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Radiolexikon Gesundheit: Hühneraugen

Hühnerauge - klingt harmlos, trotzdem sind die Hornschwielen am Fuß ausgesprochen störend bis schmerzhaft. Sie entstehen in der Regel durch schlecht sitzende Schuhe und haben einen nach innen gerichtete Zapfen, der Druck auf die darunter liegende Knochenhaut ausübt. Wie entstehen sie und wie wird man sie wieder los?

Von Mirko Smiljanic |
    Hühner so weit das Auge reicht, Schnäbel, Augen - kleine Augen. Irgendwann im späten Mittelalter war's, da hatte ein Medicus beim Anblick schmerzhafter Schwielen am Fuß die Assoziation eines kleinen Auges. Wahlweise das eines Huhnes, einer Elster oder eine Krähe. Hühneraugen heißen seither diese schmerzhaften Stellen - manchmal auch Elstern- oder Krähenauge - weil in der Mitte der Schwiele ein augenähnlicher Punkt sitzt. Wer Hühneraugen hat, braucht Hilfe. Entweder vom Arzt oder von einer medizinischen Fußpflegerin.

    "Auf dem zweiten Zeh, kann es sein, dass Sie da sehr große Schmerzen haben?"

    ... fragt rein rhetorisch die Podologin und medizinische Fußpflegerin Andrea Weber aus Bergisch Gladbach. Die Antwort weiß sie natürlich, es tut ziemlich weh, ...

    " ... weil das sieht aus, als hätten Sie da ein sehr kräftiges Hühnerauge unter dem Horn verborgen. Ich denke, da sollte ich Ihnen das Horn mal entfernen und das Hühnerauge rausholen, dann wird es sicherlich nicht mehr so schmerzen. Dann fange ich erstmal an mit dem Skalpell das Horn zu entfernen und werde dann sehen, ob ich später noch mit dem Fräser tiefe gehe, um dann so gut es geht den Kern auch wirklich rauszuholen."

    Bevor die Behandlung an der dicken Beule des zweiten Zehs beginnt, ein paar Informationen über Hühneraugen von der Bonner Hautärztin Dr. Patrizia Kalus-Kulus. Ein Hühnerauge entsteht fast immer ...

    " ... im Bereich der Füße, bei Senk-, Spreizfüßen, sprich Fehlstellungen der Füße,..."

    ... "fast immer" deshalb, weil die schmerzhafte Schwiele theoretisch überall vorkommen kann, auch an der Hand zum Beispiel. Die Füße sind deshalb fast immer betroffen, weil sie großen Druck aushalten müssen.

    " ... dabei kommt es durch falsche Belastung der Fußsohle zu einer Verdickung der Hornhaut, die, wenn sie in die Nähe der Gelenke gelangt oder der Knochen laut, schon bei geringem Druck einen massiven Schmerz auslösen kann."

    Medizinisch betrachtet sind Hühneraugen schmerzhafte Hornschwielen mit einem kegelförmigen, in die Tiefe gerichteten Sporn oder Hornkonus. Dadurch entsteht ein chronischer Druck auf die knochennahe Haut, was ausgesprochen weh tut. Dieser Sporn macht auch den Unterschied zwischen schlichten Schwielen und Hühneraugen aus.

    "Bei der Schwiele handelt es sich um einen größeren Bereich, der durch Druck zu einer Verdickung der Hornhaut führt, beim Hühnerauge ist das eine Horn artige Verdickung der Hornhaut, die wie ein Nagel in die Fußsohle sticht und somit Schmerzen auslöst."

    Fachleute unterscheiden abhängig vom Ort des Auftretens und der Beschaffenheit unterschiedliche Hühneraugenformen. Besonders häufig treten sie bei deformierten Zehen auf, dem Hammerzeh etwa.

    "Der Hammerzeh sieht aus wie eine Kralle, das Mittelfußknöchelchen wird fast steif, so dass es im Schuhe einen erhöhten Druck gibt zwischen Mittelfußknochen und Schuh. "

    Die Hühneraugen selbst werden in mehrere Gruppen unterteilt: Da sind zunächst weiche und harte Hühneraugen.

    "Harte Hühneraugen finden sich häufig auf den Zehen und Gelenken oder auf den Zehenkuppen, zwischen den Zehen sind die weichen Hühneraugen, die finden Sie so eine mazerierte, aufgeweichte Haut, da ist es auch nicht so einfach, diesen Hornkern zu entfernen, weil es keinen wirklichen harten Kern gibt,..."

    ... und der Zugang zum Hühnerauge zwischen den Zehen schon aus Platzgründen schwierig ist. Wirklich kompliziert sind aber andere Fälle.

    "Hühneraugen, wo Nerven sich mit reingezogen haben, Blutgefäße sich mit reingezogen haben. Es gibt auch Warzen, es ist auch nicht so einfach, ein Hühnerauge unterm Fuß von einer Dornwarze zu unterscheiden."

    Mitunter hat sich das Hühnerauge entzündet und unter der Schwiele eine Eiterbeule gebildet, die zunächst entfernt werden muss. Bei sehr komplizierten Fällen sind dafür ambulante Operationen notwendig. Grundsätzlich sollte gelten: Niemals selbst Hand anlagen, vor allem nicht mit den beliebten Hornhauthobeln.

    "Hornhauthobel ist bei Hühneraugen gerade nicht hilfreich, weil es doch eine kleine Stelle ist, die tiefer in die Haut eindringt, und wenn es jetzt auch zwischen den Zehen ist, dann ist es selbst mit einem Skalpell schwierig da ran zu kommen, da nimmt man dann je nach dem wie man zurecht kommt, vom Skalpell über den Fräser oder die Hautzange verschiedene Techniken, ich denke mal, für einen selber ist es sehr, sehr schwierig, man sieht ja auch nichts, man kommt ja auch gar nicht richtig ran, das ist auch ein Problem."

    Weiche Hühnerauge mit Messern oder Scheren zu beseitigen, ist höchst riskant wegen der damit einhergehenden Verletzungs- und Infektionsgefahr. Zur Vorsicht rät Andrea Weber zudem bei Hühneraugen-Pflastern. Sie enthalten ätzende Salizylsäure, um die Haut aufzuweichen.

    "Diese Hühneraugenpflaster, die man überall kaufen kann, die haben den Nachteil, sie verrutschen gerne und greifen die gesunde Haut drum herum an und das Hühnerauge freut sich seines Lebens, also wird davon überhaupt nicht beeinträchtigt. Ich finde es auch schlimm, dass man diese Sachen ohne Bedenken überall kaufen kann, ohne Warnhinweise, die irgendwo groß drauf stehen,..."

    ... und vor allem Diabetiker darauf aufmerksam machen, dass diese Pflaster nichts bei ihnen zu suchen haben. Diabetiker haben ein eingeschränktes Schmerzempfinden und spüren deshalb Hühneraugen oder andere Wunden am Fuß häufig zu spät.

    "Gerade bei Diabetikern kann es zu Infektionen bei Verletzungen kommen, deshalb sollte man das zunächst einmal unterlassen. Das wichtigste ist ja auch die Behebung der Fußfehlstellung, das Abtragen alleine zu keiner Besserung führen, da müsste man schon täglich abtragen."

    Das Hühnerauge zu entfernen, ohne die gleichzeitig die Ursache zu beheben, ist sinnlos. Und die Ursache sind in vielen Fällen zu enge Schuhe. Weit und bequem sollten die Schuhe für denjenigen sein, der häufig an Hühneraugen leidet. Eine Podologin rät gar zum radikalen Schnitt: Zu enge Schuhe wegwerfen, gleichgültig was sie gekostet haben! Auf jeden Fall müssen Druck und Reibung reduziert werden, nur so lassen sich die lästigen Schwielen einigermaßen verhindern. Aber selbst dann, sagt Andrea Weber, kommen sie hin und wieder vor.

    "Ich denke, so manche Sache kann man nicht lebenslang verhindern, wenn ich die Veranlagung habe, einen Spreizfuß zu haben und später die Fußdeformationen, dann ist das wahrscheinlich nicht auszuschließen, dass ich vielleicht Hühneraugen bekommen werde."

    Hühner so weit das Auge reicht, Schnäbel, Augen, kleine Augen - Hühneraugen. Wirklich schlimm sind sie nur in Ausnahmefällen, schmerzhaft fast immer auf jeden Fall ausgesprochen lästig. Der Besuch bei einer Podologin ist in jedem Fall sinnvoll!