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Q-Cells kämpft um Gläubigerunterstützung

Der Solarbranche geht es schlecht. Auch dem ostdeutsche Unternehmen Q-Cells macht die Konkurrenz aus Asien das Leben schwer. Heute sollen die Gläubiger über einen Zahlungsaufschub entscheiden.

Von Michael Braun | 27.02.2012
    "Der erste Kurs Q-Cells: 49 bezahlt …"

    Oktober 2005. Der Börsengang von Q-Cells lief wie geschmiert. Und der Börsenvorstand gratulierte.

    " … dass der Bulle immer da sein möge."

    Drei Jahre sah es so aus, als hätten die "Bullen", die Börsenoptimisten, bei Q-Cells fette Weide gefunden. Der Kurs stieg auf rund 80 Euro. Heute waren es nur 32 Cent. Ende vorigen Jahres häuften sich die Pleiten in der Branche. Der Solarmodulhersteller Solon meldete sich 15 Jahre nach der Gründung insolvent. Drei Tage vor Weihnachten 2011 übernahm auch beim Solarkraftwerksbauer Solar Millennium der Insolvenzverwalter die Geschäfte. Q-Cells ringt noch mit seinen Gläubigern. Aber auch das Bitterfelder Unternehmen spürt, dass die Branche schwer unter Druck ist. Es liege an der Konkurrenz aus Asien, sagt Jürgen Meyer von SEB Asset Management:

    "Im Gegensatz zur landläufigen Meinung sind Solarzellen aus Silizium kein Hightech. Es gibt sehr viele Unternehmen, die die in sehr guter Qualität liefern können. In einem solchen Markt setzt früher oder später, wenn das Produkt ohnehin austauschbar ist, ein Preiswettbewerb ein. Das ist im Markt der Solarzellen geschehen. Es gibt mittlerweile weit mehr Angebot als Nachfrage nach diesen Solarzellen. Und offenbar können asiatische Anbieter weit billiger produzieren als es die heimischen hier tun."

    Da hat auch bei Q-Cells zu finanziellen Engpässen geführt. Im dritten Quartal vorigen Jahres wurden mit knapp 230 Millionen Euro Umsatz rund 47 Millionen Euro Verlust vor Zinsen und Steuern eingefahren. Die damals schon formulierte Ankündigung, wegen fehlender flüssiger Mittel die im Februar 2012 fälligen Anleihen nicht zurückzahlen zu können, hat sich bewahrheitet. Ende Januar wurde der Verlust des Eigenkapitals gemeldet und ein Schulden- und Kapitalschnitt angekündigt. Am dringlichsten muss über eine morgen fällig werdende Anleihe im Volumen von rund 200 Millionen Euro entschieden werden. Das Unternehmen will erreichen, die Fälligkeit um zwei Monate zu verschieben, um bis dahin die finanziellen Verhältnisse neu zu ordnen. Anfang Februar hatten die meisten Gläubiger zugestimmt. Der Plan war, statt 200 Millionen nur 20 Millionen Euro auszuzahlen. Auf den Rest und auch auf ausstehende Zinszahlungen sollten die Gläubiger verzichten und ihre Ansprüche in Eigenkapital umwandeln. So sollten den Gläubigern künftig 95 Prozent des Unternehmens gehören. Aber einzelne Gläubiger lehnen das Vorhaben ab. Sie wollen Geld sehen.

    Seit heute früh wird in Frankfurt verhandelt. Ein Ergebnis gibt es noch nicht. Klar ist nur, dass die Lage der Branche schwierig bleibt. Jürgen Meyer sieht ein Problem darin, dass die Subventionen, die in Deutschland in Form von Einspeisevergütungen für Solarstrom von allen Stromkunden gezahlt werden, bei den heimischen Herstellern nicht ankommen.

    "Die Subventionen bekommt ja der Hausdachbesitzer, der sich diese Zellen aufs Dach schraubt, unabhängig davon, wo er seine Zellen erwirbt. Und er hat natürlich auch ein Interesse daran, die zu verwenden mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Und das sind eben offenbar die aus Asien."

    Es steht zu vermuten, dass die widerspenstigen Gläubiger dies ähnlich sehen, also keine grundlegende Änderung erkennen können und deshalb nicht wieder dabei sein wollen, wenn neue Verluste auflaufen.