Es geht um WIPP - die Waste Isolation Pilot Plant: ein Endlager in einer Salzformation bei Carlsbad, New Mexico. Dort werden in rund 600 Metern Tiefe Abfälle aus militärischen Forschungseinrichtungen in Fässern endgelagert.
Rodney Ewing: "Derzeit bringen wir Transuranabfälle ins WIPP. Das ist Material, das mit Alphastrahlen kontaminiert ist, vor allem mit Plutonium, Americium oder Curium. Es sind Kittel, Laborausrüstung oder Reste von Experimenten. In Deutschland würden sie so etwas als langlebigen, schwach aktiven Abfall bezeichnen."
Das Sicherheitskonzept für WIPP ist auf 10.000 Jahre ausgelegt worden und für ein Inventar von acht bis zwölf Tonnen Plutonium. Doch wie sähe die Rechnung aus, wenn dort zusätzlich die 34 Tonnen ehemaliges Waffen-Plutonium aus US-Beständen landeten, fragt Rodney Ewing von der Universität Stanford.
Entsorgung von Plutonium ohne ausreichende Sicherheitsanalysen
Ewing: "Das Plutonium soll so weit verdünnt und chemisch inert gemacht werden, dass es in WIPP eingelagert werden kann. Wie das geschehen soll und in welchem Zustand es dann sein wird, dazu macht das von der Regierung beauftragte Expertenteam keine Angaben. Dabei ist es schwierig, Material über Jahrtausende hinweg chemisch stabil zu halten, vor allem, wenn es radioaktiv ist. Das Team hält diese Idee jedoch für attraktiv, weil sie sehr viel billiger ist als das Plutonium in Mischoxid-Brennelemente umzuwandeln. Dadurch würde sich jedoch das radioaktive Inventar vervielfachen und die ursprüngliche Aufgabe von WIPP vollkommen verändert. Zu unserer großen Enttäuschung stellt das Expertenteam nicht die Frage nach der Sicherheit und mahnt auch keine neue Sicherheitsanalyse an."
Und obwohl noch keine offizielle Entscheidung gefällt worden ist, will das Energieministerium schon einmal andere Plutoniumabfälle aus der Waffenproduktion nach Carlsbad bringen lassen. Dabei liegt WIPP derzeit wegen eines Unfalls still, bei dem ein einziges Fass explodiert ist:
Ewing: "Radioaktivität wurde freigesetzt, gelangte an die Oberfläche und verteilte sich in einem Umkreis von etwa 800 Metern um den Schacht. Es ist zwar nur sehr wenig Aktivität freigesetzt worden. Aber Arbeiter haben Plutonium und Americium eingeatmet, und die Anlage muss dekontaminiert werden und braucht ein neues Belüftungssystem. Die Unfallursache waren Selbstgefälligkeit und Sorglosigkeit - und das schon nach 15 Jahren Betrieb. Wir fragen uns deshalb, ob wir bei der Sicherheitsanalyse nicht wichtige Faktoren übersehen haben."
Faktoren, die erst recht zum Tragen kämen, wenn plötzlich viel mehr strahlende Stoffe eingelagert würden, als vorgesehen.
Ewing: Im Bericht des Expertenteams steht jedoch einfach, dass WIPP funktioniere und deshalb ein guter Ort sei, um das Plutonium loszuwerden. Niemand fragt, ob unter den dann völlig neuen Bedingungen der Zeitraum von 10.000 Jahren für die Sicherheitsbetrachtung noch ausreicht.
Gefahr durch Bohrungen in der Nähe des Endlagers
Oder was passiert, wenn irgendwann auf der Suche nach Öl oder Gas das unterirdische Endlager versehentlich durchbohrt wird. In der Region wird intensiv nach Bodenschätzen gesucht, und unterhalb des Salzhorizonts existiert eine Lage mit großen, salzwassergefüllten Taschen. Gelangt diese Lauge durch eine Bohrung an den Atommüll, wird sie mit Plutonium kontaminiert und könnte die Biosphäre erreichen.
Ewing: "Die Frage ist, wie viel Plutonium in so einem Fall gelöst werden könnte - und diese Frage ist schwierig zu beantworten. Zwar werden in WIPP zusammen mit dem Abfall zehntausende Tonnen einer Chemikalie eingelagert, die Reaktionen zwischen eindringender Lauge und Radionukliden verhindern soll. Doch wie gut das im Ernstfall gelingt, darüber gibt es nur viele Vermutungen."
Diese Beispiele zeigten, dass man bei den Sicherheitsanalysen wieder bei Null anfangen müsse, bevor man den Plutoniumgehalt in dem Endlager vervielfache, fordert Rodney Ewing.