Da steht er noch einmal unter dem Buntglasfenster mit der Freiheitsstatue darauf an der Columbia Universität in New York: Mike Pride hört mit 70 Jahren bei den Pulitzer Preisen auf, es ist seine letzte Präsentation.
Er wolle nur sicherstellen, dass er auch den richtigen Umschlag habe, schmunzelt Pride in Anspielung auf die dicke Panne bei der Oscar-Verleihung. Es ist die nun schon 101. Verleihung des renommierten Journalisten- und Literaturpreises. Pünktlich zum 170. Geburtstag des namengebenden, ungarisch-stämmigen Journalisten Joseph Pulitzer. "Happy Birthday, Joseph", sagt Pride.
Mehr als an ihn, dürften dieses Jahr aber alle an einen anderen Namen denken. Und an ein Schimpfwort für Journalismus: Trump – und Fake News.
Preis für New York Daily News und ProPublica
Die Gewinner im Bereich Journalismus sind Reporter, die mächtige Politiker und Institutionen herausfordern. Und die systematischen Missbrauch offenlegen von Menschen, die wenig Aussicht haben, sich selbst zu verteidigen. So teilen sich die undotierte Goldmedaille für Journalismus im Dienste der Öffentlichkeit das Boulevardblatt New York Daily News und ProPublica – eine unabhängige New Yorker Redaktion, die den Preis bereits zum vierten Mal erhält. Gewürdigt wird ihre Arbeit über missbräuchliche Zwangsräumungen zu Lasten vor allem von Minderheiten.
Noch in seiner Eröffnung wehrte sich Mike Pride dagegen, journalistische Arbeit pauschal herab zu setzen. Selbst mit ihren Fehlern bleibe eine starke, freie Presse ein Grundstein der Demokratie. Sie sei wahrhaftig ein Verbündeter des amerikanischen Volkes.
Gleich drei Preise bekommen Journalisten der renommierten New York Times – unter anderem für eine Fotostrecke zum brutalen Anti-Drogen-Kampf auf den Philippinen. Kleine Panne am Rande: Bereits in der Morgenausgabe hatte die Zeitung zum Chat mit ihren - bis dahin eigentlich noch geheim gehaltenen - Gewinnern eingeladen.
Auseinandersetzung mit Trumps Wahlkampf
Der Name Donald Trump fällt erst bei der sechsten von insgesamt 21 Kategorien.
Für Wahlkampfberichterstattung, die Zweifel an Donald Trumps Großzügigkeit für wohltätige Zwecke aufkommen lässt, geht der Pulitzer Preis für Inlandsberichterstattung an David Fahrenthold der Washington Post.
Damit aber nicht genug an Donald Trump: Dafür, sich einem der polarisierendsten Wahlkämpfe der USA überhaupt gewachsen zu zeigen, geht der Pulitzer Preis für Kommentar an Peggy Noonan vom Wall Street Journal. Und gleich das ganze Team der New York Times würdigen die Pulitzer Juroren für ihre Auseinandersetzung mit Wladimir Putins Machtpolitik. Eine russische Machtpolitik, die ja womöglich auch ihren Niederschlag im US-Wahlkampf gefunden hat.
Dann noch eine Überraschung: Ausgezeichnet wurde auch das Internationale Journalistenkonsortium zu den so genannten Panama Papers um Briefkastenfirmen und Steuervermeidung. Für Deutschland war daran hat der Rechercheverbund von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung beteiligt. Für den Preis qualifizieren sich allerdings nur amerikanische Medien. Der Hauptsitz der Journalisten-Gruppe ist in Washington.
Pulitzer Präsentator Mike Pride erklärte, Journalismus sei nicht im Niedergang. Die Arbeit der Gewinner beweise vielmehr, man sei inmitten einer - vor allem digitalen - Revolution.