Die Mädchenschule Reina Maria ist eine geordnete Oase in einem wohlhabenden Vorort von San Juan, der Hauptstadt von Puerto Rico. Jeden Nachmittag fahren Eltern in großen Autos vor den Eingang des Gebäudes, um ihre Töchter abzuholen. Doch in den vergangenen Monaten haben einzelne Familien die Schule verlassen. Eine gute Freundin fehlt, erzählen Cindy und Anna:
"Eine meiner Freundinnen ist gegangen. Denn der Hurrikan hat das Büro ihrer Eltern zerstört. Ihre Einkommensquelle war zerstört. Sie verdienten kein Geld mehr und mussten gehen."
"Ich kenne die, ich habe dort ausgeholfen. Ihre Mutter arbeitete bei einer Arbeitsvermittlung. Aber das Bürogebäude war stark getroffen. Sie mussten schließen. Ihr Vater arbeitete an der Universität von Puerto Rico. Ich glaube, dazu kam das Gefühl großer Unsicherheit."
"Eine meiner Freundinnen ist gegangen. Denn der Hurrikan hat das Büro ihrer Eltern zerstört. Ihre Einkommensquelle war zerstört. Sie verdienten kein Geld mehr und mussten gehen."
"Ich kenne die, ich habe dort ausgeholfen. Ihre Mutter arbeitete bei einer Arbeitsvermittlung. Aber das Bürogebäude war stark getroffen. Sie mussten schließen. Ihr Vater arbeitete an der Universität von Puerto Rico. Ich glaube, dazu kam das Gefühl großer Unsicherheit."
Hunderttausende haben die Insel verlassen
Hunderttausende Puerto Ricaner haben die Insel nach Wirbelsturm Maria verlassen – viele womöglich für immer. Dass der Trend auch an Privatschulen wie Reina Maria zu spüren ist, sagt viel über die Lage in Puerto Rico aus. Und es beunruhigt Schulleiterin Rita Hernandez.
"Es ist doch traurig. Dabei kann ich die Menschen verstehen. Die Leute haben Familien und Verantwortung. Das verstehe ich. Aber es bereitet Sorge, wenn man in die Zukunft schaut: Wenn gebildete Familien gehen, wer bleibt dann. Das sind die Sorgen."
Wirbelsturm Maria zog am 20. September über Puerto Rico. Die Insel liegt in der Karibik, gehört zu den USA, ist aber kein eigener Bundesstaat. Sechs Monate nach der Naturkatastrophe sind in Puerto Rico immer noch 150.000 Haushalte und Geschäfte ohne Strom. In einigen Orten sind die Zeichen der Verwüstung zu sehen. Schon vom Flugzeug aus, fallen hunderte blaue Plastikplanen auf, die Hausdächer ersetzen. Häuser, die bisher nicht repariert worden sind.
"Es ist doch traurig. Dabei kann ich die Menschen verstehen. Die Leute haben Familien und Verantwortung. Das verstehe ich. Aber es bereitet Sorge, wenn man in die Zukunft schaut: Wenn gebildete Familien gehen, wer bleibt dann. Das sind die Sorgen."
Wirbelsturm Maria zog am 20. September über Puerto Rico. Die Insel liegt in der Karibik, gehört zu den USA, ist aber kein eigener Bundesstaat. Sechs Monate nach der Naturkatastrophe sind in Puerto Rico immer noch 150.000 Haushalte und Geschäfte ohne Strom. In einigen Orten sind die Zeichen der Verwüstung zu sehen. Schon vom Flugzeug aus, fallen hunderte blaue Plastikplanen auf, die Hausdächer ersetzen. Häuser, die bisher nicht repariert worden sind.
Hilfsorganisation: Köche für Puerto Rico
José Gonzales fährt mit seinem roten Kastenwagen Richtung Osten, in das Dorf Punta Santiago. Die Fahrt führt an Puerto Ricos einzigem Nationalpark vorbei. Der Sturm hatte die Kronen der Bäume zerborsten. Übrig blieben braune Stecken, aus deren Seiten jetzt grüne Blätter platzen. Windrädern hat der Sturm die Rotorblätter zerfetzt.
"Als ich die Winde des Hurrikans hörte, klang etwas anders als jemals zuvor. Du hast gehört wie der Wind gegen Häuser schlug, wie er heulte, aber schon aus weiter Entfernung. Nicht nur an deinem Haus oder bei den Nachbarn. Es war ein allgemeines Brausen, das ich nie zuvor gehört hatte."
Seit sechs Monaten hilft José Gonzales – ehrenamtlich. Er fährt Essen aus bei World Kitchen, auch bekannt als Köche für Puerto Rico - eine Hilfsorganisation des in den USA bekannten Chefkochs José Andrés. Ziel ist es, Familien nach Naturkatastrophen mit gesundem Essen zu versorgen. Gonzales betreibt eigentlich zwei Food-Trucks: einen für Fleischbällchen und einen für mediterrane Küche. Die sehen aus wie umgebaute Wohnmobile. Mit denen sollte er helfen:
"José Andrés wollte, dass wir Essen mit unseren Food-Trucks austeilen. Wir konnten das Essen dort kochen und direkt verteilen. Aber manchmal war es echt schwer, mit dem Truck in bergige Regionen zu kommen. Also nahmen wir den Van."
"Als ich die Winde des Hurrikans hörte, klang etwas anders als jemals zuvor. Du hast gehört wie der Wind gegen Häuser schlug, wie er heulte, aber schon aus weiter Entfernung. Nicht nur an deinem Haus oder bei den Nachbarn. Es war ein allgemeines Brausen, das ich nie zuvor gehört hatte."
Seit sechs Monaten hilft José Gonzales – ehrenamtlich. Er fährt Essen aus bei World Kitchen, auch bekannt als Köche für Puerto Rico - eine Hilfsorganisation des in den USA bekannten Chefkochs José Andrés. Ziel ist es, Familien nach Naturkatastrophen mit gesundem Essen zu versorgen. Gonzales betreibt eigentlich zwei Food-Trucks: einen für Fleischbällchen und einen für mediterrane Küche. Die sehen aus wie umgebaute Wohnmobile. Mit denen sollte er helfen:
"José Andrés wollte, dass wir Essen mit unseren Food-Trucks austeilen. Wir konnten das Essen dort kochen und direkt verteilen. Aber manchmal war es echt schwer, mit dem Truck in bergige Regionen zu kommen. Also nahmen wir den Van."
Im Gemeindezentrum wird Essen verteilt
In Punta Santiago wird José Gonzales bereits erwartet. Er öffnet die Hecktüren seines Autos und Bewohner tragen die Aluminiumpfannen mit Essen in ein Gemeindezentrum, in dem es verteilt wird.
"José bringt uns seit fünf Monaten Essen. Wir schätzen das sehr. Denn wir brauchen das. Wir haben im Moment immer noch keinen Strom. Ich selbst habe auch keinen Strom. Das liegt nicht in meiner Hand. Ich muss warten und versuche, froh zu bleiben. Für mich und die Menschen um mich herum. So mache ich das."
Das ist Hector. Er trägt eine reflektierende gelbe Weste. Denn Hector ist einer der ehrenamtlichen Helfer im Ort, dabei wirkt er selbst immer noch traumatisiert. Punta Santiago war schwer vom Wirbelsturm getroffen. Die Gemeinde ist arm, die Häuser waren einfach. Einige hat der Sturm einfach mitgerissen. Unterstützung kam erst spät - das hat sich bei vielen Menschen eingebrannt. Sie haben immer noch das Gefühl, dass sich niemand um sie kümmert.
José zeigt einen Clip aus dem vergangenen Herbst, auf dem zu sehen ist, wie Hilfe aus der Luft den Ort erreicht. Die Bewohner hatten mit weißer Farbe, von oben gut sichtbar auf den Asphalt geschrieben: Wir brauchen Wasser.
Heute ist es so: An Tagen, an denen José kein warmes Essen liefert, muss in Punta Santiago niemand verhungern. Aber alle sagen, das Essen spart ihnen Geld. Geld, das sie für Diesel für die Stromgeneratoren im Haus ausgeben.
Zum Abschied bittet Hector José, doch endlich mal bei ihm daheim vorbeizuschauen. José Gonzales entschuldigt sich, denn er hat noch einen zweiten Besuch in Punta Santiago geplant.
"José bringt uns seit fünf Monaten Essen. Wir schätzen das sehr. Denn wir brauchen das. Wir haben im Moment immer noch keinen Strom. Ich selbst habe auch keinen Strom. Das liegt nicht in meiner Hand. Ich muss warten und versuche, froh zu bleiben. Für mich und die Menschen um mich herum. So mache ich das."
Das ist Hector. Er trägt eine reflektierende gelbe Weste. Denn Hector ist einer der ehrenamtlichen Helfer im Ort, dabei wirkt er selbst immer noch traumatisiert. Punta Santiago war schwer vom Wirbelsturm getroffen. Die Gemeinde ist arm, die Häuser waren einfach. Einige hat der Sturm einfach mitgerissen. Unterstützung kam erst spät - das hat sich bei vielen Menschen eingebrannt. Sie haben immer noch das Gefühl, dass sich niemand um sie kümmert.
José zeigt einen Clip aus dem vergangenen Herbst, auf dem zu sehen ist, wie Hilfe aus der Luft den Ort erreicht. Die Bewohner hatten mit weißer Farbe, von oben gut sichtbar auf den Asphalt geschrieben: Wir brauchen Wasser.
Heute ist es so: An Tagen, an denen José kein warmes Essen liefert, muss in Punta Santiago niemand verhungern. Aber alle sagen, das Essen spart ihnen Geld. Geld, das sie für Diesel für die Stromgeneratoren im Haus ausgeben.
Zum Abschied bittet Hector José, doch endlich mal bei ihm daheim vorbeizuschauen. José Gonzales entschuldigt sich, denn er hat noch einen zweiten Besuch in Punta Santiago geplant.
Puerto Rico ist zahlungsunfähig und auf Hilfe angewiesen
Nicht überall sind die Verletzungen so deutlich zu sehen, wie an der Ostküste von Puerto Rico. In der Hauptstadt San Juan streifen wieder Touristen durch die Altstadt. In den Bars treffen sich Besucher aus Großbritannien, Deutschland und vom Festland der Vereinigten Staaten. Für sie ist es außergewöhnlich, wenn der Strom ausfällt. Die Schülerinnen der Academia Reina Maria sind nur genervt:
"Es gab wieder Stromausfall. Und sofort redeten die Menschen wieder über Hurrikan Maria. Über die Folgen und wie sie sich fühlten. Das hat uns gleich wieder daran erinnert."
"Wir vergleichen viel zwischen der Zeit vor 'Maria' und danach. Eigentlich jeden Tag."
"Es gab wieder Stromausfall. Und sofort redeten die Menschen wieder über Hurrikan Maria. Über die Folgen und wie sie sich fühlten. Das hat uns gleich wieder daran erinnert."
"Wir vergleichen viel zwischen der Zeit vor 'Maria' und danach. Eigentlich jeden Tag."
Washington behandelt Puerto Rico als US-Außengebiet mit zusätzlichen Zöllen und Vorschriften. Im Jahr 2006 kürzte die US-Regierung sogar Steuererleichterungen. Unternehmen zogen ihre Produktion aus Puerto Rico ab. Die lokale Regierung musste fehlende Steuereinnahmen ausgleichen und gab Anleihen aus, die sie später nicht zurückzahlen konnte. Puerto Rico ist mittlerweile zahlungsunfähig und mit über 70 Milliarden US-Dollar verschuldet.
Die Regierung in San Juan bekommt zudem die Vetternwirtschaft nicht in den Griff. Deshalb ist die Insel nach einer Katastrophe wie Hurrikan Maria komplett überfordert, und auf staatliche Hilfe beziehungsweise private Initiativen angewiesen.
Die Regierung in San Juan bekommt zudem die Vetternwirtschaft nicht in den Griff. Deshalb ist die Insel nach einer Katastrophe wie Hurrikan Maria komplett überfordert, und auf staatliche Hilfe beziehungsweise private Initiativen angewiesen.
Die Phase der Nothilfe ist noch nicht überwunden
Eine Küche der Hilfsorganisation Köche für Puerto Rico ist in der Kantine des Ritz-Carlton-Hotels in Dorado Beach untergekommen - etwa in der Mitte der Insel. Erin Schrode organisiert die Arbeit. In den ersten Wochen nach Hurrikan Maria kochte die Organisation bis zu 150.000 Mahlzeiten pro Tag.
"Wir liefern jetzt zwischen 8.000 und 10.000 Essen pro Tag aus. Wir hatten 25 Suppenküchen eröffnet. Vier davon arbeiten nach wie vor jeden Tag. Denn der Bedarf ist da. Wir haben die Phase der Nothilfe in Puerto Rico immer noch nicht überwunden."
"Wir liefern jetzt zwischen 8.000 und 10.000 Essen pro Tag aus. Wir hatten 25 Suppenküchen eröffnet. Vier davon arbeiten nach wie vor jeden Tag. Denn der Bedarf ist da. Wir haben die Phase der Nothilfe in Puerto Rico immer noch nicht überwunden."
Alejandro Perez legt eine Schicht aus Gemüse und Schweinefleisch auf gelben Reis mit Bohnen. Das Essen kommt in große silberne Aluschalen, um es transportieren zu können. Die Arbeit ist schwer. Früher hatte Perez im Restaurant "Zur fröhlichen Krabbe" in Dorado Beach gearbeitet. Jetzt kocht er für die, die keinen Strom haben, und hat sich entschieden, vorerst zu bleiben.
"Viele meiner Kollegen stiegen in einen Flieger und hauten ab. Das ist der leichteste Weg. So will ich nicht sein. Sollte ich einmal gehen, dann nicht wegen des Wirbelsturms und der Folgen, sondern weil ich eine andere Aufgabe gefunden habe."
"Viele meiner Kollegen stiegen in einen Flieger und hauten ab. Das ist der leichteste Weg. So will ich nicht sein. Sollte ich einmal gehen, dann nicht wegen des Wirbelsturms und der Folgen, sondern weil ich eine andere Aufgabe gefunden habe."
Was in dieser Küche gelingt, ist nicht selbstverständlich. Ein Beispiel: Im vergangenen Oktober soll die US-Katastrophenschutzbehörde FEMA einen Vertrag mit einer Firma aus Atlanta unterzeichnet haben. Die Firma sollte 30 Millionen Mahlzeiten nach Puerto Rico liefern und erhielt dafür 156 Millionen US-Dollar. Tatsächlich erreichten gerade einmal 50.000 Essen das Katastrophengebiet.
Der Staat sei nicht in der Lage allein für die Bevölkerung zu sorgen, sagt Erin. Und das mag verwundern, aber Erin hält das gar nicht für verkehrt. Sie beschreibt nur die Realität. Die Organisation Köche für Puerto Rico wird in den kommenden Wochen zudem in eine neue Richtung gehen.
"Es gibt viele kleine Farmen, die anbauen könnten. Aber sie brauchen Saatgut, Wasseraufbereitung, Strom, Gewächshäuer, Arbeiter und einige brauchen finanzielle Unterstützung, um die Bevölkerung vor Ort zu versorgen und die Restaurants in San Juan. Dort zu investieren ist spannend, das ist die Zukunft."
"Es gibt viele kleine Farmen, die anbauen könnten. Aber sie brauchen Saatgut, Wasseraufbereitung, Strom, Gewächshäuer, Arbeiter und einige brauchen finanzielle Unterstützung, um die Bevölkerung vor Ort zu versorgen und die Restaurants in San Juan. Dort zu investieren ist spannend, das ist die Zukunft."
San Sebastian repariert Stromnetz auf eigene Faust
Es ist falsch zu sagen, Regierung und Bürgermeister hätten auf der Insel versagt. Es gibt Ausnahmen, wie zum Beispiel die Stadt San Sebastian mit ihren 40.000 Einwohnern, ganz im Westen des Gebiets. Im hochgelegenen Viertel Bario Rolez stoppt ein Auto neben Félix Hernandez. Der Fahrer fragt, ob Hernandez gekommen sei, die Straßenlaterne zu reparieren. Dabei arbeitet Félix weder bei Puerto Ricos Energieversorger, noch beim Ingenieurskorps der Armee. Aber als nach dem Hurrikan keine Hilfe kam, hatten San Sebastians Polizeichef und ein paar andere Angestellte der Stadt damit begonnen, das Stromnetz auf eigene Faust zu reparieren. Hernandez zeigt auf den grün überwucherten Abhang neben der Straße:
"Jetzt siehst du nur noch ein paar Äste die am Boden liegen, die Natur ist wieder in Form. Aber dort lagen ganze Bäume, entwurzelt vom Sturm. Und unter dem ganzen Schutt lag das Hauptkabel der Stromversorgung. Wir mussten mit der Machete schneiden, schneiden, schneiden. Das Kabel finden, es herausziehen, es anschließen und dann war jeder glücklich."
Mit einem weißen Hubwagen sind sie ins Viertel Bario Rolez gekommen. Das Fahrzeug wird mit Metallstützen gesichert. Dann fährt der lange Ausleger den einzigen Elektriker im Team in einem Korb langsam nach oben. Sie nennen sich frech Penino Power Authority. Penino ist der Spitzname für Puerto-Ricaner aus der Region von San Sebastian. Und sie haben ihren Einsatz im Viertel Bario Rolez begonnen, weil dort 133 Menschen leben, die das Bett nicht verlassen können, sagt Ramon Valentine
"Als alles am Boden lag, auch der geknickte Laternenpfahl, mussten wir mit dem arbeiten, was wir vorfanden. Unser Team gibt nicht so schnell auf. Wir haben uns durch den Wald geschlagen, Das Kabel aufgesammelt. Und dadurch war San Sebastian eine der ersten Städte, die wieder Strom hatte."
Eine Nachbarin kommt zum Gespräch auf die Straße. Sie sagt, dass Inspektoren von Puerto Ricos offiziellem Energieversorger gedroht hatten, die Installation wieder abzuklemmen. Aber das war nur eine Drohung. Bis zu diesem Tag sei der Strom kein zweites Mal ausgefallen.
Die Frage, ob die Arbeit der Männer der Stadt legal oder illegal war, lässt Bürgermeister Javier Jímenez so gar nicht gelten:
"Strom zu haben oder keinen Strom zu haben, ist eine Frage von Leben und Tod. Es liegt in der Verantwortung des Bürgermeisters und der Menschen, alles zu tun, was notwendig ist. Da habe ich mir keine Gedanken gemacht, ob das legal oder illegal ist. Und das haben wir getan. Es gab nicht einen Unfall. Wir haben ein Sicherheitsprotokoll noch vor dem ersten Handgriff aufgestellt."
"Jetzt siehst du nur noch ein paar Äste die am Boden liegen, die Natur ist wieder in Form. Aber dort lagen ganze Bäume, entwurzelt vom Sturm. Und unter dem ganzen Schutt lag das Hauptkabel der Stromversorgung. Wir mussten mit der Machete schneiden, schneiden, schneiden. Das Kabel finden, es herausziehen, es anschließen und dann war jeder glücklich."
Mit einem weißen Hubwagen sind sie ins Viertel Bario Rolez gekommen. Das Fahrzeug wird mit Metallstützen gesichert. Dann fährt der lange Ausleger den einzigen Elektriker im Team in einem Korb langsam nach oben. Sie nennen sich frech Penino Power Authority. Penino ist der Spitzname für Puerto-Ricaner aus der Region von San Sebastian. Und sie haben ihren Einsatz im Viertel Bario Rolez begonnen, weil dort 133 Menschen leben, die das Bett nicht verlassen können, sagt Ramon Valentine
"Als alles am Boden lag, auch der geknickte Laternenpfahl, mussten wir mit dem arbeiten, was wir vorfanden. Unser Team gibt nicht so schnell auf. Wir haben uns durch den Wald geschlagen, Das Kabel aufgesammelt. Und dadurch war San Sebastian eine der ersten Städte, die wieder Strom hatte."
Eine Nachbarin kommt zum Gespräch auf die Straße. Sie sagt, dass Inspektoren von Puerto Ricos offiziellem Energieversorger gedroht hatten, die Installation wieder abzuklemmen. Aber das war nur eine Drohung. Bis zu diesem Tag sei der Strom kein zweites Mal ausgefallen.
Die Frage, ob die Arbeit der Männer der Stadt legal oder illegal war, lässt Bürgermeister Javier Jímenez so gar nicht gelten:
"Strom zu haben oder keinen Strom zu haben, ist eine Frage von Leben und Tod. Es liegt in der Verantwortung des Bürgermeisters und der Menschen, alles zu tun, was notwendig ist. Da habe ich mir keine Gedanken gemacht, ob das legal oder illegal ist. Und das haben wir getan. Es gab nicht einen Unfall. Wir haben ein Sicherheitsprotokoll noch vor dem ersten Handgriff aufgestellt."
Mehr als eintausend Opfer, immer mehr Selbstmorde
Aber auf alles können sie sich auch in San Sebastian nicht vorbereiten. Bürgermeister Jímenez sagt, die Menschen seiner Stadt seien traumatisiert:
"Ja, es ist nicht leicht. Es war ein einschneidendes Erlebnis. Und viele Dinge kamen total unerwartet. Zum Beispiel, dass Teile von San Sebastian überflutet waren, die noch nie unter Wasser standen. Und die fehlende Unterstützung hat viele Menschen verändert."
Jimenez meint das Versagen der lokalen Regierung der Insel. Die Hilfe vom US-Festland lobt er ausdrücklich. Mittlerweile ist klar, dass die Zahl der Todesopfer durch Hurrikan Maria und die Folgen der Katastrophe insgesamt deutlich höher liegt als bisher angegeben. Es sind vermutlich mehr als 1.000 Tote statt der bisher veröffentlichten 64. Insgesamt ist die Zahl der Selbstmorde in Puerto Rico im vergangenen Jahr um fast 30 Prozent angestiegen. Nach dem Hurrikan selbst, den quälenden Wochen ohne Hilfe, kommt jetzt die dritte Krise für Puerto Rico: die Unsicherheit vor dem, was kommt.
Am Ende des Tages besucht José Gonzales Don Alfonso in Punta Santiago. Der 80-Jährige hatte sein Haus im Sturm komplett verloren. In seinem Garten haben sich Treibgut und Schutt verfangen. Das liegt immer noch alles dort. Aber die Nachbarn haben ihm ein neues, flaches Holzhaus gebaut. An der Wand zur Straße müssen noch Fenster ausgefräst werden. Und Don Alfonso hat außen schon einmal alles hellblau gestrichen.
"Ja, es ist nicht leicht. Es war ein einschneidendes Erlebnis. Und viele Dinge kamen total unerwartet. Zum Beispiel, dass Teile von San Sebastian überflutet waren, die noch nie unter Wasser standen. Und die fehlende Unterstützung hat viele Menschen verändert."
Jimenez meint das Versagen der lokalen Regierung der Insel. Die Hilfe vom US-Festland lobt er ausdrücklich. Mittlerweile ist klar, dass die Zahl der Todesopfer durch Hurrikan Maria und die Folgen der Katastrophe insgesamt deutlich höher liegt als bisher angegeben. Es sind vermutlich mehr als 1.000 Tote statt der bisher veröffentlichten 64. Insgesamt ist die Zahl der Selbstmorde in Puerto Rico im vergangenen Jahr um fast 30 Prozent angestiegen. Nach dem Hurrikan selbst, den quälenden Wochen ohne Hilfe, kommt jetzt die dritte Krise für Puerto Rico: die Unsicherheit vor dem, was kommt.
Am Ende des Tages besucht José Gonzales Don Alfonso in Punta Santiago. Der 80-Jährige hatte sein Haus im Sturm komplett verloren. In seinem Garten haben sich Treibgut und Schutt verfangen. Das liegt immer noch alles dort. Aber die Nachbarn haben ihm ein neues, flaches Holzhaus gebaut. An der Wand zur Straße müssen noch Fenster ausgefräst werden. Und Don Alfonso hat außen schon einmal alles hellblau gestrichen.
Dass er keine andere Hilfe annimmt, hat wohl auch mit seinem Misstrauen gegenüber der lokalen Regierung und Behörden zu tun:
"Das liegt nicht an denen. Schau, FEMA arbeitet so: Die schicken dir einen Brief, in dem sie erklären, wie sie dir helfen werden, ein neues Haus zu bauen. Aber das Geld, das du bekommst, geht wieder an FEMA und sie bauen ein kleineres Haus."
Er spricht mit José über die Affeninsel, die Punta Santiago im Meer vorgelagert ist. Die meisten Tiere haben den Hurrikan überstanden. José Gonazles trägt einen Generator ins Haus. Denn Strom hat auch Don Alfonso noch nicht, dafür aber wieder einen Herd und einen Kühlschrank.
Kann sich eine Katastrophe wie Hurrikan Maria wiederholen?
"Zum einen hängt es mit der Natur zusammen. Aber es gibt noch einen Punkt. An diesem Teil des Strandes gab es Wasserpumpen, die sollten entlasten, aber sie wurden vor 20 Jahren rausgerissen und nicht ersetzt. Das heißt, das Wasser steht hier, wenn es viel regnet und die Flut des Meeres in den Fluss drückt."
Tagelang stand das Wasser in den Straßen von Punta Santiago, am Strand und in einigen Häusern. Bewohner armer und entlegener Gemeinden sind am härtesten von den Folgen der Naturkatastrophen betroffen. Sollte die kommende Hurrikan-Saison im Herbst Puerto Rico nicht verschonen, ist die Gefahr groß, dass noch mehr Menschen die Insel verlassen.