Die Autorin beschreibt zwei Lebensläufe, die durch die Musik bestimmt sind; dominant bleibt dabei allerdings die Geschichte der Fanny Mendelssohn-Hensel und ihr Befreiungsakt, in Rom zu einem erfüllten Leben zu kommen, Anerkennung zu finden und selbst auch mutig die eigene Musik vorzutragen. Es ist nicht ihr Mann, der Maler, der sie daran hindert, es sind die verdammten Konventionen, aus denen sie nur schwer und langsam herausfindet. Als Preußin, Protestantin und Deutsche empfindet Fanny die Leichtigkeit der römischen Lebensart zunächst als fremd; die Stadt stößt sie ab, weil sie schmutzig, laut und faul ist. Dennoch bemüht sich Fanny, die Abscheu zu überwinden und ihren Aufenthalt auf den Spuren des geliebten Meisters Goethe zu gestalten. Aber erst als sie Ebenbürtige und Musikenthusiasten kennenlernt - darunter den französischen Komponisten Gounod - öffnet sich ihr Herz, das Leben und auch die Musik beginnen zu strömen. "Quasi una fantasia" hat Astrid Schmeda ihren Roman überschrieben, und diese Angabe steht auch über der Komposition für den Januar, denn in diesem Monat ereignet sich etwas, das sie in ihrer Komposition als "Fantasia" umschreibt:
Ich denke, daß das nicht von ungefähr ist, daß das in ihrem Januar-Stück den Titel hat. Im Januar beginnt sich ihre Reise zu verändern. Es ist ja übersetzt ‚etwa wie ein Traum'. Es beginnt für sie der Traum von dem Leben, das sie eigentlich führen möchte. Da verändert sich etwas im Januar. Sie hört auf, in dieser bildungsbürgerlichen Weise zu reisen und den großen Vorbildern nachzureisen. Sie fängt an, ein eigenes Leben zu führen, dadurch auch, daß sie diese jungen Franzosen in Rom kennenlernt.
Die Musik auf der dem Buch beigefügten CD läßt sich wie eine emotionale Reise parallel zum literarischen Tagebuch lesen. Weit entfernt sind die Mahnungen des Bruders Felix, der Fanny immer wieder auf ihre Rolle als Mutter fixieren will. In einem Brief meint er über sie: "Zu einer Autorschaft hat Fanny, wie ich sie kenne, weder Lust noch Beruf - dazu ist sie zu sehr Frau, sorgt für ihr Haus und denkt weder ans Publikum noch an die musikalische Welt, noch sogar an die Musik, außer, wenn jener erste Beruf erfüllt ist."
Astrid Schmeda rührt allerdings nicht den Konflikt zwischen erfolgreichem Bruder und unterdrückter Schwester hoch, der ist hinreichend bekannt; die Autorin konzentriert sich auf das eine italienische Jahr 1839, damals war Fanny 34 Jahre alt, und die Reisebegleiterin Schmeda fängt die glücklichen Momente dieser Zeit ein. Wie einen Subtext komponiert sie dazu die immer wieder eingeschobene Geschichte der Icherzählerin Selma, die sich in ihrer Jugend durchzusetzen lernt und für die Fanny im erwachsenen Alter ein Orientierungspunkt in ihrem Leben wird.
Für mich ist es so, daß Fanny mir selber wirklich sehr viel Mut gemacht hat. Ich glaube, daß dies Buch für Frauen, die sich mit ihrer Kunst noch im Hause bewegen und sich nicht raustrauen, auch ein Mutmacher ist. Es gibt eine Öffnung in ihrem Leben auf dieser Romreise, da erfaßt man eine Möglichkeit, wie es sein könnte und was sie auch für Lebensbedingungen braucht, um rauszukommen. Das gibt Hoffnung. Dann geht sie zurück, das machen viele Frauen so, einmal ein Lichtblick und dann gehen sie doch wieder in die engen Grenzen zurück. Und da sind wir heute gefragt. Durch die kleine Nebenhandlung in meinem Roman wird deutlich, was Frauen heute möglicherweise haben, was Fanny damals noch nicht haben konnte: das ist die Möglichkeit zu revoltieren, aufzubegehren und gegen Verbote das eigene durchzusetzen.