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Gipfel in Südafrika
Putin beschwört Einigkeit der BRICS-Staaten

Russlands Präsident Putin hat zum Auftakt des BRICS-Gipfels im südafrikanischen Johannesburg zu Geschlossenheit aufgerufen. Man kooperiere auf den Prinzipien von Gleichheit, partnerschaftlicher Unterstützung und Respekt für die gegenseitigen Interessen, sagte er in einer Videobotschaft. Putin reiste nicht persönlich an, da Südafrika einen Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs wegen Kriegsverbrechen in der Ukraine hätte vollstrecken müssen.

    Russlands Präsident Wladimir Putin auf einer großen Videoleinwand in einem Kongresszentrum. Auf der Bühne ist der Schriftzug "Brics Business Forum" zu lesen.
    Russlands Präsident Wladimir Putin konnte nur per Videobotschaft auf dem Brics-Gipfel in Johannesburg sprechen - bei Einreise in Südafrika hätte ihm die Vollstreckung eines Internationalen Haftbefehls im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine gedroht. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Jerome Delay)
    Der brasilianische Präsident Lula da Silva führte aus, die Relevanz der BRICS werde durch die Aufnahme neuer Mitglieder weiter steigen. Zuvor hatte er betont, die Staatengruppe wolle kein Gegenpol zu den G7, den G20 oder anderen Bündnissen sein. Vielmehr wolle man sich als Globaler Süden besser organisieren. Lula warb für die Aufnahme Argentiniens in die BRICS. Auch andere Länder wie Saudi-Arabien, der Iran, Äthiopien und Bangladesch würden dem Bündnis gerne beitreten. Die BRICS-Staaten stehen für mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung und 26 Prozent der Wirtschaftsleistung. Zahlreiche Staats- und Regierungschefs sind als Gäste geladen.
    Der Gründer der südafrikanischen Denkfabrik "Institute for Security Studies" in Pretoria, Jakkie Cilliers, hält die Entschlusskraft der BRICS für begrenzt. Langfristig dürfte die unvermeidliche Rivalität zwischen China und Indien die größte Herausforderung sein, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Eine störungsfreie Beziehung zwischen den fünf Ländern sei nicht möglich, betonte auch die indische Politologin Anuradha Chenoy von der Jindal Global University in Sonipat. Es gebe zwar unterschiedliche strategische Vorstellungen, aber auch Gemeinsamkeiten wie das Ziel, die Dominanz des US-Dollars auf den Weltmärkten zu brechen, sagte sie dem kanadischen Rundfunk CBC.
    Der leitende Mitarbeiter des "Pacific Forum" in Hawaii, Akhil Ramesh, warnte im US-Magazin Newsweek, die USA hinkten Russland, Indien und China im Globalen Süden hinterher. Als Opfer des westlichen Imperialismus und Kolonialismus und weil sie ähnliche Entwicklungsherausforderungen hätten, herrsche eine besondere Solidarität zwischen dem Globalen Süden und Indien und China. Der Ansatz der USA sei nach wie vor, die Länder des Globalen Südens als Schachfiguren in ihren Konflikten mit China oder Russland zu benutzen. Das habe ihnen verständlicherweise nicht geholfen, Freunde zu gewinnen.
    Die Politikwissenschaftlerin und Koordinatorin des BRICS Policy Center in Rio de Janeiro, Ana Saggioro Garcia, sagte, der Staatenblock habe sich von einer primär wirtschaftlichen Gruppe zu einer geopolitischen Gruppe gewandelt. Dieser Prozess sei durch die angespannten Beziehungen zwischen China und den USA und durch den Krieg Russlands in der Ukraine beschleunigt worden.

    Weiterführende Informationen

    In unserem Newsblog zum Krieg in der Ukraine finden Sie einen Überblick über die jüngsten Entwicklungen.
    Diese Nachricht wurde am 23.08.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.