Mannfred Kloiber: Facebook hat diese Woche seinen Quartalsbericht veröffentlicht. Der Umsatz ist demnach um über 50 Prozent gestiegen, der Reingewinn hat sich mehr als verdoppelt. Der Konzern verdient jetzt also das ganz große Geld, und zwar mit den persönlichen Daten seiner Kunden. 1,6 Milliarden Nutzer hat Facebook mittlerweile, 900 Millionen der konzern-eigene Instant-Messaging-Dienst WhatsApp. Und jetzt scheint Facebook daran zu gehen, seine Datenschätze neu zu sortieren. Was ist denn vorgefallen, Achim Killer?
Achim Killer: Ein Programmier – Javier Santos heißt er – der hat eine Vorabversion der Whatsapp für Android gehackt und ist dabei auf eine nichtfreigeschaltete Funktion gestoßen. Da könnten die Nutzer dann die Daten ihres WhatsApp-Accounts mit denen von Facebook teilen, wie es heißt – share. Was das bedeutet, ist nicht klar. Die User-Experience solle damit verbessert werden, heißt es in dieser Vorabversion, also den Anwendern wird versprochen, dass sie damit gute Erfahrungen machen, welche auch immer. Es gibt auch mittlerweile eine neue Vorabversion. Und da hat noch niemand etwas drin gefunden. Aber es ist offensichtlich, dass der Facebook-Konzern an der Integration von Facebook und WhatsApp arbeitet.
Kloiber: Warum ist das klar? Wegen einer Funktion in einer Vorabversion, die noch nicht einmal freigeschaltet ist?
Killer: Nein. Und es ist ja auch schon umgekehrt mal, vor ein paar Monaten, ein WhatsApp-Button in der Vorabversion einer Facebook-App aufgetaucht. Das hat damals auch für große Aufregung gesorgt. Aber darum geht es gar nicht. Entscheidend ist, dass Facebook Nutzerdaten kombiniert. Die Integration von WhatsApp in den Facebook-Konzern ist längst abgeschlossen. Dass die Nutzer irgendwann einmal auch etwas davon haben, indem über die Grenzen der beiden Anwendergruppen hinweg ohne Schwierigkeiten kommunizieren können, ist ja nichts Schlimmes. Datenschutzrechtlich problematisch ist, dass gewaltigen Datenbestände, die früher mal hermetisch von einander abgeschottet waren, so abgeschottet, wie eben nur die Daten konkurrierender Unternehmen sein können, jetzt unter einem Konzerndach vereint sind.
Kloiber: Und warum ist die Integration dieser Unternehmen und ihrer Datenbestände abgeschlossen, wie Sie sagen?
Killer: WhatsApp nutzt die IT-Infrastruktur des Mutterkonzerns. Es sind dieselben Rechenzentren und dieselben Server, die beide Unternehmensteile nutzen. Was braucht man sonst noch, um Daten zu konsolidieren? Eine gute Datenbank. Die hat Facebook, vor allem eine große. Und natürlich die Gewissheit- wenn es sich um persönliche Daten handelt, das man sie zusammenführen darf. Und dafür haben Facebook und WhatsApp gesorgt.
Kloiber: Wie ist das rechtlich geregelt?
Killer: Also WhatsApp hat sich von Anfang an ausbedungen, im Fall einer Unternehmens-Übernahme auch Nutzerdaten weiterzuverkaufen. WhatsApp war ein vielversprechendes Start-up, das viele Daten eingesammelt hat, aber nicht so recht gewusst, wie man die zu Geld macht. Für die Gründer solcher Unternehmen ist wichtig, die Daten weiterverkaufen zu dürfen, dann können sie nach der Start-up-Phase viel Geld damit verdienen – im Fall von WhatsApp waren es 20 Milliarden Dollar – sonst, wenn nach der Start-up-Phase das Unternehmen nicht profitabel wird, ist das Risiko-Kapital verloren. Und unter der Ägide von Facebook dann hat WhatsApp in die Nutzungsbedingungen geschrieben, dass Daten an Partner-Unternehmen weitergegeben werden dürfen. Also von den Geschäftsbedingungen her, denen die Nutzer zugestimmt haben, ist die Sache glasklar. Eine andere Frage ist, ob diese Geschäftsbedingungen überall einer datenschutzrechtlichen Überprüfung standhalten würden.
Kloiber: Und wie geht es weiter mit Facebook und WhatsApp? Was erwarten Sie?
Killer: Also ich würde vermuten, die Zusammenführung und Konsolidierung der Nutzerdaten ist längst abgeschlossen. Facebook hat WhatsApp 2014 ja wohl gekauft, um einen Konkurrenten beim Datensammeln loszuwerden. Das hat viel Geld gekostet. Und dieses Geld will der Konzern sich jetzt von der Werbetreibenden Wirtschaft wiederholen. Dazu passt, dass Mark Zuckerberg, der Facebook-Chef, kürzlich gesagt hat, ab einer Milliarde Nutzer müsse man schon daran gehen, auch deren Daten zu monetarisieren, wie sich ausgedrückt hat. Das war wohl auf WhatsApp gemünzt. Sehr viele Dienste, die derartige Nutzerzahlen haben, gibt es ja nicht.