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"Querdenken"-Demonstrationen
Hooligans als militanter Arm rechter Verschwörungserzähler

Hooligans vor allem aus ostdeutschen Fußballklubs spielten schon länger eine zentrale Rolle als Rammbock bei den "Querdenken"-Demonstrationen, sagte Journalist Olaf Sundermeyer im Dlf. Eine Verantwortung dafür hätten auch die Vereine, die zuwenig gegen diese Entwicklung unternommen hätten.

Olaf Sundermeyer im Gespräch mit Maximilian Rieger |
Rauch steigt auf bei Ausschreitungen nach der Demonstration "Querdenken" am 07.11.2020 in Leipzig.
Ausschreitungen nach "Querdenken"-Demonstration in Leipzig: "Dieselbe Klientel an Fußball-Hooligans seit 2015" (Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa )
Die gewaltbereiten Rechtsextremen und rechts motivierte Hooligans aus der Fußball-Fanszene, die bei der "Querdenken"-Demonstrationen in Leipzig aufgefallen waren, seien bereits an Ausschreitungen bei vorangegangenen Querdenken-Demonstrationen beteiligt gewesen, sagte Journalist und Szenekenner Sundermeyer im Deutschlandfunk.
Sie stammen aus dem Umfeld insbesondere ostdeutscher Vereinen, wie dem Halleschen FC, Lok Leipzig oder auch Energie Cottbus, so Sundermeyer. Cottbus-Hooligans hätten etwa eine ganz zentrale Rolle als Rammbock bei den "Querdenken"-Demonstrationen in Berlin gespielt. Und bei den Auseinandersetzungen rund um die Corona-Proteste am 9. Mai am Berliner Alexanderplatz waren vor allem Hooligans von BFC Dynamo beteiligt. Deshalb liege im Osten auch jetzt der Schwerpunkt der gewalttätigen Proteste, in Leipzig und Berlin, mit kurzen Anreisewegen.
Dieselbe Klientel wie bei Protesten gegen Flüchtlinge
Im Kern sei es dieselbe Klientel, die ihren Ursprung und ihr Aufgabenverständnis aus der Hooligans-gegen-Salafisten-Bewegung hat und sich 2015 zu Pegida-Demonstrationen in Leipzig versammelt hatte. Sundermeyer charakterisiert die Gruppe so: "Der gewalttätige Arm einer Bewegung, die vor fünf Jahren Flüchtlinge zum Thema hatte, und jetzt eben die Proteste der 'Querdenken-Bewegung' gegen Corona-Maßnahmen."
Aus dieser Bewegung heraus habe es einen Pakt und einen Zusammenschluss gegeben, insbesondere in den östlichen Bundesländern. Diese rechtsmotivierten Hooligans hätten bei den Corona-Protesten nun die gleiche Aufgabe übernommen wie bei den teils gewalttätigen Ausschreitungen gegen Flüchtlinge 2015:
"Das sind die Leute, die Polizeiriegel knacken. Und dadurch ermöglichen, dass Zehntausende aus dem bürgerlichen Milieu über den Leipziger Ring ziehen konnten."
Verantwortung der Vereine
Sundermeyer schreibt auch den Vereinen, aus deren Fanszene die Hooligans stammen, eine Verantwortung zu. Dynamo Dresden etwa habe sich 2015, bei den ersten Zusammenstößen, geweigert, gegen die fremdenfeindlich aufgeladenen Teile des Milieus der eigenen Fanszene vorzugehen. Nun sei es zu spät, dagegen vorzugehen, sagte Sundermeyer: "Diese Leute sind nicht mehr kontrollieren. Die Vereine haben nicht den geringsten Einfluss auf diese freien radikalen Kräfte, die sich jetzt zur Saalordnerschaft der 'Querdenken'-Proteste gemacht haben."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.