Susanne Kasper ist Maskenbildnerin beim Film. Es ist ein anstrengender Job.
"Es kann sein, dass ich irgendwo in einem Riesenraum, dunkel, nicht mal ein Fenster, 315 Komparsen um mich rum habe und 30 andere Maskenbildner, und wir alle mal eben historisch in die 30er-Jahre verwandeln. Da arbeiten wir vier Stunden, manchmal um 4.30 Uhr, ist gar nicht so einfach."
Bei Stress am Filmset setzt Susanne Kasper schon seit Jahren auf ätherische Öle:
"Ich habe ein paar Öle, so von Pfefferminze bis Lavendel, Bergamotte, und da helf ich mir, indem ich mir da schon ein bisschen auf den Puls, auf meine Hände das einreibe und nur öfters schon mal den Arm in Richtung Nase, und dann (riecht) hach- und dann denk ich: super."
Pfefferminzöl, leicht in die Schläfen und in den Nacken einmassiert, hilft ihr bei Kopfschmerzen und Übelkeit, Lavendel beruhigt, Zitronenmelisse desinfiziert die Raumluft. Neben Make-up, Pinseln und Haarspray hat Susanne Kasper deshalb auch immer eine Duftlampe dabei: ein kleines Keramikstövchen mit einer Schale, in die sie die ätherischen Öle träufelt. Von dem Duft profitieren auch die Schauspieler:
"Ich merk ja auch, wenn die Leute kommen, wie sie drauf sind, manchmal gestresst oder down, und dann kann ich das ja auch ein bisschen in die Wege leiten, dass das positiver wird, angenehmer. Und es kommen ganz viele, die dann sagen: hmmmm, das ist ja lecker, das ist ja angenehm hier, und noch gar nicht gemerkt haben, dass eine Duftlampe an war."
Ätherische Öle sind Pflanzenextrakte. Sie werden aus Blüten, Blättern, Früchten oder Wurzeln gewonnen, und ihrem Duft wird eine heilende Wirkung zugeschrieben. Der herbe Lavendel, die zitronig-frische Grapefruit oder die vanillig-süßliche Tonkabohne gelangen über das Riechzentrum ins Gehirn und bringen Körper und Seele wieder ins Gleichgewicht.
So lautet der Ansatz der Aromatherapie. Birgit Grobbecker, Heilpraktikerin und Aromatherapeutin:
"Man kann eben sagen, dass Blütenöle, dazu gehört die Rose, der Lavendel, dass sie ein bisschen ausgleichend, harmonisierend wirken, während wir, wenn wir Öle nehmen von Citrusölen wie Orange, Zitrone, Grapefruit, was viele kennen, wo diese Ölkapseln dann in der Schale stecken, die haben eben ihren frischen Geruch, wirken erfrischend, konzentrationsfördernd, machen gute Stimmung."
Es gibt 320 verschiedene ätherische Öle, genauso vielfältig sind ihre Anwendungsgebiete. Einige entspannen, andere regen an, wieder andere töten Krankheitskeime ab - je nachdem, welche Inhaltsstoffe die Pflanzenextrakte genau enthalten. Die Öle gelangen normalerweise auf zwei Wegen in den Körper: über die Nase und über die Haut.
"Also der häufig angewandte Weg ist der über Einreibung, Massage, über Duftlampe, also der Weg über die Nase auch, und wenn ich eine Massage oder Einreibung mache, dann atme ich den Duft ja auch ein, deshalb habe ich auch immer gleich eine körperliche und eine Wirkung auf die Seele, das ist eben das Tolle an der Aromatherapie. Ich kann Wickel damit machen, ich kann Bäder damit machen, und ich kann in der Pflege sehr gut damit arbeiten, dass ich dann eine vorbeugende gute Hautpflege mache bis hin, dass ich auch eine gute Wundheilung machen kann."
Alles Hokuspokus, oder ist tatsächlich was dran an der Kraft der ätherischen Öle? Das Heilen mit Düften hat jedenfalls Tradition. Über Jahrtausende haben Menschen Pflanzen verräuchert und sich mit ätherischen Ölen eingerieben, um Beschwerden aller Art zu lindern. Anfang des 20. Jahrhunderts verhalf der französische Chemiker René-Maurice Gattefossé den ätherischen Ölen zu einer Renaissance: Er verbrannte sich im Labor die Hände und tauchte sie kurzerhand in einen Bottich Lavendelöl. Die Verbrennungen seien sofort zurückgegangen, wie er berichtete. Gattefossé gilt als Begründer der modernen Aromatherapie.
Heutzutage ist die Aromatherapie ein fester Bestandteil der Naturheilkunde. In Deutschland wird sie aber hauptsächlich von Heilpraktikern angewandt. Im Klinikalltag spielen ätherische Öle kaum eine Rolle.
"Das Problem bei der Aromatherapie ist eigentlich, dass wir viel zu wenig Daten aus wissenschaftlichen Studien für eine genaue, präzise Einschätzung haben."
Andreas Michalsen leitet die Abteilung für Naturheilkunde am Immanuel-Krankenhaus in Berlin. Es ist eines der wenigen Häuser, das mit ätherischen Ölen arbeitet – dort, wo ihre Wirksamkeit wissenschaftlich erwiesen ist.
"Es gibt einige sehr gut etablierte Indikationen, beispielsweise das Einreiben der Schläfen und Kopfbereich mit Pfefferminzöl, gegen chronische Spannungskopfschmerzen. Man kann mit Pfefferminzöl in Kapselform auch Reizdarm behandeln. Ein anderer Bereich ist Dufttherapie, wenn man das von Duftlampen verabreicht, dass verschiedenste Düfte wie Lavendel oder Zitronenmelisse angstlösende und antidepressive Wirkungen haben."
Mit Teebaum- und Melissenöl lassen sich zum Beispiel auch Herpesviren bekämpfen: Einfach auf die betroffene Stelle an der Lippe träufeln.
"Wichtig ist bei diesen Sachen, es ist immer besser wirksam im Anfangsstadium der Erkrankung. Wenn Sie jetzt einen richtig ausgeprägten Lippenherpes haben, dann ist es möglicherweise zu spät. Aber zu Beginn, da ist es sehr gut, wenn man zum Beispiel mit melissen- oder teebaumätherischen Extrakten arbeitet."
Teebaumöl wirkt aber nicht nur gegen Viren. Es tötet auch Bakterien ab, sogar solche, die gegen herkömmliche Antibiotika schon resistent sind und die besonders Patienten auf der Intensivstationen zu schaffen machen.
"Es ist tatsächlich so, dass verschiedenste ätherische Öle sich tatsächlich im Labor als wirksam gegen sogenannte multiresistente Krankenhauskeime machen, die uns große Schwierigkeiten machen bei immuneingeschränkten Patienten. Und da sind diese ätherischen Extrakte erstaunlich wirksam. Es sind aber noch keine Studien, die wirklich am Kranken gemacht wurden."
Wie wirksam ätherische Öle wirklich sind, und bei welchen Leiden sie Linderung bringen, das müsste generell besser untersucht werden. Andreas Michalsen erwartet da noch die ein oder andere Überraschung.
"Die Aromatherapie als solches hat ein großes Potenzial. Wenn wir das betrachten, was bei den ersten Ergebnissen wissenschaftlicher Studien herausgekommen ist, dann haben sich vielfach die Angaben aus der früheren Literatur erstaunlicherweise bewährt. Aber wir müssen natürlich auch gucken, dass wir dennoch nicht zu weitschweifig werden und man glaubt, in der Aromatherapie ein Heilmittel für alles gefunden zu haben. Das wird es mit Sicherheit auch nicht sein."
Bei schweren Erkrankungen sollte man also lieber auf ein bewährtes Medikament zurückzugreifen, anstatt sich auf ätherische Öle zu verlassen.
Grundsätzlich können Patienten die Aromatherapie selbst anwenden, wenn sie ein paar Regeln beachten. Man sollte ätherische Öle nur im Reformhaus oder in der Apotheke kaufen, in dunklen Fläschchen mit Kindersicherung. Denn die Qualität ist entscheidend, sagt Birgit Grobbecker:
"Wenn ich jetzt also ein Öl habe, das nicht naturrein ist, dann gelangen eben diese nicht naturreinen Stoffe in meinen Körper, und dann hätten wir also keinen wohltuenden und heilenden Effekt mehr, sondern das Gegenteil. Wenn ich mir da Schadstoffe noch mit ins Blut schleuse."
Patienten sollten die Öle sparsam verwenden. Sie dürfen die Öle nicht pur auf die Haut auftragen oder in die Duftlampe tröpfeln – von ein paar Ausnahmen abgesehen. Und Kapseln mit ätherischen Ölen dürfen grundsätzlich nur auf Anweisung eines Arztes eingenommen werden. Ätherische Öle sind pflanzliche Mittel, harmlos sind sie deshalb noch lange nicht.
"Wo ich aufpassen sollte, ist in dem Bereich von Schwangerschaft, Säugling, Kinder, also hier sollte ich mich wirklich dann genauer informieren, welche Öle ich anwenden kann und in welchen Dosierungen."
Einige Öle können den Fötus schädigen oder bei Kleinkindern zu einem Atemstillstand führen. Auch bei Allergikern ist Vorsicht geboten: Sie sollten erst einmal in der Armbeuge austesten, welche Pflanzenextrakte ihnen überhaupt bekommen.
"Es kann sein, dass ich irgendwo in einem Riesenraum, dunkel, nicht mal ein Fenster, 315 Komparsen um mich rum habe und 30 andere Maskenbildner, und wir alle mal eben historisch in die 30er-Jahre verwandeln. Da arbeiten wir vier Stunden, manchmal um 4.30 Uhr, ist gar nicht so einfach."
Bei Stress am Filmset setzt Susanne Kasper schon seit Jahren auf ätherische Öle:
"Ich habe ein paar Öle, so von Pfefferminze bis Lavendel, Bergamotte, und da helf ich mir, indem ich mir da schon ein bisschen auf den Puls, auf meine Hände das einreibe und nur öfters schon mal den Arm in Richtung Nase, und dann (riecht) hach- und dann denk ich: super."
Pfefferminzöl, leicht in die Schläfen und in den Nacken einmassiert, hilft ihr bei Kopfschmerzen und Übelkeit, Lavendel beruhigt, Zitronenmelisse desinfiziert die Raumluft. Neben Make-up, Pinseln und Haarspray hat Susanne Kasper deshalb auch immer eine Duftlampe dabei: ein kleines Keramikstövchen mit einer Schale, in die sie die ätherischen Öle träufelt. Von dem Duft profitieren auch die Schauspieler:
"Ich merk ja auch, wenn die Leute kommen, wie sie drauf sind, manchmal gestresst oder down, und dann kann ich das ja auch ein bisschen in die Wege leiten, dass das positiver wird, angenehmer. Und es kommen ganz viele, die dann sagen: hmmmm, das ist ja lecker, das ist ja angenehm hier, und noch gar nicht gemerkt haben, dass eine Duftlampe an war."
Ätherische Öle sind Pflanzenextrakte. Sie werden aus Blüten, Blättern, Früchten oder Wurzeln gewonnen, und ihrem Duft wird eine heilende Wirkung zugeschrieben. Der herbe Lavendel, die zitronig-frische Grapefruit oder die vanillig-süßliche Tonkabohne gelangen über das Riechzentrum ins Gehirn und bringen Körper und Seele wieder ins Gleichgewicht.
So lautet der Ansatz der Aromatherapie. Birgit Grobbecker, Heilpraktikerin und Aromatherapeutin:
"Man kann eben sagen, dass Blütenöle, dazu gehört die Rose, der Lavendel, dass sie ein bisschen ausgleichend, harmonisierend wirken, während wir, wenn wir Öle nehmen von Citrusölen wie Orange, Zitrone, Grapefruit, was viele kennen, wo diese Ölkapseln dann in der Schale stecken, die haben eben ihren frischen Geruch, wirken erfrischend, konzentrationsfördernd, machen gute Stimmung."
Es gibt 320 verschiedene ätherische Öle, genauso vielfältig sind ihre Anwendungsgebiete. Einige entspannen, andere regen an, wieder andere töten Krankheitskeime ab - je nachdem, welche Inhaltsstoffe die Pflanzenextrakte genau enthalten. Die Öle gelangen normalerweise auf zwei Wegen in den Körper: über die Nase und über die Haut.
"Also der häufig angewandte Weg ist der über Einreibung, Massage, über Duftlampe, also der Weg über die Nase auch, und wenn ich eine Massage oder Einreibung mache, dann atme ich den Duft ja auch ein, deshalb habe ich auch immer gleich eine körperliche und eine Wirkung auf die Seele, das ist eben das Tolle an der Aromatherapie. Ich kann Wickel damit machen, ich kann Bäder damit machen, und ich kann in der Pflege sehr gut damit arbeiten, dass ich dann eine vorbeugende gute Hautpflege mache bis hin, dass ich auch eine gute Wundheilung machen kann."
Alles Hokuspokus, oder ist tatsächlich was dran an der Kraft der ätherischen Öle? Das Heilen mit Düften hat jedenfalls Tradition. Über Jahrtausende haben Menschen Pflanzen verräuchert und sich mit ätherischen Ölen eingerieben, um Beschwerden aller Art zu lindern. Anfang des 20. Jahrhunderts verhalf der französische Chemiker René-Maurice Gattefossé den ätherischen Ölen zu einer Renaissance: Er verbrannte sich im Labor die Hände und tauchte sie kurzerhand in einen Bottich Lavendelöl. Die Verbrennungen seien sofort zurückgegangen, wie er berichtete. Gattefossé gilt als Begründer der modernen Aromatherapie.
Heutzutage ist die Aromatherapie ein fester Bestandteil der Naturheilkunde. In Deutschland wird sie aber hauptsächlich von Heilpraktikern angewandt. Im Klinikalltag spielen ätherische Öle kaum eine Rolle.
"Das Problem bei der Aromatherapie ist eigentlich, dass wir viel zu wenig Daten aus wissenschaftlichen Studien für eine genaue, präzise Einschätzung haben."
Andreas Michalsen leitet die Abteilung für Naturheilkunde am Immanuel-Krankenhaus in Berlin. Es ist eines der wenigen Häuser, das mit ätherischen Ölen arbeitet – dort, wo ihre Wirksamkeit wissenschaftlich erwiesen ist.
"Es gibt einige sehr gut etablierte Indikationen, beispielsweise das Einreiben der Schläfen und Kopfbereich mit Pfefferminzöl, gegen chronische Spannungskopfschmerzen. Man kann mit Pfefferminzöl in Kapselform auch Reizdarm behandeln. Ein anderer Bereich ist Dufttherapie, wenn man das von Duftlampen verabreicht, dass verschiedenste Düfte wie Lavendel oder Zitronenmelisse angstlösende und antidepressive Wirkungen haben."
Mit Teebaum- und Melissenöl lassen sich zum Beispiel auch Herpesviren bekämpfen: Einfach auf die betroffene Stelle an der Lippe träufeln.
"Wichtig ist bei diesen Sachen, es ist immer besser wirksam im Anfangsstadium der Erkrankung. Wenn Sie jetzt einen richtig ausgeprägten Lippenherpes haben, dann ist es möglicherweise zu spät. Aber zu Beginn, da ist es sehr gut, wenn man zum Beispiel mit melissen- oder teebaumätherischen Extrakten arbeitet."
Teebaumöl wirkt aber nicht nur gegen Viren. Es tötet auch Bakterien ab, sogar solche, die gegen herkömmliche Antibiotika schon resistent sind und die besonders Patienten auf der Intensivstationen zu schaffen machen.
"Es ist tatsächlich so, dass verschiedenste ätherische Öle sich tatsächlich im Labor als wirksam gegen sogenannte multiresistente Krankenhauskeime machen, die uns große Schwierigkeiten machen bei immuneingeschränkten Patienten. Und da sind diese ätherischen Extrakte erstaunlich wirksam. Es sind aber noch keine Studien, die wirklich am Kranken gemacht wurden."
Wie wirksam ätherische Öle wirklich sind, und bei welchen Leiden sie Linderung bringen, das müsste generell besser untersucht werden. Andreas Michalsen erwartet da noch die ein oder andere Überraschung.
"Die Aromatherapie als solches hat ein großes Potenzial. Wenn wir das betrachten, was bei den ersten Ergebnissen wissenschaftlicher Studien herausgekommen ist, dann haben sich vielfach die Angaben aus der früheren Literatur erstaunlicherweise bewährt. Aber wir müssen natürlich auch gucken, dass wir dennoch nicht zu weitschweifig werden und man glaubt, in der Aromatherapie ein Heilmittel für alles gefunden zu haben. Das wird es mit Sicherheit auch nicht sein."
Bei schweren Erkrankungen sollte man also lieber auf ein bewährtes Medikament zurückzugreifen, anstatt sich auf ätherische Öle zu verlassen.
Grundsätzlich können Patienten die Aromatherapie selbst anwenden, wenn sie ein paar Regeln beachten. Man sollte ätherische Öle nur im Reformhaus oder in der Apotheke kaufen, in dunklen Fläschchen mit Kindersicherung. Denn die Qualität ist entscheidend, sagt Birgit Grobbecker:
"Wenn ich jetzt also ein Öl habe, das nicht naturrein ist, dann gelangen eben diese nicht naturreinen Stoffe in meinen Körper, und dann hätten wir also keinen wohltuenden und heilenden Effekt mehr, sondern das Gegenteil. Wenn ich mir da Schadstoffe noch mit ins Blut schleuse."
Patienten sollten die Öle sparsam verwenden. Sie dürfen die Öle nicht pur auf die Haut auftragen oder in die Duftlampe tröpfeln – von ein paar Ausnahmen abgesehen. Und Kapseln mit ätherischen Ölen dürfen grundsätzlich nur auf Anweisung eines Arztes eingenommen werden. Ätherische Öle sind pflanzliche Mittel, harmlos sind sie deshalb noch lange nicht.
"Wo ich aufpassen sollte, ist in dem Bereich von Schwangerschaft, Säugling, Kinder, also hier sollte ich mich wirklich dann genauer informieren, welche Öle ich anwenden kann und in welchen Dosierungen."
Einige Öle können den Fötus schädigen oder bei Kleinkindern zu einem Atemstillstand führen. Auch bei Allergikern ist Vorsicht geboten: Sie sollten erst einmal in der Armbeuge austesten, welche Pflanzenextrakte ihnen überhaupt bekommen.