Russland
Putin attackiert bei Weltkriegs-Gedenken Litauen, Lettland und Estland

Der russische Präsident Putin hat das Weltkriegsgedenken dazu genutzt, Vorwürfe gegen den Westen und vor allem die EU-Staaten Litauen, Lettland und Estland zu formulieren.

    Der russische Präsident Wladimir Putin und der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko, legen an eiinem Denkmal Blumen nieder.
    Der russische Präsident Wladimir Putin und der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Pavel Bednyakov)
    Bei einer Veranstaltung in der Region Leningrad sagte er, in einer Reihe von europäischen Ländern werde Russophobie als Staatspolitik gefördert. Putin führte die Ukraine, Litauen, Lettland und Estland als Beispiele für das Erstarken von Nazismus an. Zudem würde die russische Minderheit dort unterdrückt. Anlass seiner Rede war die Eröffnung eines Denkmals für zivile Opfer nach dem Überfall der Nationalsozialisten auf die Sowjetunion. Teil nahm auch der belarussische Staatschef Lukaschenko.
    Vor 80 Jahren, am 27. Januar 1944, durchbrachen sowjetische Truppen den Belagerungsring, den die deutsche Wehrmacht um Leningrad, das heutige St. Petersburg, geschlossen hatte. In den fast 900 Tagen der deutschen Belagerung waren in der Stadt mehr als eine Million Menschen durch Bombardierung, Hunger und Kälte ums Leben gekommen.

    Die Lage der russischen Minderheiten in Litauen, Lettland und Estland

    Viele russischstämmige Bürger fühlen sich in den Staaten, die früher zu Sowjetunion gehörten, ausgegrenzt. Mit dem russischen Überfall auf die Ukraine ist der Druck auf viele noch einmal gestiegen. Der wissenschaftliche Dienst des Bundestags erklärte schon 2017, Estland und Lettland etwa hätten für ihre russischstämmigen Einwohner jeweils einen besonderen Rechtsstatus geschaffen. Dieser Rechtsstatus werde zwar von einigen als grundsätzlich diskriminierend empfunden, gestehe den russischstämmigen Nicht-Bürgern aber deutlich mehr Rechte zu, als sie Ausländern gewährt würden.
    Probleme in den drei Staaten ergäben sich aus der unterschiedlichen Interpretation historischer Ereignisse und der aktuellen Politik Russlands. Die russischstämmigen Menschen im Baltikum tendierten dazu, vor allem russische Medien zu konsumieren und zeigten in der Regel deutlich mehr Verständnis für die russische Außenpolitik. Zugleich betonten die Forscher, die russischstämmigen Menschen im Baltikum sind keine homogene Gruppe, ebenso wie das Baltikum keine homogene Region sei.

    Hör-Tipps:

    Die Deutschlandradio-Programme haben im Laufe der Zeit mehrere Beiträge zur Lage der russischen Minderheiten produziert:
    Hier einige Beispiele:
    Im Schatten Moskaus – Russische Minderheit in Lettland
    Komplizierte Geschichte - Lettland und seine russischsprachige Minderheit
    Russisch in Estland - Viele sind innerlich zerrissen
    Online-Aktivisten in Litauen - Elfen gegen Trolle
    Propaganda - Russische Sendungen fürs Baltikum
    Diese Nachricht wurde am 27.01.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.