Nachts, irgendwo in einem Bonner Kinderzimmen. Seit drei Stunden schläft der 14-jährige Tim tief und fest. Bis…
…eine Klingel ihn rabiat weckt. Genauer: Eine Klingelhose, die lärmt sobald er in die Hose macht. Tim ist Bettnässer. Und nicht nur er.
"Alle drei Kinder sind von Geburt an Bettnässer und nie trocken gewesen. Der Jüngste ist mit vier trocken geworden, der Mittlere mit acht und der Älteste ist heute noch Bettnässer."
Drei Kinder hat die Bonnerin, zwei waren Bettnässer, einer ist es immer noch. So etwas nervt nicht nur, so etwas geht mit den Jahren an die Substanz.
"Ich bin manchmal hier in die Klinik gekrochen, weil ich nicht mehr konnte. Wenn Sie drei Bettnässer haben und die sich manchmal zwei Mal nachts in die Hose machen, und wenn Sie sich entscheiden, die Pampers wegzunehmen, dann müssen die Pampers auch wegbleiben, das heißt, ich habe dann teilweise tagelang nur Bettwäsche gewachsen und normale Wäsche nicht, die Klingelhose ging teilweise zwei, drei Mal in der Nacht, also, ich war auch ziemlich fertig!"
Das Familienleben leidet darunter, der Spaß am Leben, möglicherweise sogar die Beziehung zu den Kindern. Soweit hat sie es aber nicht kommen lassen. Trotz aller Anstrengung gilt für sie der Grundsatz: Bloß kein Drama veranstalten.
" (Lacht), wir gehen da im Prinzip ganz normal mit um, das heißt, ich haben den Kindern erzählt, jedes Kind lernt unterschiedlich Fahrrad fahren, der eine schneller, der andere langsamer und so ist es mit dem Bettnässen auch. Wir haben da nie ein großes Drama drum gemacht. Ich selbst bin auch Bettnässerin gewesen und bei mir hat man ein großes Drama gemacht, man hat mit die Schuld gegeben, und das machen wir nicht! "
Dabei hat diese Familie noch Glück: Ihre drei Kinder sind Bettnässer und nicht Einnässer. Sprachlich ist das nur ein kleiner Unterschied, bezüglich der Ursachen und Therapien liegen aber Welten dazwischen. Bettnässer nässen nur nachts ein, Einnässer auch tagsüber. Bei Bettnässern gehen Mediziner häufig von Entwicklungsstörungen aus, bei Einnässern suchen sie auch organische Ursachen. Bei beiden Varianten unterscheiden Ärzte zwischen einem primärem und einem sekundärem Verlauf. Primäre Einnässer waren noch nie trocken, sekundäre hatten eine mindestens sechs Monate dauernde "trockene" Phase. Wann das Bett- beziehungsweise das Einnässen noch normal ist oder schon bedenklich, ist unter Mediziner teilweise umstritten. Als Orientierung gelten folgende Werte.
"Über Tag sollte das Kind ab dem 3. Lebensjahr trocken sein, das ist das klassische Eintrittsalter in den Kindergarten, Sie wissen, zu unserer Zeit war es noch so, wenn wir noch Windeln getragen hätten, wären wir gar nicht in den Kindergarten reingekommen, das hat sich eigentlich immer noch so durchgesetzt, und nachts sollte man, wenn man tagsüber trocken ist, mit sechs Jahren, also ab dem siebten Jahr,…"
…sagt Dr. Ingo Franke, Oberarzt an der Kinderklinik der Universität Bonn und Leiter der Enuresis-Sprechstunde, in der Eltern von Bett- und Einnässern beraten werden. Manche Ärzte möchten die Grenze nach unten auf das fünfte Lebensjahr verschieben, was aber nach Frankes Meinung wenig Sinn macht: Immerhin nässen 15 Prozent der Sechsjährigen noch ein. Diesen Kindern – übrigens mehr Jungen als Mädchen – eine Krankheit zu attestieren, mache einfach keinen Sinn. Deshalb gilt: Wer mit vier Jahren noch ein- und mit sieben noch bettnässt, könnte – nicht muss! – ein Fall für die Enuresis-Sprechstunde sein.
Dort klären Kinderärzte in einem mehrstufigen Verfahren ab, warum das Kind noch einnässt. In der ersten Stufe schauen sich die Ärzte die Entwicklung des jungen Patienten an, aber auch das familiäre Umfeld. Bett- und Einnässen können auch genetisch bedingt sein, sind also vererbbar. Bei der Familie aus Bonn hat sich genau dieser Verdacht bestätigt: Nicht nur die drei Kinder sind Bettnässer, Vater und Mutter waren es als Kleinkinder auch.
"Gerade bei dieser Familie ist davon auszugehen, dass es die autosomal-dominante Form des Bettnässens ist. Es gibt ein bereits beschriebenes Gen, das ENUR-1-Gen, dass etwa 80 Prozent aller Kinder mit dieser familiären Form des Einnässens haben."
Als nächstes suchen die Mediziner nach organischen Gründen für das Einnässen. Dazu zählen unter anderem Fehlbildungen des Harntraktes und Diabetes. Ist das ausgeschlossen,…
"…denken wir primär daran, dass es sich um eine Reifungsverzögerung handelt. Ich haben ja gerade schon gesagt, bei sechs Jahren schwanken die Zahlen so zwischen 10 und 15 Prozent, das ist ein bisschen geschlechtsabhängig, die Jungen sind etwas mehr und länger nass als die Mädchen."
Mit dieser Diagnose verschwindet zwar nicht der nächtliche Stress, beruhigend wirkt sie aber allemal. Eine Reifungsverzögerung ist keine Krankheit! Es ist halt wie mit dem Fahrradfahren: Die einen lernen es früher, die anderen später. Und beruhigend erläutert Ingo Franke den Eltern.
"Es ist unangenehm, Sie und Ihr Kind müssen da durch, es ist nichts, worüber Sie sich Sorgen machen sollten, und, weil wir doch eigentlich ganz gute Zahlen haben, das kriegen wir schon gemeinsam hin und Ihr Kind wird schon trocken."
Die Therapie beginnt nicht erst beim Mediziner, alle betroffenen Mütter und Väter haben schon vor dem ersten Arztbesuch Strategien gegen das Einnässen ihrer Kinder entwickelt. Pampers helfen zwar nicht wirklich, reduzieren aber die Wäscheberge. Also lassen sie irgendwann die Windeln weg und greifen zu flankierenden Maßnahmen.
"Bevor ich ins Bett gegangen bin, habe ich sie noch einmal rausgeholt und auf die Toilette gesetzt, dann haben wir sie im Zwei-Stunden-Rhythmus geweckt, dann haben wir den Kindern gesagt, ab 18 Uhr nicht mehr so viel trinken,... "
…teilweise hilft das, teilweise aber auch nicht. Problematisch ist vor allem das nächtliche Wecken tief schlafender Kinder.
"Wir haben es wirklich mit Kochtöpfen versucht, mit lauter Musik, wir haben ihn gekniffen, wir haben ihn hingestellt, das hat bei dem Ältesten überhaupt nicht geholfen, weil der wirklich so tief am Schlafen war, dass er das nicht mitbekommen hat."
Ingo Franke von der Universitäts-Kinderklinik Bonn geht bei der Behandlung systematisch vor. Bei ihm beginnt sie mit dem Führen eines Tagebuchs. Wann trinkt das Kind wie viel Flüssigkeit? Wann geht es zur Toilette? So lassen sich – auch das gibt es – Fälle herausfiltern, bei denen Kinder vor dem Schlafengehen noch einen halben Liter Saft trinken. Im zweiten Schritt bekommen die Kinder Klingelhosen – der wichtigste Teil der Therapie.
"Die Klingelhose ist eine Art Weckapparat, der eine Konditionierung erreichen soll, Konditionierung heißt, dass die Kinder sofort wach werden, wenn der erste Tropfen Urin den Sensor der Klingelhose trifft. Es gibt ein lautes Geräusch, die Kinder werden wach, stehen dann auf und sollen zur Toilette gehen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Wirkung schon recht gut ist, dass es aber noch eine bessere Methode gibt, nämlich dass man die Eltern verpflichtet, ihre Kinder wach zu machen."
Viele Kinder schlafen so tief, dass sie vom Klingeln der Hose nicht aufwachen. Aus diesem Grund weckt eine zweite Klingel auch die Eltern. Eine anstrengende und mühsame Therapie! Aber sie hat Erfolg, wenn Eltern und Kinder wirklich bewusst wach sind und die Kinder sofort zur Toilette gehen. Neben dieser Behandlungsmethode bietet der Markt Medikamente gegen das Einnässen. Ingo Franke rät weitgehend davon ab. Nasensprays und Tabletten verschreibt er nur – wie er sagt – als "ärztliche Verstärker".
"Ich sage immer, ich bin in meiner Aufgabe als Enurisis-Doktor nicht nur Arzt, Wissenschaftler, Mediziner sondern auch Heiler, ich sage dann immer den Eltern und dem Kind, nimm dieses Spray für zwei Tage wenn Du auf die Klassenfahrt gehst, das hilft Dir dann in der Zeit, mit einem tiefen Blick und bei einem großen Teil der Fälle erreicht man dann auch sein Ziel."
Kritisch sieht er auch die Behandlung der Kinder mit Antidepressiva: Bettnässen ist eine verzögerte Reifung, mit Depressionen hat das nichts zu tun! Und wer genau hinschaut, findet auch schon mal ganz alltägliche Gründe fürs Bettnässen: Ein Umzug oder ein Schulwechsel, wenn die Eltern sich trennen, manchmal reicht schon die Geburt eines Geschwisterchens aus, um Bettnässer zu werden. Angenehm ist das nicht, aber auch kein Grund zur Panik! Und wenn die Gesellschaft mit diesem Thema toleranter umgehen würde, wäre schon viel gewonnen. Doch da, sagt die Mutter drei Bettnässer, muss noch viel Aufklärungsarbeit getrieben werden.
"Meine Söhne habe ich alle gut dahin gebracht, dass sie selbstbewusst mit diesem Thema umgehen, aber die erste Klassenfahrt von meinem Sohn habe ich nicht mit Schlafen zugelassen, weil die Lehrer damit nicht umgehen können, dass ein so großer Junge noch Bettnässer ist. Das wird sofort mit klein verbunden. Ich musste mir dann anhören, dass ein Kind, das aufs Gymnasium geht, nicht mehr in die Hose macht!"
…eine Klingel ihn rabiat weckt. Genauer: Eine Klingelhose, die lärmt sobald er in die Hose macht. Tim ist Bettnässer. Und nicht nur er.
"Alle drei Kinder sind von Geburt an Bettnässer und nie trocken gewesen. Der Jüngste ist mit vier trocken geworden, der Mittlere mit acht und der Älteste ist heute noch Bettnässer."
Drei Kinder hat die Bonnerin, zwei waren Bettnässer, einer ist es immer noch. So etwas nervt nicht nur, so etwas geht mit den Jahren an die Substanz.
"Ich bin manchmal hier in die Klinik gekrochen, weil ich nicht mehr konnte. Wenn Sie drei Bettnässer haben und die sich manchmal zwei Mal nachts in die Hose machen, und wenn Sie sich entscheiden, die Pampers wegzunehmen, dann müssen die Pampers auch wegbleiben, das heißt, ich habe dann teilweise tagelang nur Bettwäsche gewachsen und normale Wäsche nicht, die Klingelhose ging teilweise zwei, drei Mal in der Nacht, also, ich war auch ziemlich fertig!"
Das Familienleben leidet darunter, der Spaß am Leben, möglicherweise sogar die Beziehung zu den Kindern. Soweit hat sie es aber nicht kommen lassen. Trotz aller Anstrengung gilt für sie der Grundsatz: Bloß kein Drama veranstalten.
" (Lacht), wir gehen da im Prinzip ganz normal mit um, das heißt, ich haben den Kindern erzählt, jedes Kind lernt unterschiedlich Fahrrad fahren, der eine schneller, der andere langsamer und so ist es mit dem Bettnässen auch. Wir haben da nie ein großes Drama drum gemacht. Ich selbst bin auch Bettnässerin gewesen und bei mir hat man ein großes Drama gemacht, man hat mit die Schuld gegeben, und das machen wir nicht! "
Dabei hat diese Familie noch Glück: Ihre drei Kinder sind Bettnässer und nicht Einnässer. Sprachlich ist das nur ein kleiner Unterschied, bezüglich der Ursachen und Therapien liegen aber Welten dazwischen. Bettnässer nässen nur nachts ein, Einnässer auch tagsüber. Bei Bettnässern gehen Mediziner häufig von Entwicklungsstörungen aus, bei Einnässern suchen sie auch organische Ursachen. Bei beiden Varianten unterscheiden Ärzte zwischen einem primärem und einem sekundärem Verlauf. Primäre Einnässer waren noch nie trocken, sekundäre hatten eine mindestens sechs Monate dauernde "trockene" Phase. Wann das Bett- beziehungsweise das Einnässen noch normal ist oder schon bedenklich, ist unter Mediziner teilweise umstritten. Als Orientierung gelten folgende Werte.
"Über Tag sollte das Kind ab dem 3. Lebensjahr trocken sein, das ist das klassische Eintrittsalter in den Kindergarten, Sie wissen, zu unserer Zeit war es noch so, wenn wir noch Windeln getragen hätten, wären wir gar nicht in den Kindergarten reingekommen, das hat sich eigentlich immer noch so durchgesetzt, und nachts sollte man, wenn man tagsüber trocken ist, mit sechs Jahren, also ab dem siebten Jahr,…"
…sagt Dr. Ingo Franke, Oberarzt an der Kinderklinik der Universität Bonn und Leiter der Enuresis-Sprechstunde, in der Eltern von Bett- und Einnässern beraten werden. Manche Ärzte möchten die Grenze nach unten auf das fünfte Lebensjahr verschieben, was aber nach Frankes Meinung wenig Sinn macht: Immerhin nässen 15 Prozent der Sechsjährigen noch ein. Diesen Kindern – übrigens mehr Jungen als Mädchen – eine Krankheit zu attestieren, mache einfach keinen Sinn. Deshalb gilt: Wer mit vier Jahren noch ein- und mit sieben noch bettnässt, könnte – nicht muss! – ein Fall für die Enuresis-Sprechstunde sein.
Dort klären Kinderärzte in einem mehrstufigen Verfahren ab, warum das Kind noch einnässt. In der ersten Stufe schauen sich die Ärzte die Entwicklung des jungen Patienten an, aber auch das familiäre Umfeld. Bett- und Einnässen können auch genetisch bedingt sein, sind also vererbbar. Bei der Familie aus Bonn hat sich genau dieser Verdacht bestätigt: Nicht nur die drei Kinder sind Bettnässer, Vater und Mutter waren es als Kleinkinder auch.
"Gerade bei dieser Familie ist davon auszugehen, dass es die autosomal-dominante Form des Bettnässens ist. Es gibt ein bereits beschriebenes Gen, das ENUR-1-Gen, dass etwa 80 Prozent aller Kinder mit dieser familiären Form des Einnässens haben."
Als nächstes suchen die Mediziner nach organischen Gründen für das Einnässen. Dazu zählen unter anderem Fehlbildungen des Harntraktes und Diabetes. Ist das ausgeschlossen,…
"…denken wir primär daran, dass es sich um eine Reifungsverzögerung handelt. Ich haben ja gerade schon gesagt, bei sechs Jahren schwanken die Zahlen so zwischen 10 und 15 Prozent, das ist ein bisschen geschlechtsabhängig, die Jungen sind etwas mehr und länger nass als die Mädchen."
Mit dieser Diagnose verschwindet zwar nicht der nächtliche Stress, beruhigend wirkt sie aber allemal. Eine Reifungsverzögerung ist keine Krankheit! Es ist halt wie mit dem Fahrradfahren: Die einen lernen es früher, die anderen später. Und beruhigend erläutert Ingo Franke den Eltern.
"Es ist unangenehm, Sie und Ihr Kind müssen da durch, es ist nichts, worüber Sie sich Sorgen machen sollten, und, weil wir doch eigentlich ganz gute Zahlen haben, das kriegen wir schon gemeinsam hin und Ihr Kind wird schon trocken."
Die Therapie beginnt nicht erst beim Mediziner, alle betroffenen Mütter und Väter haben schon vor dem ersten Arztbesuch Strategien gegen das Einnässen ihrer Kinder entwickelt. Pampers helfen zwar nicht wirklich, reduzieren aber die Wäscheberge. Also lassen sie irgendwann die Windeln weg und greifen zu flankierenden Maßnahmen.
"Bevor ich ins Bett gegangen bin, habe ich sie noch einmal rausgeholt und auf die Toilette gesetzt, dann haben wir sie im Zwei-Stunden-Rhythmus geweckt, dann haben wir den Kindern gesagt, ab 18 Uhr nicht mehr so viel trinken,... "
…teilweise hilft das, teilweise aber auch nicht. Problematisch ist vor allem das nächtliche Wecken tief schlafender Kinder.
"Wir haben es wirklich mit Kochtöpfen versucht, mit lauter Musik, wir haben ihn gekniffen, wir haben ihn hingestellt, das hat bei dem Ältesten überhaupt nicht geholfen, weil der wirklich so tief am Schlafen war, dass er das nicht mitbekommen hat."
Ingo Franke von der Universitäts-Kinderklinik Bonn geht bei der Behandlung systematisch vor. Bei ihm beginnt sie mit dem Führen eines Tagebuchs. Wann trinkt das Kind wie viel Flüssigkeit? Wann geht es zur Toilette? So lassen sich – auch das gibt es – Fälle herausfiltern, bei denen Kinder vor dem Schlafengehen noch einen halben Liter Saft trinken. Im zweiten Schritt bekommen die Kinder Klingelhosen – der wichtigste Teil der Therapie.
"Die Klingelhose ist eine Art Weckapparat, der eine Konditionierung erreichen soll, Konditionierung heißt, dass die Kinder sofort wach werden, wenn der erste Tropfen Urin den Sensor der Klingelhose trifft. Es gibt ein lautes Geräusch, die Kinder werden wach, stehen dann auf und sollen zur Toilette gehen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Wirkung schon recht gut ist, dass es aber noch eine bessere Methode gibt, nämlich dass man die Eltern verpflichtet, ihre Kinder wach zu machen."
Viele Kinder schlafen so tief, dass sie vom Klingeln der Hose nicht aufwachen. Aus diesem Grund weckt eine zweite Klingel auch die Eltern. Eine anstrengende und mühsame Therapie! Aber sie hat Erfolg, wenn Eltern und Kinder wirklich bewusst wach sind und die Kinder sofort zur Toilette gehen. Neben dieser Behandlungsmethode bietet der Markt Medikamente gegen das Einnässen. Ingo Franke rät weitgehend davon ab. Nasensprays und Tabletten verschreibt er nur – wie er sagt – als "ärztliche Verstärker".
"Ich sage immer, ich bin in meiner Aufgabe als Enurisis-Doktor nicht nur Arzt, Wissenschaftler, Mediziner sondern auch Heiler, ich sage dann immer den Eltern und dem Kind, nimm dieses Spray für zwei Tage wenn Du auf die Klassenfahrt gehst, das hilft Dir dann in der Zeit, mit einem tiefen Blick und bei einem großen Teil der Fälle erreicht man dann auch sein Ziel."
Kritisch sieht er auch die Behandlung der Kinder mit Antidepressiva: Bettnässen ist eine verzögerte Reifung, mit Depressionen hat das nichts zu tun! Und wer genau hinschaut, findet auch schon mal ganz alltägliche Gründe fürs Bettnässen: Ein Umzug oder ein Schulwechsel, wenn die Eltern sich trennen, manchmal reicht schon die Geburt eines Geschwisterchens aus, um Bettnässer zu werden. Angenehm ist das nicht, aber auch kein Grund zur Panik! Und wenn die Gesellschaft mit diesem Thema toleranter umgehen würde, wäre schon viel gewonnen. Doch da, sagt die Mutter drei Bettnässer, muss noch viel Aufklärungsarbeit getrieben werden.
"Meine Söhne habe ich alle gut dahin gebracht, dass sie selbstbewusst mit diesem Thema umgehen, aber die erste Klassenfahrt von meinem Sohn habe ich nicht mit Schlafen zugelassen, weil die Lehrer damit nicht umgehen können, dass ein so großer Junge noch Bettnässer ist. Das wird sofort mit klein verbunden. Ich musste mir dann anhören, dass ein Kind, das aufs Gymnasium geht, nicht mehr in die Hose macht!"