"Fünf, sechs, sieben, acht, neun..."
Beim Erste Hilfe-Kurs sind Gabi Ernst und Bianca Haar ein eingespieltes Team. Die eine übernimmt die Beatmung, die andere die Herzmassage. Vor zwei Jahren haben sei bereits einen Lehrgang absolviert, jetzt sind sie zur Auffrischung wieder beim Roten Kreuz. Die beiden arbeiten eigentlich in der Verwaltung der Technischen Unversität Berlin; dort sind sie Ersthelfer: Wenn in der Nähe ein Mensch bewußtlos zusammenbricht und keine Luft mehr bekommt, werden sie als erste gerufen. Deswegen lernen sie Herzdruckmassage und Atemspende.
"Ja, derjenige atmet nicht. Wir haben das gerade eben getestet. Er ist nicht ansprechbar."
Eine mit ihrem Oberkörper lebensechte nachgestellt Puppe dient als Ersatz für einen Menschen. Die Helfer können damit die Massage üben. Ausbilder Thomas Nittmann erklärt ihnen noch einmal, worauf sie zu achten haben.
"Kopf überstrecken, zehn Sekunden lang oder drei Atemzüge lang. Kontrollieren: Er atmet nicht. Druckpunkt suchen! Mitte Brustkorb. Hand drauf und 30mal drücken zweimal beatmen."
"Druckpunkt suchen", heißt, das Brustbein zwischen den Rippenbögen zu finden. An dieser Stelle soll die Kompression auf das Herz ausgeübt werden. Bianca Haar:
"Ich lege die zwei Finger an und lege dann meinen einen Handrücken ja dann so in die Mitte des Brustkorbes, den anderen Handballen auf die Hand, die aufliegt, ja, und dann mach in dann meine Arme schön gerade, sodass ich mit meinem Oberkörper viel Kraft aufwenden kann, um dann drei bis fünf Zentimeter runter zu drücken, je nachdem, ob es ein Mann oder eine Frau ist."
Auf diese Weise wird das Herz zusammengedrückt, das Blut also künstlich durch den Körper gepumpt. Christian Wrede ist Chefarzt im Notfallzentrum des Helios-Klinikums Berlin-Buch und im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin. Er erklärt, warum die Herzmassage wichtig ist:
"Wenn das Herz stehen bleibt, wird kein Blut weiter transportiert und demzufolge auch kein Sauerstoff im Blut gebunden. Zwei entscheidende Gewebe haben wir. Das eine ist das Gehirn und das andere ist das Herz. Wenn der Sauerstoff im Gehirn nicht mehr ankommt, entsteht eine Bewußtlosigkeit. Wenn der Sauerstoff im Herz nicht mehr ankommt, wird das Herz auch weiterhin nicht mehr anfangen zu schlagen. Und das sind die beiden Dinge, die wir gewährleisten müssen durch unsere Maßnahmen, dass diese beiden Organe wieder mit Sauerstoff versorgt werden."
Der wichtigste Schritt ist also, von außen den Kreislauf rein mechanisch wieder in Gang zu bringen, durch das rhythmische Zusammendrücken des Brustkorbes - selbst wenn die Ursache des Herzstillstandes damit erst einmal nicht beseitigt wird. Einhundert Mal in der Minute sollte gedrückt, also das Herz zum Pumpen veranlaßt werden, auch wenn ein funktionierendes Herz im Ruhezustand nur etwa 60 bis 80mal schlägt. DRK-Ausbilder Kristian Blinde
"Erst bei einer Frequenz von 30mal ununterbrochen Drücken und einer Geschwindigkeit von 100 erreicht man Blutdruckwerte von 70 mmm HG. Das ist immer noch nicht perfekt, weil man sonst Blutdruckwerte von über 100 hat. Aber es reicht aus, um das Gehirn, das Herz und die Lunge vorübergehend mit einem Minimalkreislauf zu versorgen."
Wenn zwei Helfer reanimieren, wird ein Rhythmus von 30 Herzmassagen und zwei Atemspenden empfohlen, so wie die beiden Ersthelfer Gabi Ernst und Bianca Haar es üben.
"Ich probiere es einfach mal. Ich nehme mal die rechte Hand drauf. Mit der habe ich mehr Kraft, und dann fange ich mal an: eins, zwei."
Für die Beatmung darf die Massage nur kurz unterbrochen werden, damit der künstliche aufgebaute Blutdruck nicht wieder absackt. Bis vor einigen Jahren wurde noch viel Wert auf eine Atemspende durch Mund-zu-Mund- oder Mund-zu-Nase-Beatmung gelegt. Das hat sich geändert. Chefarzt Christian Wrede:
"Es gibt Untersuchungen darüber, wenn die Atemspende nicht gemacht wird, dass das Ergebniss nicht sehr viel schlechter ist. Und viele Menschen haben einen Ekel vor Beatmung, wollen das deshalb nicht machen. Demzufolge ist die Empfehlung eigentlich mitterweile so, lieber keine Atemspende und die Brustkompression als gar nichts tun."
Und es sollte rasch und zügig gehandelt werden.
"Wenn man beobachtet, dass ein Patient auf dem Boden liegt, zusammensackt, nicht weggucken, sofort hinlaufen, sofort schauen, ist der Patient bewußtlos, atmet er noch, hat er noch einen Puls."
Ist das nicht der Fall, heißt es: Den Rettungsdienst anrufen und mit der Reanimation beginnen. Und die solange durchhalten, bis Sanitäter und Notarzt kommen und übernehmen. Doch selbst der beste Notarzt schafft es selten innerhalb von vier oder fünf Minuten nach einem Herzstillstand vor Ort zu sein und mit der Wiederbelebung zu beginnen. Deswegen sind die Ersthelfer so wichtig. Christian Wrede:
"Man geht davon, dass nach etwa fünf Minuten im Gehirn irreversible Schäden entstehen, wenn keine Reanimation durchgeführt wird. Und wenn es eine wesentlich längere Zeit dauert, ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand ohne Schaden überlebt, sehr sehr gering."
An öffentlichen Stellen wie Schulen, Einkaufszentren oder auch in Behörden werden zunehmen sogenannte Defibrillatoren vorgehalten. Sie können vollautomatisch ein EKG erstellen, wenn zuvor zwei Elektroden auf Brustkorb und Rippenbogen aufgeklebt worden sind. Eine Computerstimme unterstützt bei Herzmassage und Beatmung, und gibt Anweisungen:
"Nase zuhalten, Kopf überstrecken, Kinn anheben und zweimal beatmen
be-aaaatmen, be-aaatmen. Herzdruckmassage fortsetzen."
Entdeckt der Defibrillator ein Kammerflimmern - also eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung, bei der sich der Herzmuskel nicht mehr geordnet zusammenzieht - empfiehlt er die Abgabe eines Stromstosses, um damit das Herz wieder zu synchronisieren und so das Pumpen des Blutes zu ermöglichen.
"Unbedingt Abstand vom Patienten halten. Herzrythmus wird analysiert. Unbedingt Abstand vom Patienten halten. Schock empfohlen. Schock abgegeben. Alarmieren Sie den Rettungsdienst! Der Patient kann gefahrlos berührt werden."
Solche Defibrillatoren machen nur Sinn, wenn Ersthelfer wissen, wie sie das Gerät bedienen müssen, findet Chefarzt Christian Wrede:
"Wenn man sich überlegt, dass die meisten Menschen darüber nachdenken, ob sie überhaupt eine Reanimation beginnen sollen, weil sie nicht genau wissen, wie sie es machen sollen, dann haben sie noch mehr Bedenken davor, ein Gerät zu bedienen, von dem sie vielleicht gehört haben, aber das sie nicht wirklich kennen."
Auch ohne technische Hilfsmittel lassen sich Leben retten, auch wenn es eine Hemmschwelle gibt, dem Körper eines Menschen so nahe zu kommen, wie es bei einer Reanimation notwendig ist. Dazu kommt die Angst, etwas falsch zu machen. Doch diese Bedenken sind unbegründet.
"Letztendlich muss man sich klar machen, dass alles das, was man tut, besser ist als wenn man nichts tut. Das heißt es gibt eigentlich im Grunde genommen keine Fehler bei der Laienreanimation, sondern nur sehr gute und weniger gut durchgeführte Laienreanimationen. Aber auch eine schlecht durchgeführte Laienreanimation ist besser als gar keine Laienreanimation, Das heißt, dem Patienten wird geholfen, wenn man etwas tut."
Beim Erste Hilfe-Kurs sind Gabi Ernst und Bianca Haar ein eingespieltes Team. Die eine übernimmt die Beatmung, die andere die Herzmassage. Vor zwei Jahren haben sei bereits einen Lehrgang absolviert, jetzt sind sie zur Auffrischung wieder beim Roten Kreuz. Die beiden arbeiten eigentlich in der Verwaltung der Technischen Unversität Berlin; dort sind sie Ersthelfer: Wenn in der Nähe ein Mensch bewußtlos zusammenbricht und keine Luft mehr bekommt, werden sie als erste gerufen. Deswegen lernen sie Herzdruckmassage und Atemspende.
"Ja, derjenige atmet nicht. Wir haben das gerade eben getestet. Er ist nicht ansprechbar."
Eine mit ihrem Oberkörper lebensechte nachgestellt Puppe dient als Ersatz für einen Menschen. Die Helfer können damit die Massage üben. Ausbilder Thomas Nittmann erklärt ihnen noch einmal, worauf sie zu achten haben.
"Kopf überstrecken, zehn Sekunden lang oder drei Atemzüge lang. Kontrollieren: Er atmet nicht. Druckpunkt suchen! Mitte Brustkorb. Hand drauf und 30mal drücken zweimal beatmen."
"Druckpunkt suchen", heißt, das Brustbein zwischen den Rippenbögen zu finden. An dieser Stelle soll die Kompression auf das Herz ausgeübt werden. Bianca Haar:
"Ich lege die zwei Finger an und lege dann meinen einen Handrücken ja dann so in die Mitte des Brustkorbes, den anderen Handballen auf die Hand, die aufliegt, ja, und dann mach in dann meine Arme schön gerade, sodass ich mit meinem Oberkörper viel Kraft aufwenden kann, um dann drei bis fünf Zentimeter runter zu drücken, je nachdem, ob es ein Mann oder eine Frau ist."
Auf diese Weise wird das Herz zusammengedrückt, das Blut also künstlich durch den Körper gepumpt. Christian Wrede ist Chefarzt im Notfallzentrum des Helios-Klinikums Berlin-Buch und im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin. Er erklärt, warum die Herzmassage wichtig ist:
"Wenn das Herz stehen bleibt, wird kein Blut weiter transportiert und demzufolge auch kein Sauerstoff im Blut gebunden. Zwei entscheidende Gewebe haben wir. Das eine ist das Gehirn und das andere ist das Herz. Wenn der Sauerstoff im Gehirn nicht mehr ankommt, entsteht eine Bewußtlosigkeit. Wenn der Sauerstoff im Herz nicht mehr ankommt, wird das Herz auch weiterhin nicht mehr anfangen zu schlagen. Und das sind die beiden Dinge, die wir gewährleisten müssen durch unsere Maßnahmen, dass diese beiden Organe wieder mit Sauerstoff versorgt werden."
Der wichtigste Schritt ist also, von außen den Kreislauf rein mechanisch wieder in Gang zu bringen, durch das rhythmische Zusammendrücken des Brustkorbes - selbst wenn die Ursache des Herzstillstandes damit erst einmal nicht beseitigt wird. Einhundert Mal in der Minute sollte gedrückt, also das Herz zum Pumpen veranlaßt werden, auch wenn ein funktionierendes Herz im Ruhezustand nur etwa 60 bis 80mal schlägt. DRK-Ausbilder Kristian Blinde
"Erst bei einer Frequenz von 30mal ununterbrochen Drücken und einer Geschwindigkeit von 100 erreicht man Blutdruckwerte von 70 mmm HG. Das ist immer noch nicht perfekt, weil man sonst Blutdruckwerte von über 100 hat. Aber es reicht aus, um das Gehirn, das Herz und die Lunge vorübergehend mit einem Minimalkreislauf zu versorgen."
Wenn zwei Helfer reanimieren, wird ein Rhythmus von 30 Herzmassagen und zwei Atemspenden empfohlen, so wie die beiden Ersthelfer Gabi Ernst und Bianca Haar es üben.
"Ich probiere es einfach mal. Ich nehme mal die rechte Hand drauf. Mit der habe ich mehr Kraft, und dann fange ich mal an: eins, zwei."
Für die Beatmung darf die Massage nur kurz unterbrochen werden, damit der künstliche aufgebaute Blutdruck nicht wieder absackt. Bis vor einigen Jahren wurde noch viel Wert auf eine Atemspende durch Mund-zu-Mund- oder Mund-zu-Nase-Beatmung gelegt. Das hat sich geändert. Chefarzt Christian Wrede:
"Es gibt Untersuchungen darüber, wenn die Atemspende nicht gemacht wird, dass das Ergebniss nicht sehr viel schlechter ist. Und viele Menschen haben einen Ekel vor Beatmung, wollen das deshalb nicht machen. Demzufolge ist die Empfehlung eigentlich mitterweile so, lieber keine Atemspende und die Brustkompression als gar nichts tun."
Und es sollte rasch und zügig gehandelt werden.
"Wenn man beobachtet, dass ein Patient auf dem Boden liegt, zusammensackt, nicht weggucken, sofort hinlaufen, sofort schauen, ist der Patient bewußtlos, atmet er noch, hat er noch einen Puls."
Ist das nicht der Fall, heißt es: Den Rettungsdienst anrufen und mit der Reanimation beginnen. Und die solange durchhalten, bis Sanitäter und Notarzt kommen und übernehmen. Doch selbst der beste Notarzt schafft es selten innerhalb von vier oder fünf Minuten nach einem Herzstillstand vor Ort zu sein und mit der Wiederbelebung zu beginnen. Deswegen sind die Ersthelfer so wichtig. Christian Wrede:
"Man geht davon, dass nach etwa fünf Minuten im Gehirn irreversible Schäden entstehen, wenn keine Reanimation durchgeführt wird. Und wenn es eine wesentlich längere Zeit dauert, ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand ohne Schaden überlebt, sehr sehr gering."
An öffentlichen Stellen wie Schulen, Einkaufszentren oder auch in Behörden werden zunehmen sogenannte Defibrillatoren vorgehalten. Sie können vollautomatisch ein EKG erstellen, wenn zuvor zwei Elektroden auf Brustkorb und Rippenbogen aufgeklebt worden sind. Eine Computerstimme unterstützt bei Herzmassage und Beatmung, und gibt Anweisungen:
"Nase zuhalten, Kopf überstrecken, Kinn anheben und zweimal beatmen
be-aaaatmen, be-aaatmen. Herzdruckmassage fortsetzen."
Entdeckt der Defibrillator ein Kammerflimmern - also eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung, bei der sich der Herzmuskel nicht mehr geordnet zusammenzieht - empfiehlt er die Abgabe eines Stromstosses, um damit das Herz wieder zu synchronisieren und so das Pumpen des Blutes zu ermöglichen.
"Unbedingt Abstand vom Patienten halten. Herzrythmus wird analysiert. Unbedingt Abstand vom Patienten halten. Schock empfohlen. Schock abgegeben. Alarmieren Sie den Rettungsdienst! Der Patient kann gefahrlos berührt werden."
Solche Defibrillatoren machen nur Sinn, wenn Ersthelfer wissen, wie sie das Gerät bedienen müssen, findet Chefarzt Christian Wrede:
"Wenn man sich überlegt, dass die meisten Menschen darüber nachdenken, ob sie überhaupt eine Reanimation beginnen sollen, weil sie nicht genau wissen, wie sie es machen sollen, dann haben sie noch mehr Bedenken davor, ein Gerät zu bedienen, von dem sie vielleicht gehört haben, aber das sie nicht wirklich kennen."
Auch ohne technische Hilfsmittel lassen sich Leben retten, auch wenn es eine Hemmschwelle gibt, dem Körper eines Menschen so nahe zu kommen, wie es bei einer Reanimation notwendig ist. Dazu kommt die Angst, etwas falsch zu machen. Doch diese Bedenken sind unbegründet.
"Letztendlich muss man sich klar machen, dass alles das, was man tut, besser ist als wenn man nichts tut. Das heißt es gibt eigentlich im Grunde genommen keine Fehler bei der Laienreanimation, sondern nur sehr gute und weniger gut durchgeführte Laienreanimationen. Aber auch eine schlecht durchgeführte Laienreanimation ist besser als gar keine Laienreanimation, Das heißt, dem Patienten wird geholfen, wenn man etwas tut."