Verbraucherschützer und Gewerkschaften beklagen, dass Lebensmittelhändler und Discounter zu viel Macht hätten, einen enormen Preisdruck ausübten mit der Folge: Produkte würden schlechter, Verkäuferinnen litten, Lieferanten würden erpresst. Unbestritten ist, dass nur noch sehr wenige Unternehmen in Deutschland Lebensmittel verkaufen: 90 Prozent des Umsatzes in Deutschland machen sechs Supermarktketten. Wer also in großem Maßstab etwa Obst und Gemüse verkaufen will, muss in die Regale von Aldi, Lidl, Edeka und Co.
Die Frage ist: Was sind die Folgen dieser Einkaufsmacht der Supermärkte? Marita Wiggerthale von der Supermarktinitiative sagt, der Lebensmittelhandel missbrauche seine starke Position, um Lieferanten mit unfairen Einkaufspraktiken unter Druck zu setzen.
"Aus Interviews mit Lieferanten wissen wir, dass Regalmieten verlangt werden, dass unentgeltliche Dienstleistungen verlangt werden; dass der Bau neuer Filialen von den Lieferanten unterstützt werden soll und eben auch Vertragskonditionen rückwirkend geändert werden."
Das bestreitet der Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer beim Handelsverband HDE, dem Lobbyverband der Lebensmittelhändler. Davon, dass Supermärkte am längeren Hebel säßen und Lieferanten nach Belieben Bedingungen und Preise diktieren können, will er nichts wissen. Supermarkt-Lobbyist Stefan Genth gesteht zwar ...
"dass eine Konzentration im Lebensmittelhandel da ist, aber auch auf der Industrieseite sind es gut sechs Prozent der Unternehmen, die 90 Prozent des Umsatzes in Deutschland ausmachen. Hier haben sie eine starke Angebotsmacht der Industrie, die starken Marktführer bestimmen häufig das Sortiment und das Angebot im Regal."
Auf Deutsch heißt das: Ja, Supermärkte und Discounter sind mächtig, haben mit Nestlé, Unilever und Co. aber auch genauso mächtige Gegenspieler, alles sei im Gleichgewicht. Dennoch gebe es viele kleinere Lieferanten, die unter Druck gesetzt würden, sagt Verbraucherschützerin Marita Wiggerthale von der Supermarktinitiative. Außerdem gelte: Weil es immer weniger Lebensmittelanbieter gebe, hätten Verbraucher weniger Auswahl und Einkaufsalternativen. Und weil die dominanten Supermärkte immer niedrigere Preise verlangten, würden auch die Produkte der Anbieter-Riesen wie Nestlé und Unilever schlechter:
"Beispielsweise sehen wir im Lebensmittel-Einzelhandel immer mehr Aromastoffe zum Einsatz kommen, anstatt dass Früchte eingesetzt werden. Sie haben Bananenmilch ohne Bananen, Pistazien-Joghurt ohne Pistazien. Höherwertige Stoffe werden zunehmend durch minderwertige Stoffe ersetzt."
Quetscht der Preisdruck die Qualität aus den Produkten? Das will der Lebensmittelhandel so nicht sehen. Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer beim Handelsverband HDE:
"Die Lebensmittelpreise sind immer deutlich hinter den Verbraucherpreisen zurückgeblieben. Nach unseren Berechnungen spart damit der Verbraucher zwei Milliarden Euro im Jahr, dadurch, dass er in Deutschland sehr qualitative Produkte einkaufen kann zu günstigen Preisen."
Gewerkschaften kritisieren, dass der Preiskampf in den Supermärkten auf dem Rücken der Angestellten ausgetragen wird. Billige Produkte sollen mit billigen Verkäufern erreicht werden, sagt Ulrich Dalibor von ver.di. Der Supermarkt-Lobbyverband HDE hält dagegen: Fast 100 Prozent der Supermärkte und Discounter hätten sich Tarifverträgen unterworfen. Das sei nur die halbe Wahrheit, sagt Ulrich Dalibor von ver.di:
"Wir haben eine erfreuliche Entwicklung dort, dass mehr und mehr Unternehmen sehen, dass man in die Tarifbindung gehen muss, und das haben wir auch lobend erwähnt. Allerdings können Sie davon ausgehen, dass zwischen dem Anspruch, tariflich zu bezahlen, und der Realität noch eine Lücke klafft. Denn nicht immer ist Tarif drin, wo Tarif draufsteht."
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Die Frage ist: Was sind die Folgen dieser Einkaufsmacht der Supermärkte? Marita Wiggerthale von der Supermarktinitiative sagt, der Lebensmittelhandel missbrauche seine starke Position, um Lieferanten mit unfairen Einkaufspraktiken unter Druck zu setzen.
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Das bestreitet der Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer beim Handelsverband HDE, dem Lobbyverband der Lebensmittelhändler. Davon, dass Supermärkte am längeren Hebel säßen und Lieferanten nach Belieben Bedingungen und Preise diktieren können, will er nichts wissen. Supermarkt-Lobbyist Stefan Genth gesteht zwar ...
"dass eine Konzentration im Lebensmittelhandel da ist, aber auch auf der Industrieseite sind es gut sechs Prozent der Unternehmen, die 90 Prozent des Umsatzes in Deutschland ausmachen. Hier haben sie eine starke Angebotsmacht der Industrie, die starken Marktführer bestimmen häufig das Sortiment und das Angebot im Regal."
Auf Deutsch heißt das: Ja, Supermärkte und Discounter sind mächtig, haben mit Nestlé, Unilever und Co. aber auch genauso mächtige Gegenspieler, alles sei im Gleichgewicht. Dennoch gebe es viele kleinere Lieferanten, die unter Druck gesetzt würden, sagt Verbraucherschützerin Marita Wiggerthale von der Supermarktinitiative. Außerdem gelte: Weil es immer weniger Lebensmittelanbieter gebe, hätten Verbraucher weniger Auswahl und Einkaufsalternativen. Und weil die dominanten Supermärkte immer niedrigere Preise verlangten, würden auch die Produkte der Anbieter-Riesen wie Nestlé und Unilever schlechter:
"Beispielsweise sehen wir im Lebensmittel-Einzelhandel immer mehr Aromastoffe zum Einsatz kommen, anstatt dass Früchte eingesetzt werden. Sie haben Bananenmilch ohne Bananen, Pistazien-Joghurt ohne Pistazien. Höherwertige Stoffe werden zunehmend durch minderwertige Stoffe ersetzt."
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"Die Lebensmittelpreise sind immer deutlich hinter den Verbraucherpreisen zurückgeblieben. Nach unseren Berechnungen spart damit der Verbraucher zwei Milliarden Euro im Jahr, dadurch, dass er in Deutschland sehr qualitative Produkte einkaufen kann zu günstigen Preisen."
Gewerkschaften kritisieren, dass der Preiskampf in den Supermärkten auf dem Rücken der Angestellten ausgetragen wird. Billige Produkte sollen mit billigen Verkäufern erreicht werden, sagt Ulrich Dalibor von ver.di. Der Supermarkt-Lobbyverband HDE hält dagegen: Fast 100 Prozent der Supermärkte und Discounter hätten sich Tarifverträgen unterworfen. Das sei nur die halbe Wahrheit, sagt Ulrich Dalibor von ver.di:
"Wir haben eine erfreuliche Entwicklung dort, dass mehr und mehr Unternehmen sehen, dass man in die Tarifbindung gehen muss, und das haben wir auch lobend erwähnt. Allerdings können Sie davon ausgehen, dass zwischen dem Anspruch, tariflich zu bezahlen, und der Realität noch eine Lücke klafft. Denn nicht immer ist Tarif drin, wo Tarif draufsteht."
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