Noch ein letztes Mal mit den Nachbarkindern toben. Der siebenjährige Jan hat Ferien. Seine Eltern laden gerade die Koffer ins Auto. Gleich soll es ab gehen in den Urlaub.
"Also, ich war bei einem größeren Jungen, lag ich im Arm und dann bin ich da irgendwie abgerutscht und dann bin ich kopfüber auf die Straße gefallen."
Jan bleibt regungslos liegen. Die anderen Kinder suchen erschrocken nach den Eltern des Jungen.
"Dann habe ich ganz viele Punkte gesehen. Dann kam ein Arzt."
Die Diagnose: Verdacht auf Gehirnerschütterung. Zur Sicherheit rät der Arzt den Eltern, den Jungen ins Krankenhaus zu bringen. Dort in der Abteilung für Neurologie hat man häufig mit Kindern und Jugendlichen zu tun, die einen Schlag vor den Kopf bekommen haben, sagt Privatdozent Dr. Dennis Nowak von der Universität Köln. Wichtig sei dann immer als Erstes die genau Untersuchung des Betroffenen.
"Ist das Kind bei Bewusstsein? Hört er mich? Sind die Augen spontan offen oder muss ich ihn erst rütteln oder kneifen, damit er die Augen aufmacht? Wenn er dann die Augen öffnet, antwortet er auf meine Fragen, die ich ihm stelle, beispielsweise: Was für ein Tag ist denn heute? Wie ist denn das Ganze passiert? Und befolgt er motorische Aufforderungen, die ich ihm gebe, also beispielsweise mit dem Finger auf die Nase tippen, mit dem rechten Finger das zu tun, mit dem linken Finger das zu tun, die Beine zu bewegen, die Hände zu bewegen und so weiter."
Am Anfang muss der Arzt einschätzen können: Ist es nur eine Schädelprellung, also ist höchstens mit einer Beule zu rechnen? Oder ist es schon eine Gehirnerschütterung? Dennis Nowak:
"Wenn der Betreffende oder das Kind bewusstlos ist, dann ist natürlich schon ein ganz kritischer Punkt, der eine Schädelprellung unwahrscheinlich macht. Dann haben wir es sicher schon mit einer Gehirnerschütterung zu tun. Gehirnerschütterung ist ein vorübergehender Ausfall der Funktion des Gehirns, mit einer Bewusstlosigkeit, die weniger als 30 Minuten beträgt und einer unter Umständen auch nach dem Aufwachen fortbestehenden Erinnerungslücke, sowohl für die Zeit vor dem Trauma, als auch für die Zeit danach, die nicht länger als eine Stunde sein darf."
Damit Ärzte von einer richtigen Gehirnerschütterung sprechen, muss der Patient also bewusstlos gewesen sein. Wer nur benommen ist oder Übelkeit verspürt als Folgen eines Schlages auf den Kopf, der hat definitionsgemäß "nur" eine Schädelprellung. Und er muss sich dann auch keine Sorgen machen, dass der Unfall irgendwelche Spätfolgen hat. Gleiches gilt sogar für die Gehirnerschütterung mit immerhin bis zu 30 Minuten Bewusstlosigkeit.
"Patienten mit Gehirnerschütterung erholen sich folgenlos, das hinterlässt keine Folgen für das weitere Leben, das Gehirn bleibt unversehrt. Was allerdings auftreten kann, sind Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Brechreiz aber auch Kreislaufregulationsstörungen, also ein Benommenheitsgefühl beim Gehen, ein Schwindelgefühl. Allerdings wissen wir, dass sich 80 bis 90 Prozent aller Patienten, die eine Gehirnerschütterung haben, dass sich die innerhalb von 24 Stunden bis maximal einer Woche komplett wieder erholen."
Jeder Mensch kann auch heftige Schläge gegen den Kopf wegstecken, weil das Gehirn zum einen durch den Schädelknochen gut geschützt ist. Zusätzlich ist viel Flüssigkeit im Schädel in Form von Nervenwasser und Blut, das dämpft jeden Aufprall. Doch ab einer gewissen Stärke des Schlages wird dann das Gehirn regelrecht gegen den Schädel geschleudert, sagt Dennis Nowak.
"Das andere ist, dass aber auch Rotationsbewegungen entstehen, dass das Hirn, was ja auch über die Hirnhäute fest im Schädel aufgehängt ist, sich rotiert und gegen diese Hirnhäute abgeschert wird. Und das führt dann letztlich dazu, dass die Nervenzellen für kurze Zeit ihre Funktion aufgeben, durch dieses Schocktrauma es zu einer Bewusstlosigkeit kommt, allerdings ohne strukturelle Defizite an den Nerven. Also, wenn man all diese Menschen mit Gehirnerschütterung ins Kernspin legt, findet man keine Auffälligkeiten."
Kritisch wird es erst, wenn mehr dahinter steckt. Werner T., 42 Jahre, war leidenschaftlicher Motorradfahrer. Er beherrschte seine Maschine. Doch er war machtlos, als ihn eines Tages auf einer Tour ein Autofahrer übersah. Werner T. stürzte schwer, blieb bewusstlos liegen. Ein Unfall, den Dr. Dennis Nowak nicht vergessen wird.
"Mir ist noch gut in Erinnerung der Fall eines Motorradfahrers, der verunfallt war, am Unfallort bewusstlos war für 30 Minuten, untersucht wurde von den Sanitätern, ein komplett unauffälliger neurologischer Befund attestiert wurde, auch dokumentiert wurde, der Patient letztlich nicht mit in die Klinik aufgenommen wurde, dieser Mann am nächsten Tag tot im Bett aufgefunden worden ist."
Die Obduktion ergab: Ein Blutgefäß, das die Hirnhaut versorgt, war durch den Unfall leicht eingerissen. Die Blutung blieb zunächst für Stunden unbemerkt. Doch irgendwann füllte sich der Schädel mit einem großen Bluterguss, der Nerven abdrückte und schließlich zum Tode führte. Genau solche Fälle sind es, die Ärzte immer im Hinterkopf haben müssen.
"Ich erinnere einen anderen Fall. Das war ein junger Student, der umgezogen ist. Man hatte sich irgendwas hochgezogen, weil es über das Treppenhaus nicht hoch ging. Er ist aus dem Fenster gestürzt, auch auf den Kopf gestürzt. Gott sei Dank in dieser Situation auch den Sanitätern aufgefallen, dass eine leichte Halbseitenschwäche da war und eine Differenz der Weite der Pupille. Dieser Patient wollte überhaupt nicht in die Klinik, hat sich mit Händen und Füßen gewehrt, hat auch eine Hirnblutung gehabt, schwere Hirnverletzung, musste operiert werden, hat sich davon wieder erholt, aber auch das wäre böse ausgegangen, wenn wir nachgegeben hätten, also ihn nicht mitgenommen hätten."
Ebenfalls gefürchtet sind leichte, nur schwer tastbare Haarfrakturen des Schädels. Auch sie können zu tödlichen Blutungen führen. Daher lautet der ärztliche Rat bei jeder Gehirnerschütterung: Bitte für 24 Stunden ins Krankenhaus begeben, zur Beobachtung. Außerdem sollte immer eine Röntgenaufnahme des Schädels angefertigt werden, um Brüche auszuschließen. Zum Glück sind solche Komplikationen selten. In den allermeisten Fällen führt auch ein heftiger Schlag auf den Kopf nur zu einer Schädelprellung oder einer leichten Gehirnerschütterung. So, wie bei dem siebenjährigen Jan. Ihm war übel und er hatte Kopfschmerzen, nachdem er mit dem Kopf beim Spielen auf die Straße geschlagen war.
"Dann sind wir ins Krankenhaus gefahren, da haben die mich dann geröntgt und das war dann aber zum Glück nichts, ja."
Und am nächsten Tag ging es dann auch mit der ganzen Familie in den lang ersehnten Urlaub.
"Also, ich war bei einem größeren Jungen, lag ich im Arm und dann bin ich da irgendwie abgerutscht und dann bin ich kopfüber auf die Straße gefallen."
Jan bleibt regungslos liegen. Die anderen Kinder suchen erschrocken nach den Eltern des Jungen.
"Dann habe ich ganz viele Punkte gesehen. Dann kam ein Arzt."
Die Diagnose: Verdacht auf Gehirnerschütterung. Zur Sicherheit rät der Arzt den Eltern, den Jungen ins Krankenhaus zu bringen. Dort in der Abteilung für Neurologie hat man häufig mit Kindern und Jugendlichen zu tun, die einen Schlag vor den Kopf bekommen haben, sagt Privatdozent Dr. Dennis Nowak von der Universität Köln. Wichtig sei dann immer als Erstes die genau Untersuchung des Betroffenen.
"Ist das Kind bei Bewusstsein? Hört er mich? Sind die Augen spontan offen oder muss ich ihn erst rütteln oder kneifen, damit er die Augen aufmacht? Wenn er dann die Augen öffnet, antwortet er auf meine Fragen, die ich ihm stelle, beispielsweise: Was für ein Tag ist denn heute? Wie ist denn das Ganze passiert? Und befolgt er motorische Aufforderungen, die ich ihm gebe, also beispielsweise mit dem Finger auf die Nase tippen, mit dem rechten Finger das zu tun, mit dem linken Finger das zu tun, die Beine zu bewegen, die Hände zu bewegen und so weiter."
Am Anfang muss der Arzt einschätzen können: Ist es nur eine Schädelprellung, also ist höchstens mit einer Beule zu rechnen? Oder ist es schon eine Gehirnerschütterung? Dennis Nowak:
"Wenn der Betreffende oder das Kind bewusstlos ist, dann ist natürlich schon ein ganz kritischer Punkt, der eine Schädelprellung unwahrscheinlich macht. Dann haben wir es sicher schon mit einer Gehirnerschütterung zu tun. Gehirnerschütterung ist ein vorübergehender Ausfall der Funktion des Gehirns, mit einer Bewusstlosigkeit, die weniger als 30 Minuten beträgt und einer unter Umständen auch nach dem Aufwachen fortbestehenden Erinnerungslücke, sowohl für die Zeit vor dem Trauma, als auch für die Zeit danach, die nicht länger als eine Stunde sein darf."
Damit Ärzte von einer richtigen Gehirnerschütterung sprechen, muss der Patient also bewusstlos gewesen sein. Wer nur benommen ist oder Übelkeit verspürt als Folgen eines Schlages auf den Kopf, der hat definitionsgemäß "nur" eine Schädelprellung. Und er muss sich dann auch keine Sorgen machen, dass der Unfall irgendwelche Spätfolgen hat. Gleiches gilt sogar für die Gehirnerschütterung mit immerhin bis zu 30 Minuten Bewusstlosigkeit.
"Patienten mit Gehirnerschütterung erholen sich folgenlos, das hinterlässt keine Folgen für das weitere Leben, das Gehirn bleibt unversehrt. Was allerdings auftreten kann, sind Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Brechreiz aber auch Kreislaufregulationsstörungen, also ein Benommenheitsgefühl beim Gehen, ein Schwindelgefühl. Allerdings wissen wir, dass sich 80 bis 90 Prozent aller Patienten, die eine Gehirnerschütterung haben, dass sich die innerhalb von 24 Stunden bis maximal einer Woche komplett wieder erholen."
Jeder Mensch kann auch heftige Schläge gegen den Kopf wegstecken, weil das Gehirn zum einen durch den Schädelknochen gut geschützt ist. Zusätzlich ist viel Flüssigkeit im Schädel in Form von Nervenwasser und Blut, das dämpft jeden Aufprall. Doch ab einer gewissen Stärke des Schlages wird dann das Gehirn regelrecht gegen den Schädel geschleudert, sagt Dennis Nowak.
"Das andere ist, dass aber auch Rotationsbewegungen entstehen, dass das Hirn, was ja auch über die Hirnhäute fest im Schädel aufgehängt ist, sich rotiert und gegen diese Hirnhäute abgeschert wird. Und das führt dann letztlich dazu, dass die Nervenzellen für kurze Zeit ihre Funktion aufgeben, durch dieses Schocktrauma es zu einer Bewusstlosigkeit kommt, allerdings ohne strukturelle Defizite an den Nerven. Also, wenn man all diese Menschen mit Gehirnerschütterung ins Kernspin legt, findet man keine Auffälligkeiten."
Kritisch wird es erst, wenn mehr dahinter steckt. Werner T., 42 Jahre, war leidenschaftlicher Motorradfahrer. Er beherrschte seine Maschine. Doch er war machtlos, als ihn eines Tages auf einer Tour ein Autofahrer übersah. Werner T. stürzte schwer, blieb bewusstlos liegen. Ein Unfall, den Dr. Dennis Nowak nicht vergessen wird.
"Mir ist noch gut in Erinnerung der Fall eines Motorradfahrers, der verunfallt war, am Unfallort bewusstlos war für 30 Minuten, untersucht wurde von den Sanitätern, ein komplett unauffälliger neurologischer Befund attestiert wurde, auch dokumentiert wurde, der Patient letztlich nicht mit in die Klinik aufgenommen wurde, dieser Mann am nächsten Tag tot im Bett aufgefunden worden ist."
Die Obduktion ergab: Ein Blutgefäß, das die Hirnhaut versorgt, war durch den Unfall leicht eingerissen. Die Blutung blieb zunächst für Stunden unbemerkt. Doch irgendwann füllte sich der Schädel mit einem großen Bluterguss, der Nerven abdrückte und schließlich zum Tode führte. Genau solche Fälle sind es, die Ärzte immer im Hinterkopf haben müssen.
"Ich erinnere einen anderen Fall. Das war ein junger Student, der umgezogen ist. Man hatte sich irgendwas hochgezogen, weil es über das Treppenhaus nicht hoch ging. Er ist aus dem Fenster gestürzt, auch auf den Kopf gestürzt. Gott sei Dank in dieser Situation auch den Sanitätern aufgefallen, dass eine leichte Halbseitenschwäche da war und eine Differenz der Weite der Pupille. Dieser Patient wollte überhaupt nicht in die Klinik, hat sich mit Händen und Füßen gewehrt, hat auch eine Hirnblutung gehabt, schwere Hirnverletzung, musste operiert werden, hat sich davon wieder erholt, aber auch das wäre böse ausgegangen, wenn wir nachgegeben hätten, also ihn nicht mitgenommen hätten."
Ebenfalls gefürchtet sind leichte, nur schwer tastbare Haarfrakturen des Schädels. Auch sie können zu tödlichen Blutungen führen. Daher lautet der ärztliche Rat bei jeder Gehirnerschütterung: Bitte für 24 Stunden ins Krankenhaus begeben, zur Beobachtung. Außerdem sollte immer eine Röntgenaufnahme des Schädels angefertigt werden, um Brüche auszuschließen. Zum Glück sind solche Komplikationen selten. In den allermeisten Fällen führt auch ein heftiger Schlag auf den Kopf nur zu einer Schädelprellung oder einer leichten Gehirnerschütterung. So, wie bei dem siebenjährigen Jan. Ihm war übel und er hatte Kopfschmerzen, nachdem er mit dem Kopf beim Spielen auf die Straße geschlagen war.
"Dann sind wir ins Krankenhaus gefahren, da haben die mich dann geröntgt und das war dann aber zum Glück nichts, ja."
Und am nächsten Tag ging es dann auch mit der ganzen Familie in den lang ersehnten Urlaub.