Der Schweizer Musikerin Elisabeth Sulser ist mit 16 Jahren aufgefallen, dass Töne für sie anders sind als für andere Menschen.
"Und ich kann mich erinnern, es hat geregnet, und da habe ich versucht herauszuhören, auf welchen Ton es regnet, und habe geglaubt zu hören, dass das ein G ist und da habe ich bemerkt, dass das G auch blau ist. Und ich bin dann so die ganze Tonleiter durchgegangen und habe festgestellt, dass jeder Ton seine eigene Farbe hat."
Töne in buntschillernden Farben sehen, Tonintervalle schmecken oder Berührungen als hellrot oder sattgrün empfinden – was für andere Menschen seltsam klingt, ist für Synästheten ganz normal.
"Das Interessante von solchen Synästhesien ist, dass sie spontan sind, nicht unterdrückbar, und in der Regel geben die Synästheten an, dass ihre Synästhesien schon seit Anbeginn ihres bewussten Denkens vorhanden sind."
Das brachte den Neuropsychologen Lutz Jäncke von der Universität Zürich auf die Idee, das anatomische Netzwerk im Gehirn der Synästheten genauer anzuschauen – mittels hochkomplexer Messungen im Magnetresonanztomografen. So hat er unter anderem die Dicke des Gehirnmantels in 2400 Arealen und deren Vernetzung untersucht. Seine Vermutung: Wenn Wahrnehmungen wie beispielsweise Farben mit Zahlen oder Buchstaben automatisch verschaltet sind, dann müsste es in den dazugehörigen Hirngebieten auch mehr lokale Verknüpfungen geben.
"Und wir haben eigentlich was ganz anderes gefunden. Wir haben zwar gefunden, dass da eine starke Verknüpfung vorliegt, aber wir haben gesehen, dass über das gesamte Hirn verstreut die Synästheten über eine besondere Architektur verfügen."
Diese besondere Architektur versucht der Neuropsycholge am Beispiel von Bahnhöfen zu erklären – wo jedoch anstelle von Menschen und Waren Informationen transportiert werden.
"Sie haben Hauptbahnhöfe, sie haben Nebenbahnhöfe, sie haben kleine Bahnhöfe. Und in dem Gehirn der Synästheten gibt es einige große Hauptbahnhöfe. Sie haben sehr viele große Bahnhöfe, weit verstreut im Gehirn, nicht nur da, wo die Grapheme und Farben verarbeitet werden, sondern überall im Gehirn."
Verglichen mit anderen Menschen, haben Synästheten also viel mehr große Schaltstellen, die wiederum besonders viele Regionen im Gehirn miteinander verknüpfen. Damit ist ihr Gehirn viel stärker vernetzt.
"Sie haben mehr Hauptbahnhöfe, als es überhaupt notwendig ist. Jetzt kann man sagen, das ist ineffizient, sie haben möglicherweise zu viel des Guten. Nun kann man aber dagegen einwenden, sie brauchen sie vielleicht nicht zwingend für die aktuellen Tätigkeiten, aber sie könnten sie brauchen für andere, zusätzliche Tätigkeiten, die sich dann eben in zusätzlichen Fertigkeiten andeuten, wie besseres Gedächtnis zum Beispiel."
Das kann erklären, warum Synästheten schneller und effizienter lernen. Andere Menschen müssen solche Lernstrategien mühsam aufbauen, zum Beispiel Vokabeln mit Eigenschaften assoziieren. Bei Synästheten geht das automatisch. Jetzt wollen die Forscher versuchen, neue Gehirn-Trainingsmöglichkeiten für Nicht-Synästheten zu entwickeln.
"Die Gehirngebiete, die für das Lernen von Informationen zuständig sind, vielleicht kann man diese durch bestimmte Techniken stärker verbinden, man kann vielleicht das Netzwerk verändern, das anatomische Netzwerk dieser Hirngebiete, so dass man also ein automatisches Assoziieren verbessern kann."
Nach Ansicht von Jäncke besteht die Kernfrage darin, wie man neue Netzwerke im Gehirn aufbauen kann.
"Es gibt Ansätze, wie man durch Stimulation von außen, zum Beispiel mit transkranieller Magnetstimulation, die Aktivität bestimmter Hirngebiete verändern kann."
Hierbei wird das Gehirn über eine Magnetspule durch die Schädeldecke von aussen angeregt. Auch gibt es erste Trainingsverfahren, bei denen Versuchspersonen bestimmte Hirngebiete bewusst auf einer hohen Aktivitätsstufe halten müssen. Dennoch wird es noch eine Weile dauern, bis die Erkenntnisse um die komplexe Verschaltung im Gehirn der Synästheten auch anderen Menschen zugutekommen.
"Und ich kann mich erinnern, es hat geregnet, und da habe ich versucht herauszuhören, auf welchen Ton es regnet, und habe geglaubt zu hören, dass das ein G ist und da habe ich bemerkt, dass das G auch blau ist. Und ich bin dann so die ganze Tonleiter durchgegangen und habe festgestellt, dass jeder Ton seine eigene Farbe hat."
Töne in buntschillernden Farben sehen, Tonintervalle schmecken oder Berührungen als hellrot oder sattgrün empfinden – was für andere Menschen seltsam klingt, ist für Synästheten ganz normal.
"Das Interessante von solchen Synästhesien ist, dass sie spontan sind, nicht unterdrückbar, und in der Regel geben die Synästheten an, dass ihre Synästhesien schon seit Anbeginn ihres bewussten Denkens vorhanden sind."
Das brachte den Neuropsychologen Lutz Jäncke von der Universität Zürich auf die Idee, das anatomische Netzwerk im Gehirn der Synästheten genauer anzuschauen – mittels hochkomplexer Messungen im Magnetresonanztomografen. So hat er unter anderem die Dicke des Gehirnmantels in 2400 Arealen und deren Vernetzung untersucht. Seine Vermutung: Wenn Wahrnehmungen wie beispielsweise Farben mit Zahlen oder Buchstaben automatisch verschaltet sind, dann müsste es in den dazugehörigen Hirngebieten auch mehr lokale Verknüpfungen geben.
"Und wir haben eigentlich was ganz anderes gefunden. Wir haben zwar gefunden, dass da eine starke Verknüpfung vorliegt, aber wir haben gesehen, dass über das gesamte Hirn verstreut die Synästheten über eine besondere Architektur verfügen."
Diese besondere Architektur versucht der Neuropsycholge am Beispiel von Bahnhöfen zu erklären – wo jedoch anstelle von Menschen und Waren Informationen transportiert werden.
"Sie haben Hauptbahnhöfe, sie haben Nebenbahnhöfe, sie haben kleine Bahnhöfe. Und in dem Gehirn der Synästheten gibt es einige große Hauptbahnhöfe. Sie haben sehr viele große Bahnhöfe, weit verstreut im Gehirn, nicht nur da, wo die Grapheme und Farben verarbeitet werden, sondern überall im Gehirn."
Verglichen mit anderen Menschen, haben Synästheten also viel mehr große Schaltstellen, die wiederum besonders viele Regionen im Gehirn miteinander verknüpfen. Damit ist ihr Gehirn viel stärker vernetzt.
"Sie haben mehr Hauptbahnhöfe, als es überhaupt notwendig ist. Jetzt kann man sagen, das ist ineffizient, sie haben möglicherweise zu viel des Guten. Nun kann man aber dagegen einwenden, sie brauchen sie vielleicht nicht zwingend für die aktuellen Tätigkeiten, aber sie könnten sie brauchen für andere, zusätzliche Tätigkeiten, die sich dann eben in zusätzlichen Fertigkeiten andeuten, wie besseres Gedächtnis zum Beispiel."
Das kann erklären, warum Synästheten schneller und effizienter lernen. Andere Menschen müssen solche Lernstrategien mühsam aufbauen, zum Beispiel Vokabeln mit Eigenschaften assoziieren. Bei Synästheten geht das automatisch. Jetzt wollen die Forscher versuchen, neue Gehirn-Trainingsmöglichkeiten für Nicht-Synästheten zu entwickeln.
"Die Gehirngebiete, die für das Lernen von Informationen zuständig sind, vielleicht kann man diese durch bestimmte Techniken stärker verbinden, man kann vielleicht das Netzwerk verändern, das anatomische Netzwerk dieser Hirngebiete, so dass man also ein automatisches Assoziieren verbessern kann."
Nach Ansicht von Jäncke besteht die Kernfrage darin, wie man neue Netzwerke im Gehirn aufbauen kann.
"Es gibt Ansätze, wie man durch Stimulation von außen, zum Beispiel mit transkranieller Magnetstimulation, die Aktivität bestimmter Hirngebiete verändern kann."
Hierbei wird das Gehirn über eine Magnetspule durch die Schädeldecke von aussen angeregt. Auch gibt es erste Trainingsverfahren, bei denen Versuchspersonen bestimmte Hirngebiete bewusst auf einer hohen Aktivitätsstufe halten müssen. Dennoch wird es noch eine Weile dauern, bis die Erkenntnisse um die komplexe Verschaltung im Gehirn der Synästheten auch anderen Menschen zugutekommen.