Der Deutsche Turner-Bund (DTB) wusste bereits seit 2018/2019 von den Vorwürfen gegen Gabriele Frehse, Trainerin am Olympia-Stützpunkt Sachsen in Chemnitz. Die Aufklärungsbemühungen des Verbandes seien jedoch unzureichend gewesen - so zitiert der Deutsche Turner-Bund die Anwaltskanzlei, die die Vorwürfe im Auftrag des Verbandes untersucht hatte. Ihr Bericht scheint die Vorwürfe der Turnerinnen zu bestätigen, wurde jedoch der Öffentlichkeit noch nicht im Wortlaut zugänglich gemacht.
Der DTB habe insofern Verantwortung übernommen, sagte Andrea Schültke in der Sendung "Sport am Sonntag", als er sich in seiner Stellungnahme vom 22. Januar "bei den betroffenen Turnerinnen für das entstandene Leid" entschuldigte. Auch eine persönliche Entschuldigung wurde angekündigt.
Noch keine persönliche Entschuldigung
Bei ihr sei allerdings noch keine Entschuldigung angekommen, hatte Pauline Schäfer am Samstag (23.01.2021) gegenüber der Deutschen Presse-Agentur erklärt. Die ehemalige Weltmeisterin am Schwebebalken hatte die Vorwürfe gegen Gabriele Frehse zusammen mit anderen Turnerinnen öffentlich gemacht.
Der DTB forderte in seiner Stellungnahme auch die Entlassung der beschuldigten Trainerin vom Olympia-Stützpunkt Sachsen. Ob es außerdem möglich wäre, der Trainerin die Lizenz zu entziehen? "Da kommt es darauf an, wer die Lizenz ausgestellt hat", erklärte Andrea Schültke im Dlf, in der Ausbildungsordnung jedenfalls sei das Recht festgehalten, "Lizenzen zu entziehen, wenn die Lizenzinhaberin oder der Lizenzinhaber schwerwiegend gegen die Satzung des Verbandes oder den Ehrenkodex verstößt."
Dieser Ehrenkodex betone explizit, dass die Trainer und Trainerinnen für die "körperliche, seelische und sexuelle Unversehrtheit" der ihnen anvertrauten Athleten und Athletinnen sorgen müssten. "Und das", so Schültke, "scheint ja nach dem, was wir bislang wissen, hier nicht der Fall gewesen zu sein."
Generelles Umdenken?
Der DTB stellte in seiner Stellungnahme außerdem auch die Stützpunktstruktur im Olympischen Sport in Frage - vor allem Kinder sollten so lange wie möglich zu Hause wohnen und in ihrem Heimatort trainieren können statt an einem mehrere 100 Kilometer entfernten Stützpunkt.
Damit, so Schültke, stehe die gesamte Struktur an Stützpunkten in Deutschland unter Beobachtung. Denn die geschilderten Probleme mit brutalen demütigenden Trainingsmethoden seien auch aus anderen Sportarten bekannt: "Der vom Deutschen Turner-Bund beauftragte Bericht dürfte jetzt vielleicht doch noch mal einen Fokus darauf richten und wie wichtig es jetzt wäre, diese ganze Struktur noch einmal zu hinterfragen."