Die Streiks haben Schiene und Straßen blockiert die Benzinversorgung des Landes fast unterbrochen und an die Unruhen von 2005 erinnert.
Frankreichs Jugend demonstriert: Wenn die Regierung das Renteneintrittsalter auf 62 Jahre erhöht, so sorgt sich ein Pariser Schüler, dann nehmen die Alten den Jungen noch mehr Arbeitsplätze weg. Sein Kamerad betont, dass sie mit Hilfe der Gewerkschaften Ausschreitungen verhindern wollen.
Wie diese beiden Gymnasiasten, so sorgen sich viele junge Franzosen um ihre Zukunft: Sie wollen auf den Demonstrationen auch auf ihre Probleme aufmerksam machen. Viele andere junge Menschen haben die Hoffnung, auf diese Weise an dem System noch etwas ändern zu können, allerdings längst aufgegeben.
Dieses No Future-Gefühl beherrscht ganz besonders die jungen Leute in den Problemsiedlungen. Zum Beispiel in Clichy-sous-Bois, östlich von Paris, es ist die ärmste Vorstadt im Gürtel der Hauptstadt.
Wer durch die Hochhaussiedlungen geht, sieht am helllichten Tag kleine Gruppen von jungen Leuten, die untätig in den Eingangshallen und auf den Parkplätzen herumstehen. Zoulikha Giroudi ist Sozialarbeiterin, sie vermittelt bei Problemen mit Behörden, Justiz oder Polizei. Die 40-Jährige sieht die Ausschreitungen im nahen Paris mit besonderer Sorge:
"Das kann auch hier jeden Moment explodieren, die Spannung ist greifbar. Die 17- und 18-Jährigen müssten doch in der Schule sein oder in der Lehre oder arbeiten. Es geht nicht, dass sie untätig herumhängen! "
In den Problemsiedlungen sind fast 42 Prozent der jungen Männer unter 25 Jahren arbeitslos. Diese Situation habe auch zu den Unruhen von 2005 geführt, sagt Giroudi. Sie macht dem Staat schwere Vorwürfe:
"Diese Jugendlichen, das ist das Frankreich von morgen! Die Regierung muss ihnen Lösungen und Projekte anbieten."
Zoulikha Giroudi verlässt ihr Büro. An der Straßenkreuzung ist ein großer Rohbau zu sehen: die neue Polizeiwache ist fast fertig. Nach den Unruhen von 2005 hatte die Regierung den Nachbarstädten Clichy-sous-Bois und Montfermeil ein Kommissariat versprochen – wahrlich kein Luxus, bei insgesamt 55.000 Einwohnern, von denen viele besonders tief greifende soziale Probleme haben.
"Ich erhoffe mir viel davon. Mehr Sicherheit hier im Viertel. Aber zugleich befürchte ich neue Spannungen zwischen Polizei und Jugendlichen. Ich hoffe, dass sie sich gegenseitig respektieren werden. Aber dafür müssen die Polizisten ihre Aufgaben auch korrekt ausführen."
Eine Polizeikontrolle hatte am 27. Oktober 2005 in Clichy-sous-Bois zum Unfalltod von zwei Jugendlichen geführt, der dann die landesweiten Unruhen ausgelöst hatte.
Die Stadt selbst hat sich in den vergangenen fünf Jahren verändert. Zum Guten und zum Schlechten, sagt der stellvertretende Bürgermeister, Olivier Klein. Er steigt ins Auto. Nur wenige Meter vom Rathaus entfernt stehen riesige Hochhäuser mit schäbigen Fassaden. Hier leben mehr als 8000 Menschen. In dieser Siedlung waren damals die ersten Autos angezündet worden.
"Die Gebäude sind in demselben oder sogar in noch schlechterem Zustand, da wurde nichts renoviert. In dem elfstöckigen Gebäude vor uns ist der Aufzug kaputt, seit zwei Jahren schon. Wenn eine Siedlung gleich beim Rathaus in einem solch miserablen Zustand sind, dann hat die ganze Stadt ein großes Problem, die Geschäfte, die Schulen ... Es gibt hier kein Stadtzentrum, weil sich in diesem Viertel die Probleme häufen."
Im Süden von Clichy sieht es anders aus: Zahlreiche Baukräne ragen in den Himmel. Große Häuserblöcke werden abgerissen, an ihrer Stelle entstehen vierstöckige Mietshäuser in freundlichen Farben, vor einem Hauseingang wachsen sogar Palmen. Schulen, Geschäfte und Büros sollen dafür sorgen, dass es ein sozial gemischtes Viertel wird.
Aber das kann nur funktionieren, wenn in Clichy auch tatsächlich - wie nach den Unruhen versprochen - eine Straßenbahnanbindung gebaut wird. Heute brauchen die Bewohner anderthalb Stunden, um die 15 Kilometer bis nach Paris zurückzulegen. Die schlechte Anbindung ist ein wesentlicher Grund für die Probleme der Stadt.
Klein:
"Sobald es den Leuten besser geht, das heißt: sobald sie Arbeit gefunden haben, ziehen sie fort, um sich der Arbeitsstelle anzunähern. In die frei werdende Wohnung zieht dann wieder eine Familie ein, die in großen Schwierigkeiten steckt. Wir brauchen die Tram, damit die Menschen Lust bekommen, dauerhaft in Clichy zu bleiben. Derzeit müssen wir hier mehr Armut aufnehmen, als unsere Stadt finanziell verkraften kann. "
Die Straßenbahn soll frühestens im Jahr 2015 fertig gestellt werden. Bis dahin, befürchtet der Bürgermeister, wird Clichy eine Stadt bleiben, in der die Ärmsten stranden. Und wo der soziale Frieden permanent gefährdet ist.
Frankreichs Jugend demonstriert: Wenn die Regierung das Renteneintrittsalter auf 62 Jahre erhöht, so sorgt sich ein Pariser Schüler, dann nehmen die Alten den Jungen noch mehr Arbeitsplätze weg. Sein Kamerad betont, dass sie mit Hilfe der Gewerkschaften Ausschreitungen verhindern wollen.
Wie diese beiden Gymnasiasten, so sorgen sich viele junge Franzosen um ihre Zukunft: Sie wollen auf den Demonstrationen auch auf ihre Probleme aufmerksam machen. Viele andere junge Menschen haben die Hoffnung, auf diese Weise an dem System noch etwas ändern zu können, allerdings längst aufgegeben.
Dieses No Future-Gefühl beherrscht ganz besonders die jungen Leute in den Problemsiedlungen. Zum Beispiel in Clichy-sous-Bois, östlich von Paris, es ist die ärmste Vorstadt im Gürtel der Hauptstadt.
Wer durch die Hochhaussiedlungen geht, sieht am helllichten Tag kleine Gruppen von jungen Leuten, die untätig in den Eingangshallen und auf den Parkplätzen herumstehen. Zoulikha Giroudi ist Sozialarbeiterin, sie vermittelt bei Problemen mit Behörden, Justiz oder Polizei. Die 40-Jährige sieht die Ausschreitungen im nahen Paris mit besonderer Sorge:
"Das kann auch hier jeden Moment explodieren, die Spannung ist greifbar. Die 17- und 18-Jährigen müssten doch in der Schule sein oder in der Lehre oder arbeiten. Es geht nicht, dass sie untätig herumhängen! "
In den Problemsiedlungen sind fast 42 Prozent der jungen Männer unter 25 Jahren arbeitslos. Diese Situation habe auch zu den Unruhen von 2005 geführt, sagt Giroudi. Sie macht dem Staat schwere Vorwürfe:
"Diese Jugendlichen, das ist das Frankreich von morgen! Die Regierung muss ihnen Lösungen und Projekte anbieten."
Zoulikha Giroudi verlässt ihr Büro. An der Straßenkreuzung ist ein großer Rohbau zu sehen: die neue Polizeiwache ist fast fertig. Nach den Unruhen von 2005 hatte die Regierung den Nachbarstädten Clichy-sous-Bois und Montfermeil ein Kommissariat versprochen – wahrlich kein Luxus, bei insgesamt 55.000 Einwohnern, von denen viele besonders tief greifende soziale Probleme haben.
"Ich erhoffe mir viel davon. Mehr Sicherheit hier im Viertel. Aber zugleich befürchte ich neue Spannungen zwischen Polizei und Jugendlichen. Ich hoffe, dass sie sich gegenseitig respektieren werden. Aber dafür müssen die Polizisten ihre Aufgaben auch korrekt ausführen."
Eine Polizeikontrolle hatte am 27. Oktober 2005 in Clichy-sous-Bois zum Unfalltod von zwei Jugendlichen geführt, der dann die landesweiten Unruhen ausgelöst hatte.
Die Stadt selbst hat sich in den vergangenen fünf Jahren verändert. Zum Guten und zum Schlechten, sagt der stellvertretende Bürgermeister, Olivier Klein. Er steigt ins Auto. Nur wenige Meter vom Rathaus entfernt stehen riesige Hochhäuser mit schäbigen Fassaden. Hier leben mehr als 8000 Menschen. In dieser Siedlung waren damals die ersten Autos angezündet worden.
"Die Gebäude sind in demselben oder sogar in noch schlechterem Zustand, da wurde nichts renoviert. In dem elfstöckigen Gebäude vor uns ist der Aufzug kaputt, seit zwei Jahren schon. Wenn eine Siedlung gleich beim Rathaus in einem solch miserablen Zustand sind, dann hat die ganze Stadt ein großes Problem, die Geschäfte, die Schulen ... Es gibt hier kein Stadtzentrum, weil sich in diesem Viertel die Probleme häufen."
Im Süden von Clichy sieht es anders aus: Zahlreiche Baukräne ragen in den Himmel. Große Häuserblöcke werden abgerissen, an ihrer Stelle entstehen vierstöckige Mietshäuser in freundlichen Farben, vor einem Hauseingang wachsen sogar Palmen. Schulen, Geschäfte und Büros sollen dafür sorgen, dass es ein sozial gemischtes Viertel wird.
Aber das kann nur funktionieren, wenn in Clichy auch tatsächlich - wie nach den Unruhen versprochen - eine Straßenbahnanbindung gebaut wird. Heute brauchen die Bewohner anderthalb Stunden, um die 15 Kilometer bis nach Paris zurückzulegen. Die schlechte Anbindung ist ein wesentlicher Grund für die Probleme der Stadt.
Klein:
"Sobald es den Leuten besser geht, das heißt: sobald sie Arbeit gefunden haben, ziehen sie fort, um sich der Arbeitsstelle anzunähern. In die frei werdende Wohnung zieht dann wieder eine Familie ein, die in großen Schwierigkeiten steckt. Wir brauchen die Tram, damit die Menschen Lust bekommen, dauerhaft in Clichy zu bleiben. Derzeit müssen wir hier mehr Armut aufnehmen, als unsere Stadt finanziell verkraften kann. "
Die Straßenbahn soll frühestens im Jahr 2015 fertig gestellt werden. Bis dahin, befürchtet der Bürgermeister, wird Clichy eine Stadt bleiben, in der die Ärmsten stranden. Und wo der soziale Frieden permanent gefährdet ist.