie dann die neurologische Abteilung der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Technischen Universität München auf. Die Empfehlung der dort arbeitenden Ärzten: eine Verhaltenstherapie.
"Was ich anfangs ganz schrecklich fand, weil ich für mich kein psychisches Problem hatte, sondern das war rein organisch, hab aber dann in der Behandlung innerhalb kürzester Zeit eigentlich die Augen geöffnet bekommen, dass ich über Jahre hinweg meinen Körper und mich völlig überfordert hatte und sich daraus diese Panik ergab."
Uschi Ritzinger ging daraufhin sehr offensiv mit ihrer Erkenntnis um. Die engagierte Mitarbeiterin, die bei ihrer Arbeit noch nie so viele Tage wegen Krankheit gefehlt hatte, erklärte der Unternehmensleitung ganz offen, was ihr passiert war und stieß überraschenderweise auf viel Verständnis:
"Ich hab da sehr unterschiedliche Reaktionen erfahren, nämlich solche, die wissend genickt haben und gesagt haben, ich kenn das. Und solche, die sehr betroffen waren, und mir alle mögliche Hilfe angeboten haben, um das zu überwinden."
Aber wie hilft ein Unternehmen, wenn die Mitarbeiter psychisch erkranken? Immer mehr Unternehmen fragen sich das. Schon heute ist ein Viertel der Arbeitsausfälle psychisch begründet. Geht man davon aus, dass ein psychisch erkrankter Mitarbeiter im Schnitt 33 Tage am Arbeitsplatz fehlt, kommt man zu einem geschätzten Produktivitätsverlust von 8 bis 20 Millionen Euro. Zahlen, die für Werner Kissling sprechen, den Leiter des Centrums für Disease Management an der TU München. Ein Arbeitsschwerpunkt des Centrums besteht aus der Schulung von Managern zur Prävention psychischer Erkrankungen:
"Führungskräfte zu trainieren, wie sie gesund führen also rechtzeitig beloben, die Mitarbeiter nicht überlasten, gerechtes Belohnungssystem haben, auch Eigenverantwortung den Mitarbeitern lassen das ist ein ganz wichtiges prophylaktischen Instrument um den Krankenstand relativ niedrig zu halten."
Zwar schätzt man, dass der Stress am Arbeitsplatz letztendlich nur zu 25 Prozent die psychischen Erkrankungen hervorruft, unter denen Mitarbeiter leiden - die viel gewichtigeren Ursachen sind genetische Prädispositionen und private Umstände. Aber letztendlich sind die Unternehmen bei allen Fällen gut beraten schnell zu reagieren, meint Kissling
"Wir wollen die Führungskräfte in die Lage versetzen psychische Erkrankungen bei den Mitarbeitern früher zu erkennen - das dauert oft jahrelang bei einer Sucht zu Beispiel. Und wenn sie es erkannt haben, wollen wir sie in die Lage versetzen das heikle Thema in der richtigen Weise anzusprechen und eine Lösung zu finden."
In eintägigen Schulungsseminaren lernen Führungskräfte in Rollenspielen, den Gegenüber auch mal reden zu lassen und zuzuhören. Kissling ist froh, dass das Thema kein Tabu mehr ist in Deutschland. Seit der Selbstmordserie bei France Telecom habe sich auch hierzulande viel bewegt. Unternehmen solcher Größenordnung empfiehlt er zum Beispiel fest mit einem Netz von Psychotherapeuten zusammenzuarbeiten, damit eine Behandlung schnell erfolgen kann. Auch EBV Elektronik macht das mittlerweile. Eineinhalb Jahre nachdem die Mitarbeiterin Uschi Ritzinger an den Panikattacken erkrankte, wechselte sie innerhalb des Betriebes auf die Personalentwicklerseite. Schon aus eigener Erfahrung legt sie hier großen Wert auf die enge Zusammenarbeit mit der Klinik für Psychotherapie der TU München.