Junge:
"Wenn ich trinke oder so was, dann warte ich, bis das vorbei ist. Aber das ist jetzt seltener. Früher habe ich mich mehr verschluckt."
Mädchen:
"Also ich hab' was getrunken und dann habe ich angefangen, zu lachen und dann hab' ich mich verschluckt und dann wurde ich ganz rot. Dann haben meine Augen noch angefangen zu tränen."
Sich an Getränken oder Nahrung zu verschlucken, das passiert jedem gelegentlich. Meistens, wenn man unaufmerksam oder zu hastig isst oder etwas Überraschendes passiert. Da macht jemand einen Witz, man muss loslachen und schon landen Essensstückchen, die man gerade im Mund hat, nicht in der Speiseröhre, sondern in der Luftröhre. Im medizinischen Fachjargon heißt das Eindringen von Fremdkörpern in die Atemwege "Aspiration". Das kann ziemlich unangenehm werden:
"Man bekommt es schon mit der Angst zu tun, dass ich da nicht genug Luft kriege oder nicht rechtzeitig oder ja auch Panik, wenn es richtig lange dauert",
erzählt eine Frau, die schon mal heftig husten und nach Luft schnappen musste. Diese Reaktion ist ein angeborener Schutzmechanismus der Atemwege, erklärt die Oberärztin Dr. Ruth Lang-Roth, von der Hals-Nasen-Ohren-Abteilung an der Uniklinik Köln. Dort leitet sie den Bereich Phoniatrie und Pädaudiologie:
"In der Luftröhre haben wir Sensoren, also das heißt Rezeptoren, die feststellen, da ist was, was da nicht hineingehört und das löst dann diesen Hustenstoß aus, den wir gar nicht wirklich gut kontrollieren können, sondern Sinn ist ja, die Nahrungsbestandteile wieder herauszubekommen."
Aber eigentlich verschluckt sich ein gesunder Erwachsener eher selten, jedenfalls, wenn man bedenkt, wie oft jeder von uns schluckt: immerhin zwischen 1000 und 3000 Mal täglich. Meistens klappt es reibungslos:
"Wenn ich schlucke, sind die Atemwege gesichert und die Speiseröhre geht auf.”
Anders ist das bei Säuglingen und kleinen Kindern, die noch lernen müssen, Nahrung klein zu kauen und Spielzeug nicht in den Mund zu nehmen. Sie verschlucken sich häufiger. Genauso wie ältere Menschen mit neurologischen Erkrankungen wie Parkinson, Multiple Sklerose oder Schlaganfall-Patienten, die häufig unter Schluckstörungen leiden. Normalerweise fließt die im Mund zerkleinerte Nahrung breiartig in die Speiseröhre - vorbei an der Luftröhre, die sich am oberen Ende reflexartig schließt. Dazu arbeiten mehrere Muskeln im Rachenraum zusammen - alles zeitlich genau aufeinander abgestimmt. Da genügt ein kleines Signal an der falschen Stelle und schon gerät der Ablauf durcheinander: Dann ist die Luftröhre durchlässig und Essen gelangt hinein, erklärt die Oberärztin Ruth Lang-Roth:
"Ganz, ganz selten führt es eben zu Problemen, dass die Nahrungsreste nicht wieder rauskommen und sich dann erstmal in der Luftröhre oder vielleicht im Abgang zu den Hauptbronchien verhaken, und dann kann je nachdem wie viel Lungengewebe nicht beatmet wird, wird es problematisch. Im schlimmsten Fall kann man an dem Verschlucken ersticken."
Soweit muss es aber nicht kommen, denn zumindest Erste Hilfe leisten kann jeder, meint der Notfallmediziner Dr. Jochen Hinkelbein von der Uniklinik Köln. Hinkelbein ist dort geschäftsführender Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin:
"Beim Erwachsenen, der hustet, dem sollte man leichte oder auch festere Schläge auf den Rücken geben zwischen die Schulterblätter, um das Raushusten zu verstärken, zu vereinfachen. Vielleicht auch ein bisschen den Kopf nach unten, damit die Schwerkraft auch noch weiter helfen kann."
Wenn es nicht besser wird, kann man auch den sogenannten Heimlich-Handgriff anwenden, der in vielen Erst-Hilfe-Kursen gezeigt wird. Jeder Laie sollte diesen Griff mal gesehen haben:
"Beim Heimlich-Handgriff umfasst man den Patienten von hinten mit beiden Armen und drückt dann ruckartig in die Magengrube. Das führt dazu, dass im Bauch der Druck erhöht wird und auch der Druck auf die Lungen erhöht wird und dadurch das Heraushusten vom Fremdkörper vereinfacht wird. Der Heimlich-Handgriff wird allerdings nur bei Erwachsenen angewendet und nicht bei Kindern."
Denn bei Kindern und Säuglingen kann Druck auf den Bauch zu inneren Blutungen führen. Man sollte die Kleinen auch nicht an den Beinen hochheben, erklärt der Mediziner Hinkelbein.
"Hier kann es auch zu Blutungen im Kopf kommen und das ist natürlich nachhaltig sehr schlecht für das Kind."
Stattdessen sollten Erwachsene den Säugling mit dem Gesicht nach unten in Bauchlage auf einen Arm oder Oberschenkel legen ...
" ... und dann fünf Schläge wohldosiert zwischen die Schulterblätter geben. Man kann auch hier den Kopf bisschen nach unten halten leicht, muss aber dafür sorgen, dass der Fremdkörper, der hoch gehustet wird, auch wirklich den Mund verlassen kann und nach draußen kommt."
Und Kinder, die stehen können, sollten sich beim Erwachsenen über die Beine beugen. Doch wenn alles nichts hilft, muss rasch ein Notarzt gerufen werden. Was aber selten nötig ist. Meistens läuft sowieso alles glimpflich ab: Man hustet das Verschluckte heraus. Bleibt trotzdem das Gefühl, etwas in den Atemwegen zu haben, hat das mit der Schleimhautreizung zu tun. Sollten sich aber tatsächlich Brotkrümel oder etwas anderes Essbares in den Atemwegen festsetzen, baut der der Körper das langsam ab - dort entzündet sich das Gewebe. Oftmals sind dann auch Antibiotika notwendig. Wenn es jedoch ganz schlimm wird, hilft womöglich nur noch eine Operation: Dabei schaut der Arzt mit einem starren Bronchoskop unter Narkose in die Luftröhre hinein und holt die Fremdkörper mit einer speziellen Zange heraus. Was auch bei festsitzenden Plastik- oder Metallstückchen meist sein muss. Denn die baut der Körper nicht ab."
Vom Verschlucken spricht man in manchen Regionen aber auch, wenn etwas Falsches in die Speiseröhre hinein gelangt. Etwa zu große Fleischstücke, die sich an einer der Engstellen festsetzen, wie die HNO-Ärztin Ruth Lang-Roth erklärt:
"Die Speiseröhre versucht das dann nach unten zu pumpen. Das klappt dann nicht und das bleibt hängen. Und hinter dem Brustkorb führt das dann zu starken Schmerzen. Die Patienten kommen in die Klinik, man kann versuchen durch Medikamente, die Muskulatur ein bisschen ruhig zu stellen, zu schauen, ob der Nahrungsbrocken dann abgeht, aber ganz oft muss man den unter Narkose rausholen."
Sonst können sich Druckgeschwüre bilden oder die Speiseröhre reißt sogar ein. Älteren Menschen etwa können Teile von Prothesen gefährlich werden. Sie klemmen sich fest, verletzen das Gewebe, sodass Bakterien schwere Infektionen im Brustraum verursachen können. Um jede Art von Verschlucken zu verhindern, gibt es zumindest für gesunde Menschen eine einfache Methode vorzubeugen: aufmerksam essen und alles gut durchkauen statt zu schlingen.