Am nächsten dran an der medizinischen Wahrheit waren die Chinesen, im 13. Jahrhundert schon: "Das Fell des Bauches spielt das Spiel der tanzenden Wogen!"
" Der Schluckauf ist eigentlich nichts weiter als eine plötzliche Verkrampfung des Zwerchfells, das ist der Muskel, der sich unter der Lunge ausspannt, und normalerweise würde einfach Luft rausgepresst aus den Lungen, da sich die Stimmritze aber verschließt, bleibt die Luft in der Lunge, das wird etwas komprimiert, und es entsteht dann durch die Druckbewegung nach oben hin der Hickser."
Physiologisch ist das Rätsel inzwischen also gelöst. Vermutlich ein Relikt aus der menschlichen Entwicklungsgeschichte, wie Ulrich Schwantes, Professor für Allgemeinmedizin an der Berliner Charité, weiter erklärt:
" Man glaubt, dass das Ganze möglicherweise eben bei den ungeborenen Kindern einen Sinn hat, weil da die Lungentätigkeit noch nicht stattfindet, es wird quasi vorweg trainiert, gleichzeitig muss natürlich, damit eben in dieser Zeit keine Flüssigkeit, kein Fruchtwasser in die unreifen Lungen des Ungeborenen hineinkommen, sorgfältig vom Körper darauf geachtet werden, dass gleichzeitig auch sich sozusagen reflektorisch die Stimmritze verschließt."
Außerhalb des Mutterleibes sind es vor allem die Begleiterscheinungen des modernen Lebens, die den Menschen zum Hicksen bringen können: zu rasches Essen oder Trinken, sehr kalte oder heiße Speisen, stark kohlensäurehaltige Getränke oder zu viel Alkohol. Auch Stress verursacht Schluckauf: wenn essen, telefonieren und Luft holen mal wieder gleichzeitig passieren sollen. Und Lachen endet bisweilen "schluchzend".
" Vermittelt wird dieser Reflex über einen bestimmten Nerven, Nervus phrenicus, wenn dieser Nerv gereizt wird durch eine ungewohnte Schluckaktion, beispielsweise, und dieser Nerv ein bisschen gedehnt wird, gezerrt wird, dann kann es zu einem solchen Reflex kommen, das kennt jeder. Man schluckt etwas und kurze Zeit später kommen diese Hickser, die vielleicht 4, 5 mal oder auch 12mal hinter einander geschehen, das drückt ja dann richtig bei verschiedenen Menschen bis in den Kehlkopf, und wenn das sehr oft geschieht, ist das durchaus auch ein schmerzhafter Prozess."
...der einen aber in der Regel nicht zum Arzt treibt. Und wann wird ein Schluckauf behandlungsbedürftig?
" Wenn es dauerhaft bestehen bleibt, da wird jeder Patient glaube ich von alleine kommen."
...meint Ulrich Schwantes. Aber auch Menschen, die sehr häufig Schluckauf haben, sollten sich untersuchen lassen:
" Es gibt ja einige Erkrankungen, die auch ihrerseits sowohl einen Reiz auf diesen Zwerchfellnerv ausüben können, als auch einen Reiz direkt am Zwerchfell, beispielsweise Abzesse, die sich unterhalb des Zwerchfells befinden, also in der Bauchhöhle befinden, und es sind natürlich genauso gut denkbar Prozesse, die im Bereich des Brustraumes stattfinden, und hier sind es auch wieder entweder Entzündungen, aber auch Tumoren sind denkbar, und das führt zu einem entweder auch dauerhaften Reiz mit der Folge des Schluckaufs oder aber eben zu ständig sich wiederholenden Schluckaufattacken."
Auch Schilddrüsenfehlfunktionen oder Erkrankungen des zentralen Nervensystems können Ursache für häufigen Schluckauf sein, ebenso Entzündungen des Gehirns oder der Hirnhäute sowie unfallbedingte Hirnschäden. Aber das kommt nur äußerst selten vor. Und ein Schluckauf tritt praktisch nie alleine als Zeichen einer schweren oder bösartigen Erkrankung auf.
Da er selbst keine Krankheit ist, sondern lediglich ein Reflex, gibt es eigentlich auch keine "Therapie"...
" Die Erfahrung haben ja fast alle Menschen gemacht, man hickst 12mal, und dann hat man das Gefühl, jetzt ist es vorbei, und dann kommen noch mal ein paar Hickser, und dann wird man ein bisschen unruhig, in dem Augenblick, wo man es vergessen hat, wo man dem Körper sozusagen seine eigene Tätigkeit wieder alleine überlässt, und nicht versucht mit dem Bewusstsein gegen zu steuern, hat sich das meistens erledigt."
Aber weil das Gehickse so unangenehm ist und weil es doch immer noch ein bisschen mysteriös erscheint, werden Betroffene mit Ratschlägen überhäuft:
" Nase zuhalten - Wasser trinken, Luft anhalten - Ein Stuck Zucker langsam auf der Zunge zergehen lassen - Ganz angestrengt nachdenken, was man die letzten Tage gegessen hat - eine Tasse Tee, in kleinen Schlucken zu trinken und sich ganz auf den Geschmack des Tees zu konzentrieren und dem Körper das Schlucken selbst zu überlassen, kann genauso eine Ablenkungsmethode sein - den Schlucker erschrecken! - tief aus- und einatmen."
Und Magisches darf natürlich auch nicht fehlen: "Rausgehen und unter einen Felsen spucken" - "An sieben glatzköpfige Männer denken oder an neuen galoppierende Schimmel!" "Über den Daumen gähnen und dabei in die Sonne sehen" - das Vaterunser rückwärts beten"...
44.000 Ratschläge gegen Schluckauf bekam der Kalifornier Jack O'Leary zugesandt, als eine Zeitung berichtete, er hickse schon seit acht Jahren. Die Geschichte kennt Ulrich Schwantes natürlich auch:
" Ich glaube, dass die 44.000 Möglichkeiten eigentlich gar nichts anderes beinhalten, als das Bewusstsein ein bisschen abzulenken und den Körper wieder alleine seinen Weg finden zu lassen. Denn normal ist, dass dieser Muskel gleichmäßig arbeitet, keine Krämpfe auslöst, und soweit ich weiß, haben ja auch all die 44.000 Möglichkeiten, die da ein Mann in Amerika mal zugesandt bekommen hat, alle nicht geholfen und hinterher hat ihm der Glaube geholfen an einen bestimmten Wunderheiler, "
...das war 1956. Die Medizin schreitet heute schon etwas schneller ein: Gegen dauerhaften oder sehr häufigen Schluckauf wird die kontrollierte Inhalation von Kohlendioxid verordnet, werden Beruhigungsmittel oder Neuroleptika gegeben. Oder der Nervus phrenicus wird durch eine Spritze betäubt.
"...und wenn eben keine andere schwerwiegende Krankheit vorliegt, dann geht es mehr wieder darum, selber die nötige Ruhe zu haben. "
Es fällt schwer zu glauben, aber Charles Osborne aus dem US-Bundesstaat Iowa ist das offenbar gelungen: Ruhe zu bewahren - mit einem Schluckauf. So schaffte er es ins Guinness-Buch der Rekorde: Schätzungsweise 430 Millionen Mal hickste der Mann zwischen 1922 und 1990. Anfangs 40 mal pro Minute, später nur noch halb so häufig. Und sein größter Kummer dabei war nach eigenem Bekunden: Wegen der Hickser falle ihm dauernd sein künstliches Gebiss aus dem Mund. Nach 68 Jahren hörte der Schluckauf plötzlich wieder auf. Osbourne starb an Alterschwäche - mit 97 Jahren.
" Der Schluckauf ist eigentlich nichts weiter als eine plötzliche Verkrampfung des Zwerchfells, das ist der Muskel, der sich unter der Lunge ausspannt, und normalerweise würde einfach Luft rausgepresst aus den Lungen, da sich die Stimmritze aber verschließt, bleibt die Luft in der Lunge, das wird etwas komprimiert, und es entsteht dann durch die Druckbewegung nach oben hin der Hickser."
Physiologisch ist das Rätsel inzwischen also gelöst. Vermutlich ein Relikt aus der menschlichen Entwicklungsgeschichte, wie Ulrich Schwantes, Professor für Allgemeinmedizin an der Berliner Charité, weiter erklärt:
" Man glaubt, dass das Ganze möglicherweise eben bei den ungeborenen Kindern einen Sinn hat, weil da die Lungentätigkeit noch nicht stattfindet, es wird quasi vorweg trainiert, gleichzeitig muss natürlich, damit eben in dieser Zeit keine Flüssigkeit, kein Fruchtwasser in die unreifen Lungen des Ungeborenen hineinkommen, sorgfältig vom Körper darauf geachtet werden, dass gleichzeitig auch sich sozusagen reflektorisch die Stimmritze verschließt."
Außerhalb des Mutterleibes sind es vor allem die Begleiterscheinungen des modernen Lebens, die den Menschen zum Hicksen bringen können: zu rasches Essen oder Trinken, sehr kalte oder heiße Speisen, stark kohlensäurehaltige Getränke oder zu viel Alkohol. Auch Stress verursacht Schluckauf: wenn essen, telefonieren und Luft holen mal wieder gleichzeitig passieren sollen. Und Lachen endet bisweilen "schluchzend".
" Vermittelt wird dieser Reflex über einen bestimmten Nerven, Nervus phrenicus, wenn dieser Nerv gereizt wird durch eine ungewohnte Schluckaktion, beispielsweise, und dieser Nerv ein bisschen gedehnt wird, gezerrt wird, dann kann es zu einem solchen Reflex kommen, das kennt jeder. Man schluckt etwas und kurze Zeit später kommen diese Hickser, die vielleicht 4, 5 mal oder auch 12mal hinter einander geschehen, das drückt ja dann richtig bei verschiedenen Menschen bis in den Kehlkopf, und wenn das sehr oft geschieht, ist das durchaus auch ein schmerzhafter Prozess."
...der einen aber in der Regel nicht zum Arzt treibt. Und wann wird ein Schluckauf behandlungsbedürftig?
" Wenn es dauerhaft bestehen bleibt, da wird jeder Patient glaube ich von alleine kommen."
...meint Ulrich Schwantes. Aber auch Menschen, die sehr häufig Schluckauf haben, sollten sich untersuchen lassen:
" Es gibt ja einige Erkrankungen, die auch ihrerseits sowohl einen Reiz auf diesen Zwerchfellnerv ausüben können, als auch einen Reiz direkt am Zwerchfell, beispielsweise Abzesse, die sich unterhalb des Zwerchfells befinden, also in der Bauchhöhle befinden, und es sind natürlich genauso gut denkbar Prozesse, die im Bereich des Brustraumes stattfinden, und hier sind es auch wieder entweder Entzündungen, aber auch Tumoren sind denkbar, und das führt zu einem entweder auch dauerhaften Reiz mit der Folge des Schluckaufs oder aber eben zu ständig sich wiederholenden Schluckaufattacken."
Auch Schilddrüsenfehlfunktionen oder Erkrankungen des zentralen Nervensystems können Ursache für häufigen Schluckauf sein, ebenso Entzündungen des Gehirns oder der Hirnhäute sowie unfallbedingte Hirnschäden. Aber das kommt nur äußerst selten vor. Und ein Schluckauf tritt praktisch nie alleine als Zeichen einer schweren oder bösartigen Erkrankung auf.
Da er selbst keine Krankheit ist, sondern lediglich ein Reflex, gibt es eigentlich auch keine "Therapie"...
" Die Erfahrung haben ja fast alle Menschen gemacht, man hickst 12mal, und dann hat man das Gefühl, jetzt ist es vorbei, und dann kommen noch mal ein paar Hickser, und dann wird man ein bisschen unruhig, in dem Augenblick, wo man es vergessen hat, wo man dem Körper sozusagen seine eigene Tätigkeit wieder alleine überlässt, und nicht versucht mit dem Bewusstsein gegen zu steuern, hat sich das meistens erledigt."
Aber weil das Gehickse so unangenehm ist und weil es doch immer noch ein bisschen mysteriös erscheint, werden Betroffene mit Ratschlägen überhäuft:
" Nase zuhalten - Wasser trinken, Luft anhalten - Ein Stuck Zucker langsam auf der Zunge zergehen lassen - Ganz angestrengt nachdenken, was man die letzten Tage gegessen hat - eine Tasse Tee, in kleinen Schlucken zu trinken und sich ganz auf den Geschmack des Tees zu konzentrieren und dem Körper das Schlucken selbst zu überlassen, kann genauso eine Ablenkungsmethode sein - den Schlucker erschrecken! - tief aus- und einatmen."
Und Magisches darf natürlich auch nicht fehlen: "Rausgehen und unter einen Felsen spucken" - "An sieben glatzköpfige Männer denken oder an neuen galoppierende Schimmel!" "Über den Daumen gähnen und dabei in die Sonne sehen" - das Vaterunser rückwärts beten"...
44.000 Ratschläge gegen Schluckauf bekam der Kalifornier Jack O'Leary zugesandt, als eine Zeitung berichtete, er hickse schon seit acht Jahren. Die Geschichte kennt Ulrich Schwantes natürlich auch:
" Ich glaube, dass die 44.000 Möglichkeiten eigentlich gar nichts anderes beinhalten, als das Bewusstsein ein bisschen abzulenken und den Körper wieder alleine seinen Weg finden zu lassen. Denn normal ist, dass dieser Muskel gleichmäßig arbeitet, keine Krämpfe auslöst, und soweit ich weiß, haben ja auch all die 44.000 Möglichkeiten, die da ein Mann in Amerika mal zugesandt bekommen hat, alle nicht geholfen und hinterher hat ihm der Glaube geholfen an einen bestimmten Wunderheiler, "
...das war 1956. Die Medizin schreitet heute schon etwas schneller ein: Gegen dauerhaften oder sehr häufigen Schluckauf wird die kontrollierte Inhalation von Kohlendioxid verordnet, werden Beruhigungsmittel oder Neuroleptika gegeben. Oder der Nervus phrenicus wird durch eine Spritze betäubt.
"...und wenn eben keine andere schwerwiegende Krankheit vorliegt, dann geht es mehr wieder darum, selber die nötige Ruhe zu haben. "
Es fällt schwer zu glauben, aber Charles Osborne aus dem US-Bundesstaat Iowa ist das offenbar gelungen: Ruhe zu bewahren - mit einem Schluckauf. So schaffte er es ins Guinness-Buch der Rekorde: Schätzungsweise 430 Millionen Mal hickste der Mann zwischen 1922 und 1990. Anfangs 40 mal pro Minute, später nur noch halb so häufig. Und sein größter Kummer dabei war nach eigenem Bekunden: Wegen der Hickser falle ihm dauernd sein künstliches Gebiss aus dem Mund. Nach 68 Jahren hörte der Schluckauf plötzlich wieder auf. Osbourne starb an Alterschwäche - mit 97 Jahren.