Archiv

Quartalsbilanz von BASF
Bescheidene Aussichten

Der weltweit größte Chemiekonzern BASF leidet unter der schwachen Konjunktur in Europa. Vorstandschef Kurt Bock spricht von bescheidenen Wachstumsaussichten. Und auch im asiatischen Raum sind die Umsätze längst nicht mehr so sicher, wie sie es schon waren.

Von Michael Braun |
    Der Ludwigshafener Chemiekonzern BASF
    Der Ludwigshafener Chemiekonzern BASF (dpa / BASF SE / Hans-Juergen Doelger)
    Kurt Bock wirkt knapp und kühl, analytisch und asketisch. Es scheint dem Naturell des Chefs des weltgrößten Chemiekonzerns BASF zu entsprechen, sich über den Umgang seiner Kunden mit dem Sommer zu ärgern:
    "Wir gehen jetzt in die Sommerpause, in die sogenannte Sommerpause rein, die auch in Europa immer länger wird und immer früher startet."
    Die Folge ist: BASF kann nicht recht abschätzen, ob alsbald die Nachfrage anzieht. Er wisse nicht, wie ausgelastet die Fabriken der Kundschaft im September sein werden, sagte Bock. Große Erwartungen habe er nicht:
    "Die Wachstumsaussichten in Europa sind auf gut Deutsch bescheiden. Wir reden hier auch in der Chemie über Wachstumsraten von ein Prozent, plus, minus. Das ist in keiner Weise beeindruckend. Wir sehen in einzelnen Ländern - Spanien, also iberische Halbinsel, Italien - leichte Verbesserungen. Aber das hat sicher noch kein positives Momentum."
    Und anderswo sei es eher schlechter: Südamerika könne man als Rezession beschreiben, sagte Bock heute auf der Internetkonferenz, Russland auch. Und China wachse schwächer, schwanke stark und zeige hohe Unsicherheiten. Der mit frisch verlängertem Vorstandsvertrag ausgestattete Bock bestätigte gleichwohl die Ziele für das Gesamtjahr. Die lesen sich allerdings zwischen "bescheiden" und "realistisch": Der Umsatz soll leicht zulegen, das operative Ergebnis auf dem Niveau des Vorjahres auskommen. Das zu erfüllen, sei nicht leichter geworden, meinte Bock:
    "Es ist insgesamt anspruchsvoller geworden vor dem Hintergrund eines doch schwächeren Wachstums."
    Zur Jahresmitte ist das Ziel aber erreicht: Der Umsatz stieg im zweiten Quartal und auch im ganzen ersten Halbjahr um drei Prozent. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern landete mit 4,1 Milliarden Euro im ersten Halbjahr auf dem Niveau des Vorjahres.
    Der niedrige Ölpreis drückte bei BASF auf den Ertrag. Der entsprechende Unternehmensbereich schloss das zweite Quartal mit einem um gut 20 Prozent niedrigeren Vorsteuerergebnis ab. Aber natürlich werde man das Geschäft nicht aufgeben. Und der Ölpreis, so Bock, werde auch wieder steigen:
    "Entscheidend mittel- und langfristig ist eigentlich der Reservenersatz. Das heißt: Wir müssen ja auch die geförderten Mengen ja dann tatsächlich wieder ersetzen. Und da ist es so, dass bei dem aktuellen Ölpreis ein Großteil dieser Reserven nicht wirtschaftlich ersetzt werden können. Da wir aber die Reserven brauchen, spricht es dafür, dass mittel- und langfristig der Ölpreis wieder ansteigen wird."
    Viel rausgerissen haben die Kunststoffe, die die BASF "performance materials" nennt: Schäume für die Bauindustrie, Dämpfer, um Autokarosserien schwingungsarm aufzuhängen, Spezialitäten für die Elektro-, Schuh- und Kühlgeräteindustrie. Der Bereich konnte beim Ergebnis fast 30 Prozent zulegen. Kurt Bock war namens der BASF diese Woche mit dem Bundeswirtschaftsminister im Iran. Dort habe die deutsche Industrie gute Chancen.