Seit Wochen wird es als Jahrhundertereignis angekündigt: Königin Elizabeth ist ab heute länger Monarchin als die Ikone britischer Geschichte des 19. Jahrhunderts, Queen Victoria. Die Medien überschlagen sich in Vergleichen zweier außergewöhnlicher Jahrhundertfrauen:
"We examine the lifes of two extraordinary women: Elizabeth and Victoria."
Alles wird einander gegenübergestellt. Das Empire dem Großbritannien von heute, die Zahl der Attentate, Victoria hat acht überlebt. Die Titel - Victoria schlägt Elisabeth als Kaiserin von Indien.
"Nach ihr ist eine ganze Ära benannt, das viktorianische Zeitalter, würdigt ihre Biographin Jane Ridley. Sie steht auch für den Übergang des britischen Weltreichs von Hardpower zu Softpower. Und sie hat damit die Monarchie zu uns herübergerettet."
Flexibilität gegen fehlende Anpassungsfähigkeit
Falsch, kontert Elizabeth-Anhänger Robert Hardman, Kolumnist der "Daily Mail". Victoria war zwar eine Titanin, aber sie hat sich der Zeit nicht anpassen können, Elizabeth dagegen habe sich flexibel gezeigt, sie symbolisiert die moderne Monarchie.
"Victoria was a more titanic figure. I would simply say: Our Queen stands at the moment as the most respected figure of the planet. Certainly the most famous woman of the world."
Königin Elizabeth, die meistrespektierte Person dieses Planeten, auf jeden Fall die berühmteste Frau der Welt. Wer war der stärkere Charakter? Elizabeth wird für ihre Unerschütterlichkeit und ihre tadellose Haltung bewundert, Königin Victoria aber hat sich mehr durchbeißen müssen – gegen eine Männerwelt, die Frauen letztlich geringschätzte:
"You are too young! You have no experience! You are like a china doll!"
Veränderte Zeiten für einen weiblichen Souverän
Die britische Schauspielerin Emily Blunt spielte hier 2009 "Young Victoria" in einem Oscar-gekrönten Film, die sich dagegen wehrt, von mächtigen Männern zur Porzellanpuppe degradiert zu werden. Das sei über 100 Jahre später anders gewesen, als Elizabeth den Thron bestieg:
"Dass sie sich in dieser Männerwelt als weiblicher Souverän nicht wohl in ihrer Haut fühlte, das kann man ihr nicht übelnehmen. All die Politiker, Gladstone, Disraeli, Salisbury, waren unglaublich hochgebildete Männer, während man Frauen Bildung vorenthielt. Und da steht eine so kleine Frau, gerade 1,50 Meter groß, umringt von Titanen, und sie hat mit ihnen mitgehalten."
Während Victorias über alles geliebter Mann Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha früh mit 42 Jahren auf Schloss Windsor stirbt und seine Witwe sich aus der Öffentlichkeit zurückzieht, steht heute jeder Schritt der Königsfamilie im Rampenlicht. Den Tiefpunkt bildet der Tod Princess Dianas: Elizabeth erscheint nicht souverän, sondern kalt und hartherzig. Mit einer seltenen und denkwürdigen Fernsehrede erobert sie die Anerkennung ihrer Untertanen zurück
"We have seen throughout Britain and around the world an overwhelming expression of sadness at Diana's death. We have all been trying in our different ways to cope. So what I say you now as your Queen and grandmother, I say from my heart."
Konstante in einer Epoche des Wandels
Sie sei auch eine Großmutter, und dann würdigt sie Diana von Herzen. 63 Jahre und sieben Monate ist sie Königin, länger als ihre Ururgroßmutter Victoria. Die Medien berichten voller Stolz darüber, Elizabeth sei die große Konstante im Wandel der Zeit. An ihrem Krönungstag 1953 freute sie sich über die Feierlichkeit und Schönheit dieses Tages. In Erfüllung geht heute ihr Wunsch von damals, die Loyalität und Zuneigung ihres Volkes zu gewinnen.
"I know that my abiding memory of it will be not only the solemnity and beauty of the ceremony but the inspiration of your loyalty and affection. I thank you all from a full heart. God bless you all."