"Und täglich grüßt das Murmeltier", ein Filmklassiker sowie ein Lehrstück in Sachen "Déjà-vu". TV-Wetterfrosch Phil, der Berufszyniker, hasst diesen Tag: Jahr für Jahr muss er hinaus in die tiefste Provinz, um dann von Murmeltieren als den ersten Frühlingsboten am "Groundhog Day" zu berichten. Doch dieses Jahr ist alles anders; denn Phil wird diesen Tag in einer Endlosschleife immer wieder erleben. Professor Uwe Wolfradt ist Psychologe an der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg
"Kommt aus dem Französischen, eigentlich aus der französischen Psychiatrie. So um 1900 ist der Begriff zum ersten Mal aufgetaucht und bezeichnet einen subjektiven Erlebniszustand, bei dem man das Gefühl hat, in einer Situation zu sein, die einem sehr vertraut ist und gleichzeitig hat man auch das Gefühl der Unvertrautheit, dass das nicht sein kann, dass man eigentlich die Situation so noch nicht erlebt hat. Und dieses Gefühl zwischen Vertrautheit und Unvertrautheit macht das Besondere des Déjà-vus aus."
Uwe Wolfrath ist einer der wenigen Forscher in Deutschland, die sich mit dem Phänomen beschäftigen.
"Bei der Gedächtnispsychologie geht man davon aus, dass es sich um das Phänomen der Quellenamnesie handelt, das heißt, man erlebt hier eine Situation, beispielsweise einen Gegenstand sieht man, das kann ein Möbelstück beispielsweise sein, das einem sehr bekannt vorkommt. Auf der anderen Seite die Umgebung stimmt gar nicht damit überein und man kann dieses Möbelstück gar nicht mehr zuordnen. Eigentlich hängt aber dieses Möbelstück mit einer Erfahrung zusammen, die man früher schon mal gemacht hat. Das heißt: Man kann sich nicht genau erinnern, wo man ein Element, das eher vertraut ist, wo man das zuordnen kann in einer Umgebung, die unvertraut ist."
"Es gibt da noch andere Überlegungen, dass es vielleicht mit Aufmerksamkeitsprozessen zu tun hat. Dass es Momente gibt, wo man nicht so genau die Aufmerksamkeit konzentriert auf die Umgebung, weil man beispielsweise sehr müde ist, abgespannt ist. Man kann auch unter Stress stehen. Und dann verarbeitet man die Informationen nicht vollständig und da gibt es dann so Probleme, dass man Dinge zwar gesehen hat, aber sie nicht bewusst gesehen hat."
Und die tauchen dann unvermittelt wieder auf in einer anderen Situation - induziert von äußeren Reizen. Mit Wahnvorstellungen oder Halluzinationen hat das nichts zu tun.
"Halluzinationen kommen hauptsächlich bei psychiatrischen Störungen vor und hier ist es ja so, dass es eigentlich keinen richtigen Gegenstand gibt, es ist nicht gebunden an die Umwelt. Man sieht Dinge oder man hört Dinge, die aber eigentlich gar nicht da sind. Beim Déjà-vu geht es nur um ganz kurzzeitige, auf der Ebene von Sekunden, subjektive Zustände, die aber gar nicht krankhaft sind."
Das Frappierende an einem solchen "das kenne ich doch"-Erlebnis" ist oft, dass das nächstfolgende Ereignis glasklar erscheint.
"Das nennt man präkognitive Komponente. Man hat also das Gefühl, Dinge vorauszusehen. So ähnlich hat man das schon erlebt und man weiss in diesem Moment quasi, was kommen wird. Dieses Gefühl hält ja nur ganz kurz an und man weiß sofort: Das kann gar nicht sein. Man hat eine starke Realitätskontrolle bei der Sache."
Diese kurzzeitige Fähigkeit im Déjà-vu, das aktuelle Erleben praktisch wie in einem Film mit Rückblende und Vorausblick zu sehen, erscheint manchen Menschen unheimlich und sie suchen nach Erklärungen, die im übersinnlichen Bereich liegen.
"Das führt dazu, dass man gerade auch heutzutage, diese Déjà-vus immer in Verbindung setzt mit paranormalen Erklärungen. Das sind im Grunde Zuschreibungen, die man macht, weil man denkt, ja wenn man das schon mal erlebt hat, hat man vielleicht schon mal gelebt. Das sind aber kulturbedingte Interpretationen eines sehr normalen Phänomens. In der Kulturgeschichte hat man das halt genommen, so wie Träume auch als Beleg gelten für seelische Zustände, so sind natürlich auch diese Gedächtnistäuschungen, laden dazu ein, das in diese Richtung zu interpretieren. Das ist eine Weltanschauungsfrage. Manche Menschen glauben daran, aber von der wissenschaftlichen Perspektive kann man das nicht befürworten, zumindest gibt es keine Belege dafür."
Déjà-vu Erfahrungen kommen relativ häufig vor. Die unterschiedlichen Studien gehen von einer Verbreitung zwischen 60 und 90 Prozent aus. Es zeigen sich keine statistisch relevanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen, wobei Frauen sich deutlich besser an solche Erfahrungen erinnern können. Allerdings, so Uwe Wolfradt:
" Bei Kindern und Jugendlichen hat man das etwas häufiger. Das muss wohl sehr stark mit der neuropsychologischen Erklärung zusammenhängen, mit der Gehirnreifung. Wir wissen, dass im Bereich des Temporallappens beispielweise, wenn dort Stimulationen passieren, dass Menschen verstärkt von Déjà-vu-Erfahrungen berichten. Und bei alten Menschen kommt es auch häufiger vor. Das hängt eben damit zusammen, dass man viel Erfahrungen schon gemacht hat und man teilweise die Dinge nicht mehr richtig zuordnen kann: Hat man das tatsächlich erlebt oder ist das nur in der Vorstellung und das nimmt natürlich zu."
Nicht nur die Gedächtnisforscher, auch Neurowissenschaftler und Psychologen interessieren sich für das Phänomen des Déjà-vu. Die ganz genauen Zusammenhänge kennt man noch nicht, aber der Temporallappen scheint eine wichtige Rolle zu spielen.
"Der Temporallappen, der Schläfenlappen, ist der Seitenlappen und in diesem Bereich sind wichtige Funktionen der Gedächtnisleistung lokalisiert. Der Parahippocampus, der für die Vertrautheitsurteile zuständig ist und der Hippocampus, der mehr für die zeitliche und örtliche Gedächtnisfunktion zuständig ist. Und diese Bereiche liegen sehr eng zusammen, und man weiß bei Menschen, die Epileptiker sind und die dort einen sehr starken Erregungszustand haben, dass die verstärkt von Déjà-vu Erfahrungen berichten. Deswegen weiß man, dass der Temporallappen als organische Struktur im Gehirn für diese Gedächtnistäuschung zuständig ist."
"Kommt aus dem Französischen, eigentlich aus der französischen Psychiatrie. So um 1900 ist der Begriff zum ersten Mal aufgetaucht und bezeichnet einen subjektiven Erlebniszustand, bei dem man das Gefühl hat, in einer Situation zu sein, die einem sehr vertraut ist und gleichzeitig hat man auch das Gefühl der Unvertrautheit, dass das nicht sein kann, dass man eigentlich die Situation so noch nicht erlebt hat. Und dieses Gefühl zwischen Vertrautheit und Unvertrautheit macht das Besondere des Déjà-vus aus."
Uwe Wolfrath ist einer der wenigen Forscher in Deutschland, die sich mit dem Phänomen beschäftigen.
"Bei der Gedächtnispsychologie geht man davon aus, dass es sich um das Phänomen der Quellenamnesie handelt, das heißt, man erlebt hier eine Situation, beispielsweise einen Gegenstand sieht man, das kann ein Möbelstück beispielsweise sein, das einem sehr bekannt vorkommt. Auf der anderen Seite die Umgebung stimmt gar nicht damit überein und man kann dieses Möbelstück gar nicht mehr zuordnen. Eigentlich hängt aber dieses Möbelstück mit einer Erfahrung zusammen, die man früher schon mal gemacht hat. Das heißt: Man kann sich nicht genau erinnern, wo man ein Element, das eher vertraut ist, wo man das zuordnen kann in einer Umgebung, die unvertraut ist."
"Es gibt da noch andere Überlegungen, dass es vielleicht mit Aufmerksamkeitsprozessen zu tun hat. Dass es Momente gibt, wo man nicht so genau die Aufmerksamkeit konzentriert auf die Umgebung, weil man beispielsweise sehr müde ist, abgespannt ist. Man kann auch unter Stress stehen. Und dann verarbeitet man die Informationen nicht vollständig und da gibt es dann so Probleme, dass man Dinge zwar gesehen hat, aber sie nicht bewusst gesehen hat."
Und die tauchen dann unvermittelt wieder auf in einer anderen Situation - induziert von äußeren Reizen. Mit Wahnvorstellungen oder Halluzinationen hat das nichts zu tun.
"Halluzinationen kommen hauptsächlich bei psychiatrischen Störungen vor und hier ist es ja so, dass es eigentlich keinen richtigen Gegenstand gibt, es ist nicht gebunden an die Umwelt. Man sieht Dinge oder man hört Dinge, die aber eigentlich gar nicht da sind. Beim Déjà-vu geht es nur um ganz kurzzeitige, auf der Ebene von Sekunden, subjektive Zustände, die aber gar nicht krankhaft sind."
Das Frappierende an einem solchen "das kenne ich doch"-Erlebnis" ist oft, dass das nächstfolgende Ereignis glasklar erscheint.
"Das nennt man präkognitive Komponente. Man hat also das Gefühl, Dinge vorauszusehen. So ähnlich hat man das schon erlebt und man weiss in diesem Moment quasi, was kommen wird. Dieses Gefühl hält ja nur ganz kurz an und man weiß sofort: Das kann gar nicht sein. Man hat eine starke Realitätskontrolle bei der Sache."
Diese kurzzeitige Fähigkeit im Déjà-vu, das aktuelle Erleben praktisch wie in einem Film mit Rückblende und Vorausblick zu sehen, erscheint manchen Menschen unheimlich und sie suchen nach Erklärungen, die im übersinnlichen Bereich liegen.
"Das führt dazu, dass man gerade auch heutzutage, diese Déjà-vus immer in Verbindung setzt mit paranormalen Erklärungen. Das sind im Grunde Zuschreibungen, die man macht, weil man denkt, ja wenn man das schon mal erlebt hat, hat man vielleicht schon mal gelebt. Das sind aber kulturbedingte Interpretationen eines sehr normalen Phänomens. In der Kulturgeschichte hat man das halt genommen, so wie Träume auch als Beleg gelten für seelische Zustände, so sind natürlich auch diese Gedächtnistäuschungen, laden dazu ein, das in diese Richtung zu interpretieren. Das ist eine Weltanschauungsfrage. Manche Menschen glauben daran, aber von der wissenschaftlichen Perspektive kann man das nicht befürworten, zumindest gibt es keine Belege dafür."
Déjà-vu Erfahrungen kommen relativ häufig vor. Die unterschiedlichen Studien gehen von einer Verbreitung zwischen 60 und 90 Prozent aus. Es zeigen sich keine statistisch relevanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen, wobei Frauen sich deutlich besser an solche Erfahrungen erinnern können. Allerdings, so Uwe Wolfradt:
" Bei Kindern und Jugendlichen hat man das etwas häufiger. Das muss wohl sehr stark mit der neuropsychologischen Erklärung zusammenhängen, mit der Gehirnreifung. Wir wissen, dass im Bereich des Temporallappens beispielweise, wenn dort Stimulationen passieren, dass Menschen verstärkt von Déjà-vu-Erfahrungen berichten. Und bei alten Menschen kommt es auch häufiger vor. Das hängt eben damit zusammen, dass man viel Erfahrungen schon gemacht hat und man teilweise die Dinge nicht mehr richtig zuordnen kann: Hat man das tatsächlich erlebt oder ist das nur in der Vorstellung und das nimmt natürlich zu."
Nicht nur die Gedächtnisforscher, auch Neurowissenschaftler und Psychologen interessieren sich für das Phänomen des Déjà-vu. Die ganz genauen Zusammenhänge kennt man noch nicht, aber der Temporallappen scheint eine wichtige Rolle zu spielen.
"Der Temporallappen, der Schläfenlappen, ist der Seitenlappen und in diesem Bereich sind wichtige Funktionen der Gedächtnisleistung lokalisiert. Der Parahippocampus, der für die Vertrautheitsurteile zuständig ist und der Hippocampus, der mehr für die zeitliche und örtliche Gedächtnisfunktion zuständig ist. Und diese Bereiche liegen sehr eng zusammen, und man weiß bei Menschen, die Epileptiker sind und die dort einen sehr starken Erregungszustand haben, dass die verstärkt von Déjà-vu Erfahrungen berichten. Deswegen weiß man, dass der Temporallappen als organische Struktur im Gehirn für diese Gedächtnistäuschung zuständig ist."