" In meinem Fall, das ist Morgen- und Abendritual, weil eigentlich auch abends, bevor man schlafen geht, sollte man die Zähne putzen, Zunge sauber machen. Das ist wirklich eine Tradition und fast ein tägliches morgendliches Ritual bei uns in fast allen Teilen Indiens. Mindestens auf den ländlichen Gebieten und so kann man das überall morgens sehen, die Leute erzählen dabei, die erzählen irgendwelche Geschichten, was in der Familie los ist und dabei putzen sie ihre Zähne und machen die Zunge sauber."
Ram Yadav lebt seit vielen Jahren in Deutschland. Er hatte sich die traditionelle indische Art der Mundhygiene hier abgewöhnt, bis er vor drei Jahren beim Zahnarzt war.
" Ich hatte Probleme mit Zahnfleisch, Parodontosis, und mir wurde gesagt, ich soll nicht nur die Zähne putzen, sondern auch die Zunge sauber machen und ich hab gesagt, das hab ich in meiner Kindheit immer gemacht. Seitdem ich in Deutschland bin, hab ich abgewöhnt. Also hat der Zahnarzt mich dazu zurückgebracht.(lacht)"
" Wasser läuft, so, erst muss ich natürlich die Zähne putzen, so und jetzt, wie es bei uns üblich ist, muss ich meine Zunge reinigen mit diesem Schaber, das ist so ein dünnes stahlstabähnliches Ding, was man in der Mitte so krümmen kann und damit kann man hier die Zunge hin- und herschieben. Also ich versuche mal, so da kommt immer was dickflüssiges weißes runter, man macht drei- bis viermal, so, und danach spült man den Mund gründlich, das müsste schon reichen."
Schlechter Atem und Mundgeruch - weit verbreitet aber unerwünscht. Schätzungsweise fünf Prozent der Bevölkerung leidet dauerhaft unter üblem Atem - nicht nur nach einem herzhaften Essen mit Zwiebeln oder Knoblauch. Eine Ursache kann sein: schlechte Mundhygiene. Doch vor allem frühmorgens nach dem Aufstehen, bevor man etwas getrunken und gegessen hat und die Zähne nicht geputzt sind, hat fast jeder - schlechten Atem.
" Die andere Ursache ist die, dass das Epithel, also die oberflächliche Schicht der Schleimhaut abgeschilfert wird, ähnlich wie bei der Haut. Haut schuppt ja auch. Und wenn diese abgeschilferten Zellen nicht abtransportiert werden, zum Beispiel durch Speichel, dann können sie auch durch Bakterien zersetzt werden und führen dann zu Mundgeruch.
Das ist zum Beispiel die Erklärung auch dafür, warum man morgens eher Mundgeruch hat, weil sich dann über Nacht dieses abgeschilferte Epithel bildet und auch nicht abtransportiert wird, nicht runtergeschluckt wird und dadurch können Bakterien es zersetzen und das führt eben zu Mundgeruch."
Professor Friedrich Bootz ist Direktor der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde der Universität Bonn.
"An Erkrankungen muss man hauptsächlich entzündliche Veränderungen der Schleimhaut erwähnen, das kann zum Beispiel ein Herpesinfekt sein, also die typischen Bläschen, die man sehr häufig im Bereich der Unterlippe aber auch der Oberlippe hat, aber auch die Schleimhäute in der Mundhöhle können befallen sein. Dann akute Entzündungen, auch bakterielle Entzündungen im Bereich der Mandeln. Hier gibt es wieder ganz typische Erkrankungen, die dann einen entsprechenden Geruch erzeugen, zum Beispiel die Diphterie, die man heute extrem selten sieht, hat einen süßlichen Geruch, dann die so genannte Angina Plaut Vincent, eine ganz besondere Form der Mandelentzündung, hat eher einen fauligen Geruch und ansonsten ist es einfach ein unangenehmer Geruch bei einer akuten aber auch bei chronischen Mandelentzündungen."
Ähnlich wie in der Mundhöhle kann es auch im Bereich der Mandel durch abgeschilferte Hautzellen zu Mundgeruch kommen.
" Die Mandel verfügt über sehr viele Buchten und in diesen Buchten kann sich eben auch die oberflächliche Epithelschicht lösen und wenn sie nicht direkt abgestoßen wird sondern in dieser Bucht verbleibt, kann sie dort auch bakteriell zersetzt werden und das führt dann auch zu einem üblen Mundgeruch. Das kann soweit gehen, dass dem Patient sogar die Mandelentfernung angeraten wird und er das auch dankend annimmt. "
Sogar die Nase kann Ursache für Geruchsbildung sein. Dort können sich durch Schleimhautveränderungen und trockene Schleimhäute Borken bilden, also Schleim, der austrocknet. Wenn der nun bakteriell zersetzt wird, führt das ebenfalls zu einem unangenehmen Geruch.
" Man muss differenzieren zwischen lokalen Ursachen, die direkt in der Mundhöhle entstehen oder auch im Mundrachen und allgemeinen Erkrankungen wie zum Beispiel Lebererkrankungen, Nierenerkrankungen oder auch Diabetes, also bei der Zuckererkrankung. "
Diese Patienten haben oft einen ganz typischen Mundgeruch, der auch den Arzt auf die Diagnose hinleiten kann.
" Bei der Zuckerkrankheit ist es so ein Azetongeruch, so ein birnenartiger Geruch, dann ist es bei der Nierenerkrankung so ein harnstoffartiger Geruch, es riecht auch zum Teil fast wie Urin, auch die Harnsäure wird von Bakterien zum Teil in der Mundhöhle noch zersetzt und bei der Lebererkrankung ist es eher ein zum Teil bitterer Geruch."
Mundgeruch und schlechter Atem - darüber wird kaum gesprochen. Denn selber nimmt man den Geruch des eigenen Atems kaum wahr. Bemerkt wird er von den anderen und die sagen nur selten etwas.
Ansprechpartner bei Verdacht auf Mundgeruch ist zuerst einmal der Zahnarzt, dann der Hals-Nasen-Ohrenarzt und erst dann eventuell der Internist oder Urologe. Denn in den meisten Fällen liegt die Ursache für Mundgeruch im Mund- und Rachenraum und nicht im Magen, wie oft vermutet wird.
" Also ich reinige meine Zunge eigentlich jeden Tag und komme ganz gut damit zurecht, mache das nicht mit meiner Zahnbürste, weil ich da starken Würgereiz sonst habe und mache das auf Anraten meines Zahnarztes mit einem Zungenschaber. "
Özgür Gündüz, Patientin der Zahnklinik der Universität Köln, nutzt nun einen speziellen Zungenschaber, der in Apotheken und Drogerien erhältlich ist.
" Man hat ja morgens öfter Mundgeruch, der unangenehm sein kann, ja und daraufhin hab ich meinen Zahnarzt angesprochen, ob es eine Möglichkeit gibt, das ein bisschen einzudämmen und er hat mich auf die Idee gebracht, dass es auch die Möglichkeit der Zungenreinigung gibt. "
Es gibt Bakterien, die die Zunge als Rückzugsreservoir nutzen, um später wieder in die Zahnfleischtaschen zu gehen und dort Entzündungen zu produzieren.
Am wirkungsvollsten bekämpft man schlechten Atem dort, wo er entsteht - und das ist meistens in der Mundhöhle. Pfefferminz und Kaugummi helfen da wenig. Sie überdecken den Geruch höchstens kurzfristig.
Begünstigt wird Mundgeruch, wenn man mit offenem Mund schläft oder schnarcht, weil die Mundhöhle dann austrocknet. Aber auch Alkoholgenus und Rauchen können Mundgeruch fördern, so Professor Michael Noack, Geschäftsführender Direktor am Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universität Köln:
" Durch das Rauchen verändert man den ph-Wert der Mundhöhle. Dadurch verändern sich die Milieubedingungen. Raucher haben auch mehr Zahnsteinbildung, haben auch einen veränderten Speichelfluss, so dass sich die gesamten ökologischen Parameter der Mundhöhle verändern und insgesamt einfach mehr Bakterien in der Mundhöhle vorhanden sind."
Inzwischen wird sogar für Geräte geworben, mit denen man Mundgeruch messen kann. Das so genannte "Halimeter" ist relativ empfindlich und die Verfahrensabläufe nicht gerade einfach, weshalb das Gerät vor allem für Wissenschaftler von Nutzen ist.
Doch der Zahnarzt kann auch ohne solch ein Gerät schnell erkennen, woher der Mundgeruch kommt.
" Man sollte zunächst mal schauen, liegt eine Parodontitis vor, also eine Erkrankung, die als Ursache in Frage kommt. Liegt eine Zahnfleischentzündung vor oder aber wie dicht ist die Zunge mit einem Biofilm, also mit einem Bakterienrasen besiedelt. Das sind diagnostische Merkmale, die man ohne Geräte ganz schnell diagnostizieren kann und mit dem Patienten besprechen, dass man leicht zu einer Therapieempfehlung kommen kann."
" Gut, wir haben jetzt über die wesentlichen Punkte der Prophylaxe gesprochen. Mich würde mal interessieren, haben Sie sich schon mal über Zungenreinigung informiert oder ist das vielleicht sogar etwas, was Sie im Alltag praktizieren?
- Also intensiv informiert darüber hab ich mich nicht. Was ich selber mache, ist, dass ich nach dem Zähneputzen mit der Zahnbürste auch die Zunge reinige
- Mh, das ist ein Verfahren, was ich als eher nicht günstig einschätzen würde. Das Problem ist nämlich, dass auf der Zunge sehr viele Bakterien sitzen und dass viele von den Bakterien auch auf der Zahnbürste sitzen bleiben können und beim nächsten Zähneputzen besteht dann das Problem, dass man eine schmutzige Zahnbürste hat, mit der man eigentlich die Zähne von bakteriellem Zahnbelag befreien möchte.
Empfehlenswert ist deshalb eher, zum Zähneputzen eine Zahnbürste zu nehmen und für die Zunge einen Zungenschaber oder eine Zungenbürste, die speziell dafür geeignet ist. Die übrigens auch den Vorteil hat, dass man weniger Probelme mit Würgereiz hat.
- Ich bin davon ausgegangen, dass wenn man nach der Zungenreinigung mit der Zahnbürste, die Zahnbürste dann gut abspült, dass das zur Reinigung ausreichen würde.
- Allerdings gibt es ein paar Bakterien, die darauf spezialisiert sind, gerade an hartem Gewebe fest zu haften. Insbesondere, wenn die Zahnbürste nicht 100prozentig austrocknet., dann kann die Gefahr bestehen, dass noch Keime an der Zahnbürste sind. Also es macht schon mehr Sinn, dafür ein Spezialinstrument zu benutzen."
Die mechanische Reinigung der Zunge gehört in anderen Kulturkreisen, wie etwa in Indien, zur normalen täglichen Mundhygiene. Sie führt zu einer deutlichen Reduktion flüchtiger Schwefelverbindungen und damit zu einer Verringerung des Mundgeruchs. Ram Yadav:
" Ich würde sagen, das ist mindestens ein paar tausend Jahre alte Tradition. Ich kenne das anders nicht. Die Leute gewöhnen sich das langsam jetzt ab, weil sie langsam ein westlich beeinflusstes Leben annehmen. Aber früher hat jeder gemacht. Und Zahnbürste und Zahnpasta, das sind ganz neue Erscheinungen. Früher hatten wir diese Dinge nicht. Aber die normalen Leute haben sich mit Neemzweigen, oder es gibt noch ein paar andere Bäume, von denen die Zweige hat man als Zahnbürste und Zahnschaber benutzt."
Ram Yadav lebt seit vielen Jahren in Deutschland. Er hatte sich die traditionelle indische Art der Mundhygiene hier abgewöhnt, bis er vor drei Jahren beim Zahnarzt war.
" Ich hatte Probleme mit Zahnfleisch, Parodontosis, und mir wurde gesagt, ich soll nicht nur die Zähne putzen, sondern auch die Zunge sauber machen und ich hab gesagt, das hab ich in meiner Kindheit immer gemacht. Seitdem ich in Deutschland bin, hab ich abgewöhnt. Also hat der Zahnarzt mich dazu zurückgebracht.(lacht)"
" Wasser läuft, so, erst muss ich natürlich die Zähne putzen, so und jetzt, wie es bei uns üblich ist, muss ich meine Zunge reinigen mit diesem Schaber, das ist so ein dünnes stahlstabähnliches Ding, was man in der Mitte so krümmen kann und damit kann man hier die Zunge hin- und herschieben. Also ich versuche mal, so da kommt immer was dickflüssiges weißes runter, man macht drei- bis viermal, so, und danach spült man den Mund gründlich, das müsste schon reichen."
Schlechter Atem und Mundgeruch - weit verbreitet aber unerwünscht. Schätzungsweise fünf Prozent der Bevölkerung leidet dauerhaft unter üblem Atem - nicht nur nach einem herzhaften Essen mit Zwiebeln oder Knoblauch. Eine Ursache kann sein: schlechte Mundhygiene. Doch vor allem frühmorgens nach dem Aufstehen, bevor man etwas getrunken und gegessen hat und die Zähne nicht geputzt sind, hat fast jeder - schlechten Atem.
" Die andere Ursache ist die, dass das Epithel, also die oberflächliche Schicht der Schleimhaut abgeschilfert wird, ähnlich wie bei der Haut. Haut schuppt ja auch. Und wenn diese abgeschilferten Zellen nicht abtransportiert werden, zum Beispiel durch Speichel, dann können sie auch durch Bakterien zersetzt werden und führen dann zu Mundgeruch.
Das ist zum Beispiel die Erklärung auch dafür, warum man morgens eher Mundgeruch hat, weil sich dann über Nacht dieses abgeschilferte Epithel bildet und auch nicht abtransportiert wird, nicht runtergeschluckt wird und dadurch können Bakterien es zersetzen und das führt eben zu Mundgeruch."
Professor Friedrich Bootz ist Direktor der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde der Universität Bonn.
"An Erkrankungen muss man hauptsächlich entzündliche Veränderungen der Schleimhaut erwähnen, das kann zum Beispiel ein Herpesinfekt sein, also die typischen Bläschen, die man sehr häufig im Bereich der Unterlippe aber auch der Oberlippe hat, aber auch die Schleimhäute in der Mundhöhle können befallen sein. Dann akute Entzündungen, auch bakterielle Entzündungen im Bereich der Mandeln. Hier gibt es wieder ganz typische Erkrankungen, die dann einen entsprechenden Geruch erzeugen, zum Beispiel die Diphterie, die man heute extrem selten sieht, hat einen süßlichen Geruch, dann die so genannte Angina Plaut Vincent, eine ganz besondere Form der Mandelentzündung, hat eher einen fauligen Geruch und ansonsten ist es einfach ein unangenehmer Geruch bei einer akuten aber auch bei chronischen Mandelentzündungen."
Ähnlich wie in der Mundhöhle kann es auch im Bereich der Mandel durch abgeschilferte Hautzellen zu Mundgeruch kommen.
" Die Mandel verfügt über sehr viele Buchten und in diesen Buchten kann sich eben auch die oberflächliche Epithelschicht lösen und wenn sie nicht direkt abgestoßen wird sondern in dieser Bucht verbleibt, kann sie dort auch bakteriell zersetzt werden und das führt dann auch zu einem üblen Mundgeruch. Das kann soweit gehen, dass dem Patient sogar die Mandelentfernung angeraten wird und er das auch dankend annimmt. "
Sogar die Nase kann Ursache für Geruchsbildung sein. Dort können sich durch Schleimhautveränderungen und trockene Schleimhäute Borken bilden, also Schleim, der austrocknet. Wenn der nun bakteriell zersetzt wird, führt das ebenfalls zu einem unangenehmen Geruch.
" Man muss differenzieren zwischen lokalen Ursachen, die direkt in der Mundhöhle entstehen oder auch im Mundrachen und allgemeinen Erkrankungen wie zum Beispiel Lebererkrankungen, Nierenerkrankungen oder auch Diabetes, also bei der Zuckererkrankung. "
Diese Patienten haben oft einen ganz typischen Mundgeruch, der auch den Arzt auf die Diagnose hinleiten kann.
" Bei der Zuckerkrankheit ist es so ein Azetongeruch, so ein birnenartiger Geruch, dann ist es bei der Nierenerkrankung so ein harnstoffartiger Geruch, es riecht auch zum Teil fast wie Urin, auch die Harnsäure wird von Bakterien zum Teil in der Mundhöhle noch zersetzt und bei der Lebererkrankung ist es eher ein zum Teil bitterer Geruch."
Mundgeruch und schlechter Atem - darüber wird kaum gesprochen. Denn selber nimmt man den Geruch des eigenen Atems kaum wahr. Bemerkt wird er von den anderen und die sagen nur selten etwas.
Ansprechpartner bei Verdacht auf Mundgeruch ist zuerst einmal der Zahnarzt, dann der Hals-Nasen-Ohrenarzt und erst dann eventuell der Internist oder Urologe. Denn in den meisten Fällen liegt die Ursache für Mundgeruch im Mund- und Rachenraum und nicht im Magen, wie oft vermutet wird.
" Also ich reinige meine Zunge eigentlich jeden Tag und komme ganz gut damit zurecht, mache das nicht mit meiner Zahnbürste, weil ich da starken Würgereiz sonst habe und mache das auf Anraten meines Zahnarztes mit einem Zungenschaber. "
Özgür Gündüz, Patientin der Zahnklinik der Universität Köln, nutzt nun einen speziellen Zungenschaber, der in Apotheken und Drogerien erhältlich ist.
" Man hat ja morgens öfter Mundgeruch, der unangenehm sein kann, ja und daraufhin hab ich meinen Zahnarzt angesprochen, ob es eine Möglichkeit gibt, das ein bisschen einzudämmen und er hat mich auf die Idee gebracht, dass es auch die Möglichkeit der Zungenreinigung gibt. "
Es gibt Bakterien, die die Zunge als Rückzugsreservoir nutzen, um später wieder in die Zahnfleischtaschen zu gehen und dort Entzündungen zu produzieren.
Am wirkungsvollsten bekämpft man schlechten Atem dort, wo er entsteht - und das ist meistens in der Mundhöhle. Pfefferminz und Kaugummi helfen da wenig. Sie überdecken den Geruch höchstens kurzfristig.
Begünstigt wird Mundgeruch, wenn man mit offenem Mund schläft oder schnarcht, weil die Mundhöhle dann austrocknet. Aber auch Alkoholgenus und Rauchen können Mundgeruch fördern, so Professor Michael Noack, Geschäftsführender Direktor am Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universität Köln:
" Durch das Rauchen verändert man den ph-Wert der Mundhöhle. Dadurch verändern sich die Milieubedingungen. Raucher haben auch mehr Zahnsteinbildung, haben auch einen veränderten Speichelfluss, so dass sich die gesamten ökologischen Parameter der Mundhöhle verändern und insgesamt einfach mehr Bakterien in der Mundhöhle vorhanden sind."
Inzwischen wird sogar für Geräte geworben, mit denen man Mundgeruch messen kann. Das so genannte "Halimeter" ist relativ empfindlich und die Verfahrensabläufe nicht gerade einfach, weshalb das Gerät vor allem für Wissenschaftler von Nutzen ist.
Doch der Zahnarzt kann auch ohne solch ein Gerät schnell erkennen, woher der Mundgeruch kommt.
" Man sollte zunächst mal schauen, liegt eine Parodontitis vor, also eine Erkrankung, die als Ursache in Frage kommt. Liegt eine Zahnfleischentzündung vor oder aber wie dicht ist die Zunge mit einem Biofilm, also mit einem Bakterienrasen besiedelt. Das sind diagnostische Merkmale, die man ohne Geräte ganz schnell diagnostizieren kann und mit dem Patienten besprechen, dass man leicht zu einer Therapieempfehlung kommen kann."
" Gut, wir haben jetzt über die wesentlichen Punkte der Prophylaxe gesprochen. Mich würde mal interessieren, haben Sie sich schon mal über Zungenreinigung informiert oder ist das vielleicht sogar etwas, was Sie im Alltag praktizieren?
- Also intensiv informiert darüber hab ich mich nicht. Was ich selber mache, ist, dass ich nach dem Zähneputzen mit der Zahnbürste auch die Zunge reinige
- Mh, das ist ein Verfahren, was ich als eher nicht günstig einschätzen würde. Das Problem ist nämlich, dass auf der Zunge sehr viele Bakterien sitzen und dass viele von den Bakterien auch auf der Zahnbürste sitzen bleiben können und beim nächsten Zähneputzen besteht dann das Problem, dass man eine schmutzige Zahnbürste hat, mit der man eigentlich die Zähne von bakteriellem Zahnbelag befreien möchte.
Empfehlenswert ist deshalb eher, zum Zähneputzen eine Zahnbürste zu nehmen und für die Zunge einen Zungenschaber oder eine Zungenbürste, die speziell dafür geeignet ist. Die übrigens auch den Vorteil hat, dass man weniger Probelme mit Würgereiz hat.
- Ich bin davon ausgegangen, dass wenn man nach der Zungenreinigung mit der Zahnbürste, die Zahnbürste dann gut abspült, dass das zur Reinigung ausreichen würde.
- Allerdings gibt es ein paar Bakterien, die darauf spezialisiert sind, gerade an hartem Gewebe fest zu haften. Insbesondere, wenn die Zahnbürste nicht 100prozentig austrocknet., dann kann die Gefahr bestehen, dass noch Keime an der Zahnbürste sind. Also es macht schon mehr Sinn, dafür ein Spezialinstrument zu benutzen."
Die mechanische Reinigung der Zunge gehört in anderen Kulturkreisen, wie etwa in Indien, zur normalen täglichen Mundhygiene. Sie führt zu einer deutlichen Reduktion flüchtiger Schwefelverbindungen und damit zu einer Verringerung des Mundgeruchs. Ram Yadav:
" Ich würde sagen, das ist mindestens ein paar tausend Jahre alte Tradition. Ich kenne das anders nicht. Die Leute gewöhnen sich das langsam jetzt ab, weil sie langsam ein westlich beeinflusstes Leben annehmen. Aber früher hat jeder gemacht. Und Zahnbürste und Zahnpasta, das sind ganz neue Erscheinungen. Früher hatten wir diese Dinge nicht. Aber die normalen Leute haben sich mit Neemzweigen, oder es gibt noch ein paar andere Bäume, von denen die Zweige hat man als Zahnbürste und Zahnschaber benutzt."