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Radikale Schrumpfkur für die Commerzbank

Die Commerzbank hat im ersten Vierteljahr 2013 bereits weniger verdient als im gleichen Zeitraum im Vorjahr. Jetzt werden Angestellte aus den Filialen entlassen, aber auch der Vorstand muss schrumpfen. Im Geschäft vor allem mit den Privatkunden will die Bank aber wachsen.

Von Michael Braun |
    Rund 5200 Stellen will die Commerzbank streichen. Da macht es sich wohl besser, wenn nicht nur die Zahl der "Indianer" schrumpft, sondern auch die der Häuptlinge. Deshalb verdichten sich Gerüchte, es müssten nun auch zwei Vorstände gehen. Treffen wird es vermutlich die Chefs der internen "Bad Bank", wo faule Wertpapiere und Kredite mit dem Ziel des Verkaufs verwaltet werden. Man versucht, ungeliebte Kunden zu einem anderen Geldgeber vermitteln, und das sei ein langwieriges Geschäft, hatte Vorstand Ulrich Sieber voriges Jahr gesagt:

    "Wir gehen aktiv mit unseren Kunden auf aufnahmebereite Banken zu, die die Refinanzierung der Kunden vor Fälligkeit übernehmen können. Das ist ein sehr hartes Stück Arbeit. Hier wird Kredit für Kredit, Kunde für Kund betrachtet."

    Doch offenbar kommt die Bank voran. Der Bestand schmilzt ab. Sieber und sein Kollege Jochen Klösges werden vermutlich nächste Woche erfahren, wann ihr letzter Arbeitstag in der Bank ist.

    Der Vorstand also wird vermutlich von neun auf sieben Mitglieder schrumpfen. Im Geschäft vor allem mit dem privaten Kunden will die Bank aber natürlich wachsen. Die Kunden sollen nicht ihr Sparbuch mit Einlagen befüllen, sondern Wertpapiere kaufen. Sonst seien sie, meint Bereichsvorstand Michael Mandel, der schleichenden Enteignung gerade im Mittelstand ausgesetzt:

    "Die Zinsen sind nahe Null. Wir sehen, dass immer mehr Kunden in Einlagen anlegen. Und wenn wir die Inflation dagegen rechnen, haben wir ermittelt, dass deutsche Privathaushalte in den nächsten vier Jahren um die 100 Milliarden (Euro) Kaufkraftverlust haben."

    Deshalb will die Bank den Kunden vor allem den Aktienkauf schmackhaft machen. Deutsche Aktien hätten seit 1990 immerhin nach Inflation eine Durchschnittsrendite von 4,9 Prozent jährlich erbracht. Tagesgeld dagegen eine Negativrendite von 1,2 Prozent. So kommt die Bank jetzt mit neuen Depotmodellen auf ihre Kunden zu. Da gibt es das Onlinedepot für Selbermacher auch in der Filialbank – dies mit geringen Kosten für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren.

    Und es kommt die Vermögensverwaltung auch für den kleineren Kunden vom ersten Euro an oder – in einer etwas anspruchsvolleren Variante – für Vermögen von 250.000 Euro an. Dabei fällt ein Honorar von im Schnitt gut zwei Prozent der Anlagesumme an. Alle anderen Bankspesen sind damit abgegolten. Im Depot müssen also schon fast vier Prozent verdient werden, damit nach Abzug der Kosten genauso viel herauskommt wie bei einer sicheren Bundesanleihe.

    Die Commerzbank will im Privatkundengeschäft von 2016 an jährlich 500 Millionen Euro Gewinn machen. Man sei, so Mandel, auf gutem Weg dahin:

    "Ich glaube, man kann sagen, im Privatkundengeschäft der Commerzbank tut sich was. Die Strategie zeigt erste Erfolge."

    Im ersten Quartal hatte die Bank mit Privatkunden 70 Millionen Euro verdient. Nächste Woche kommen die Halbjahreszahlen. Ob es nennenswert besser wird, wird man dann sehen. Immerhin meldet die Commerzbank, sie gewinne jetzt jede Woche rund 3300 neue Kunden.