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Thronjubiläum von Elizabeth II.
Die Queen und ihr schwieriges Verhältnis zu den Medien

Das britische Königshaus stand schon immer im Blickfeld der Öffentlichkeit. Auch zum 70. Thronjubiläum von Elizabeth II. berichten Medien wieder. Dabei hat die Monarchin selbst diese Aufmerksamkeit nie gesucht. Von einer, die oft fotografiert wurde, aber kaum über sich sprechen wollte.

Text: Michael Borgers | Thomas Kielinger im Gespräch mit Pia Behme | 02.06.2022
Fotografen richten ihre Objektive auf Queen Elizabeth, hier 2014 bei einem Besuch des Vatikans
Queen Elizabeth, hier 2014 bei einem Besuch des Vatikans (picture alliance / dpa)
Wer auf Twitter nach „Queen“ sucht landet schnell bei der jüngsten Nachricht der „Royal Family“. Das kleine, runde Profilfoto des offiziellen Accounts der royalen Familie zeigt die Elizabeth II. lächelnd und winkend in einer blassrosafarbenen Hut-Kostüm-Kombination. Auf der Aufnahme im aktuellen Tweet trägt die 96-Jährige einen „taubenblauen Mantel“ („Spiegel“) und sitzt vor einem Fenster, im Hintergrund zu sehen ein Teil von Schloss Windsor. Es ist das offizielle Jubiläumsporträt. Im dazugehörigen Text heißt es: „Ihre Majestät die Königin, die erste Monarchin in der britischen Geschichte, die ein Platin-Jubiläum feiert.“ Hashtag #PlatinumJubilee.

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Platin-Jubiläum, das sind auch 70 Jahre Queen Elizabeth II. in den Medien, in Großbritannien und weit darüber hinaus. Eine Zeit, in der die Monarchin zu einer der meistfotografierten Frauen der Geschichte wurde. Und das, obwohl sie selbst niemals das Scheinwerferlicht gesucht hat. TV-Interviews mit ihr seien „so gut wie nicht existent“, erklärte das deutsche Magazin „Gala“ zum 65-jährigen Thronjubiläum. Anlass damals: ein Interview von ihr mit der BBC.

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Keine Interviews zu geben, sei Tradition im Königshaus, sagte der langjährige Großbritannien-Korrespondent Thomas Kielinger im Deutschlandfunk. „Schon ihre Mutter hat nur einmal in ihrem Leben ein Interview gegeben – und zwar 1923, im Jahr ihrer Hochzeit.“ Diese Tradition habe damit zu tun, so Kielinger, dass die Queen in Interviews Stellung beziehen müsse und so eine Seite der öffentlichen Meinung verletzen könne. Elizabeth könne sich beispielsweise nicht zum Brexit oder dem Krieg in der Ukraine öffentlich äußern. „Sie ist natürlich zur Neutralität verpflichtet.“

Großbritannien-Kenner Kielinger: Es ist etwas entspannter geworden

Die BBC war auch 1953 dabei, als Elizabeth gekrönt wurde. Acht Stunden dauerte die Übertragung dieser Zeremonie. Fast 300 Millionen Menschen sollen damals an ihren Fernsehgeräten zugeschaut haben. Es war die Premiere einer solchen Live-Übertragung weltweit - die allerdings fast nicht zustande gekommen wäre: Elizabeth musste erst von ihrem Ehemann, Prinz Philip, überredet werden. Heute gilt das Event als Meilenstein der TV-Geschichte und gelungene PR-Aktion, um die junge Monarchin moderner und nahbarer erscheinen zu lassen.
Damals habe Medien noch eine „völlig unkritische Hinnahme der Institutionen“ ausgezeichnet, so Journalist Kielinger. Das Verhältnis zwischen Medien und Königshaus habe sich seitdem aber sehr verändert. Das liege auch an Philip, der erkannt habe, dass die Familienmitglieder "nicht mehr als Figuren auf einer Bühne leben" könnten. „Es ist offener geworden, etwas entspannter.“ Auch seien die kritischen Töne in der Gesellschaft gegenüber der Queen mittlerweile weniger geworden. „Und die Medien akzeptieren das."
Die Boulevardpresse allerdings habe das Königshaus lange nur wie eine "zweitrangige Soap-Opera" behandelt, kritisiert der Journalist.

Das Königshaus und die Boulevardpresse

Nicht nur in Großbritannien, auch in Deutschland waren Elizabeth II. und ihre Familie lange vor allem ein Thema für die "Yellow Press", die sogenannte Regenbogenpresse, die es mit der Wahrheit nicht immer so ernst nimmt. Das medienkritische Portal "Übermedien" hat dieser Geschichte gerade eine Zeitreise durch die sieben Jahrzehnte gewidmet. "Ein Text, der neben vielen anderen seiner Art den Ruf der Regenbogenpresse über Jahrzehnte hinweg prägen wird", heißt es dort über einen Artikel in der "Neuen Post" kurz vor der Krönung. Denn Quellen (für die meist subjektiven Eindrücke der Protagonistin) nennt die Redaktion nicht – und spricht dennoch von einem "Tatsachenbericht".

Mehr zum Berichterstattung über das britische Königshaus:

Damals habe "ein neues Zeitalter in der Geschichte der Regenbogenpresse" begonnen, resümiert „Übermedien“, eine "Ära der Dramen und Skandale, die Ära der Privatsphärenverletzungen, aber auch: die Ära, in der sich die royalen Protagonisten erstmals gegen die Lügen der bunten Blätter wehren". Beispielsweise gilt das Vorgehen der persischen Ex-Kaiserin Soraya gegen den Axel-Springer-Verlag heute als Meilenstein der Medienrechtsgeschichte, bis heute bekannt als "Soraya-Entscheidung" von 1973.
1983 geht die Queen erstmals juristisch gegen eine Zeitung vor
Die britische Monarchin wehrte sich erst zehn Jahre später, 1983, erstmals juristisch gegen Berichterstattung. Eine Schlagzeile in der „Sun“ habe damals „einen wunden Punkt getroffen“, bis heute ist sie im Archiv US-Nachrichtenagentur UPI nachzulesen. Mit persönlicher Zustimmung von Elizabeth sei deshalb eine von einem ehemaligen Palastbediensteten durchgesickerte "Welt-Exklusivmeldung" der Boulevardzeitung auf dem Rechtsweg gestoppt worden.
Dass Mitglieder des Königshauses gegen Medien vor Gericht ziehen, ist heute nicht mehr ungewöhnlich. Anfang des Jahres hat etwa Queen-Enkel Prinz Harry Klage wegen Verleumdung gegen mehrere britische Zeitungen eingereicht, zum wiederholten Mal.
Elizabeth hat solche Vorgänge in den vergangenen Jahren stets mit Statements kommentiert. Auf ein erneutes Interview wartet die britische Presse seit 2018 vergebens. Sie muss sich mit weiteren Bildern ihrer Fotografen begnügen. Und die eigenen Bilder veröffentlicht die „Royal Family“ inzwischen ja auch selbst auf eigenen Social-Media-Kanälen wie Twitter.